Krefelder Seidenstraße Verbindung von Mensch zu Mensch

Krefeld · Das Projekt Seidenstraße ist auf gutem Weg. Viele Krefelder haben sich dazu gemeldet und zeigen sich sehr kreativ. Künstlerin Julia Timmer besucht sie zu Hause.

Projekt Seidenstraße: Museumsleiterin Dr. Ilka Wonschik (l.) freut sich, dass Künstlerin Julia Timmer bei ihren Hausbesuchen auf so viele kreative Gestaltungen trifft.

Foto: Müller

Wenn Julia Timmer an der Haustür klingelt, hat sie stets ein duftendes Brot dabei. „Die Besuchten freuen sich tierisch darüber“, schwärmt die Künstlerin. Der gemeinsame Genuss des Brotes lockert die Zungen und bringt das Gespräch in Gang.

Thema ist ein Stück Seide, das die Besuchten nach eigener Vorstellung gestalten. Julia Timmer als versierte Krefelder Künstlerin hilft dabei.

Sie ist unterwegs für das Projekt Seidenstraße. Initiator ist das Haus der Seidenkultur an der Luisenstraße. „Im November haben wir das Projekt gestartet“, erinnert Dr. Ilka Wonschik, Leiterin des Museums.

Die Idee: Dreißig verschiedene Haushalte in Krefeld gestalten jeweils ein Stück Seide. Am Ende werden die Stücke zu einem großen Tischtuch zusammengefügt. Diese „Krefelder Seidenstraße“ symbolisiert die Zusammengehörigkeit der Krefelder. Angelehnt ist die Idee an der historischen Seidenstraße, die einst China mit Europa verband.

Das Projekt hat in der Krefelder Bürgerschaft gezündet. Über 200 Bewerbungen gingen ein. Julia Timmer ist seitdem mit einem Elektroroller der SWK, einer der Sponsoren des Projektes, unterwegs und besucht 30 ausgeloste und ausgewählte Haushalte. Das mitgebrachte Brot dient als „Türöffner“.

Die Künstlerin ist ganz begeistert von der Kreativität der Menschen. Manche bemalen den Stoff, andere nähen oder häkeln Motive, viele verbinden mit ihren Gestaltungen sehr persönliche Geschichten. „Ich habe noch niemanden angetroffen, der nicht stolz auf sein Stück Seide ist“, zeigt sich Julia Timmer beeindruckt. „Meist sitzen wir am Esstisch zusammen“, erzählt sie über den Ablauf. Dann wird beraten, experimentiert und gearbeitet. Zwischen zwei und vier Stunden bleibt die Künstlerin präsent. Manchesmal ist sie auch zur Fortsetzung noch einmal wiedergekommen.

Die bisher besuchten Teilnehmer sind ganz unterschiedlich. Der Senior ist dabei wie die junge Mutter mit ihrer Tochter, die Leiterin des Deutschen Textilmuseums wie der Krefelder Couturier Wolf Schinke, eine Fachschaft aus Kunstlehrern wie eine Gruppe der jüdischen Gemeinde. Analog zur historischen Seidenstraße verbindet das Projekt die einzelnen Haushalte und Menschen quer durch die Stadt Krefeld wie an seidenen Fäden.

„Die Menschen nehmen die Besuche sehr intensiv wahr“, freut sich Dr. Wonschik über das Engagement der Teilnehmer, „und alle zeigten sich gespannt, was wohl die jeweils anderen gestalten“.

Am 9. März werden sie das Ergebnis zu Gesicht bekommen. Dann lädt das Haus der Seidenkultur zur großen Abschlussveranstaltung ein. Das fertige Tischtuch wird präsentiert. „Das wird eine komplexe Komposition, die mehr über Krefeld erzählt als manches andere“, ist sich die Museumsleiterin sicher.