Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte Claudia Quack hilft afghanischer Familie
Mönchengladbach · Helfen liegt Claudia Quack im Blut. Die 45-jährige Mönchengladbacherin arbeitet in der Pflege und will nun eine Aufgabe lösen, die sie ganz anders fordert. Es geht um Leben und Tod.
Seit Wochen hält Claudia Quack Verbindung zu einem Mann, der vor 2013 Ortskraft der Bundeswehr in den nördlichen Provinzen von Afghanistan war und für die Soldaten die Landessprache Dari ins Englische übersetzte. Nennen wir ihn Adib, denn seine Identität darf nicht enthüllt werden, weil es ihn das Leben kosten würde.
Letzte Woche erreichte Claudia Quack über Facebook ein Foto. „Das Bild zeigt die afghanische Familie, auf dem die Kinder und das Ehepaar Zettel in die Kamera halten, mit denen sie sich bei mir für die Hilfe bedanken. Das hat mein Herz berührt.“ Claudia Quack will, dass die Öffentlichkeit davon erfährt, auch wenn die Lage heikel ist, und Namen nicht gesagt und Fotos nicht gezeigt werden dürfen.
„Die Taliban werden mich töten“, hatte Adib geschrieben. Also hat sie 300 Euro überwiesen, damit er die Möglichkeit erhält, für sich und seine Familie Pässe zu besorgen. Was allerdings einen trügerischen Fortschritt bedeutet, denn alle Grenzen sind dicht, ob die zu Usbekistan, dem Iran oder nach Pakistan. Claudia Quack und Adib schreiben sich jeden Tag. Gerade hat sie noch einmal 800 Euro geschickt. „Denn der Winter steht vor der Tür und die Familie braucht warme Kleidung.“ Sie ergänzt: „Uns geht es doch hier so gut, warum können wir nicht ein bisschen abgeben und teilen?
2010 war das Land voller Hoffnung. Die Sicherheitslage verbesserte sich und etliche Afghanen wollten mithelfen, ihrem Land Frieden, Stabilität und Bildung zu bringen, und boten sich mit ihren Kenntnissen als Übersetzer an. Damit waren sie natürlich immer an der Nahtstelle zwischen den Vertretern des vorherigen Regimes und der Zukunft in Freiheit. Schon damals bemühten sich die Taliban, der „Verräter“ habhaft zu werden, und die engagierten Menschen mussten ihren Job aufgeben und untertauchen. Immer wieder gab es Einschüchterungen und Drohungen gegen sie und manchmal sogar Anschläge.
Adib versuchte und versucht, seine Familie durch die Wirren des Kriegs zu manövrieren, immer voller Angst vor der Entdeckung, immer auf der Suche nach Möglichkeiten, die Ernährung sicherzustellen und den Kindern Anziehsachen zu besorgen. Claudia Quack wiederholt einen Satz immer wieder: „Es geht nicht um mich, sondern darum, darauf aufmerksam zu machen, wie schwierig es für die Menschen dort ist.“
Mittlerweile hat sie sich dem Patenschaftsnetzwerk Afghanische Ortskräfte angeschlossen, das sich seit vielen Jahren um diese Menschen kümmert. Hier erklären die ehrenamtlichen Helfer auch, was es mit der Formel „nach 2013“ auf sich hat, „nämlich nichts“. Alle Rückhol-Initiativen laufen darauf hinaus, dass nach 2013 ein Arbeitsvertrag zustande gekommen sein muss. „Diese willkürliche Scheidewand 2013 wollen wir durchbrechen.“ Denn klar sei, solche Feinheiten existierten für die Taliban nicht. Da kursieren Listen und die Taliban hätten schon seit vielen Jahren eine Informationsinfrastruktur aufgebaut. Erschwerend hinzu kommt die Denunziation durch Nachbarn und Bekannte. Adib sieht für sich und seine Familie nur noch den Weg zu fliehen.
Wer mehr wissen und vielleicht sogar helfen will: www.patenschaftsnetzwerk.de