„MobyDick“ im Theater Krefeld Der Mensch in den Gewalten des Meeres

Krefeld · Eine Adaption des weltberühmten Romans „Moby Dick“ bringt das Krefelder Stadttheater auf die Bühne. Unser Bericht von der Premiere am vorigen Samstag:

Rundum Leere: Das kleine Häuflein der Schiffsbesatzung fühlt sich den Elementen ausgesetzt. Anlass auch für eine Existenzbefragung.

Foto: Matthias Stutte

Wenn einer eine Reise tut, dann kann er viel erzählen. Fünf Männer, Sinnbild einer Mannschaft, unternehmen eine Reise auf See. Keine Vergnügungsreise. Sie sind Walfänger und jagen unter dem Kommando des fürchterlichen  Kapitäns Ahab den legendären weißen Wal Moby Dick. Doch die fünf Schauspieler auf der Bühne erzählen kaum von den Erlebnissen der Reise. Statt dessen kehren sie die Seele nach außen: philosophieren über Gott, schwadronieren über das Leben, interpretieren die weiße Farbe, moralisieren Erinnerungen. Dabei wechseln sie munter die Identitäten, sind mal der eine, mal der andere.

Was sie da alles von sich geben, ist schwer zu memorieren. Der Zuschauer im Parkett müsste schon eine außergewöhnliche Aufnahmefähigkeit besitzen, um in den geballten  Sprechflüssen mit ihrem Themenwirrwarr  einen roten Faden auszumachen.

Der Roman „Moby Dick“ von Herman Melville ist die Vorlage zu dem Schauspiel. In der Tat ist dieser  angereichert mit  essayistischen Passagen. Regisseurin Maja Delinic´ und Dramaturgin Verena Meis haben daraus eine Bühnenfassung geschneidert, die großes Zutrauen in die Konzentration des Publikums setzt.  

Entspannung und Entschädigung findet der Zuschauer durch grandiose Bühnenbilder. Wobei die Kulissen abstrakt bleiben: eine verschiebbare Wand, eine herabgelassene Decke, viel Segeltuch, eine Drehbühne. Das genügt, um mithilfe von Windmaschinen sowie Licht- und Toneffekten das sturmgepeitschte Meer und den Kampf der Walfänger erlebbar und sogar spürbar werden zu lassen. Regisseurin Delinic´, Bühnenbildnerin Ria Papadopoulou und die Techniker hinter der Bühne bescheren den Zuschauern Bilder von einer Intensität, die unter die Haut geht.

Und so erschließt sich der Gehalt  des Stücks vielleicht noch am ehesten über die emotionalen Eindrücke und die Darstellungskunst der fünf Schauspieler. Ist das tobende Meer nicht Sinnbild für Abgründe und Unberechenbarkeit menschlicher Existenz? Die weiße Farbe des Wals Sinnbild für die Unschuld der Natur? Und die Jagd nach ihm für die Vergeblichkeit menschlichen Tuns? Wer weiß. Die fünf Männer jedenfalls blicken am Ende stumm ins Endlose.    

Das Stück dauert eine Stunde 50 Minuten und wird ohne Pause durchgespielt. Der Applaus am Schluss war kräftig und lang, wenn auch nicht enthusiastisch.

Weitere Vorstellungen (vor Beginn gibt es eine Einführung im Glasfoyer): 21. Mai; 4., 9., 20., 24. (18 Uhr) Juni. Beginn: 19.30 Uhr.

Karten an der Theaterkasse, Tel.: 02151-805-125, oder www.theater-kr-mg.de