Zornröschen e.V. stellt Präventionstheaterstück vor ab!pfiff – gegen Gewalt im Sport

Mönchengladbach · Ja, es gibt sie! Sexualisierte Gewalt in Sportvereinen! Sogar häufiger als man denkt! Mit dem Präventions-Theaterstück „ab!pfiff“ möchte Zornröschen e.V. diese Grenzverletzungen ins Bewusstsein rücken – bei Trainer*innen und Eltern, bei den jungen Sportler*innen und natürlich in den Vereinen.

Julia Fouquet und Jonathan Platzen in dem Stück ab!pfiff. Das Zornröschen-Präventions-Theater richtet sich gegen sexualisierte Gewalt im Sport.

Foto: Zornröschen e.V./Till Bruehne

„Ich war zwölf Jahre alt, als mein Trainer mich das erste Mal bemerkte“ – in der Stimme der jungen Frau schwingen Ärger, Zorn und Scham mit. So beginnt eine von insgesamt sieben Szenen des Theaterstücks ab!pfiff. Geschrieben wurde es von Carolin Schmitten, die jungen Leuten Mut machen will, über das Thema sexualisierte Gewalt im Sport zu sprechen. Die Szenen greifen unterschiedliche Täter/Opfer-Konstellationen auf, „es wird spürbar, wann eine Situation kippt, wann es komisch wird“, erklärt die Regisseurin.

Gerade der Sport- und Trainingsbetrieb mit seiner mitunter körperlichen Nähe bietet potenzielle Gelegenheiten für sexualisierte Gewalt: Hilfestellungen bei Übungen, gemeinsames Duschen oder Fahrten zu Turnieren können für Übergriffe missbraucht werden. Zahlen belegen, dass es sich dabei nicht um Einzelfälle handelt: Laut der Deutschen Sporthochschule Köln haben 86 Prozent von 1 800 befragten Leistungssportler*innen als Kind oder Jugendlicher schon einmal psychische oder physische Gewalt erfahren, ein Drittel sogar sexuelle Gewalt. Zehn Prozent waren beim ersten Mal nicht einmal 14 Jahre alt, weitere 57 Prozent zwischen 14 und 17 Jahre. Mädchen sind mehr betroffen als Jungen. Die Täter waren überwiegend erwachsene männliche Personen aus dem Vereinsumfeld.

Mit „ab!pfiff“ setzt Zornröschen e.V. vor allem auf Prävention, damit es erst gar nicht zu diesen Grenzverletzungen kommt. Vereine können das Stück für ihre minderjährigen Mitglieder buchen, außerdem gehören Informationsveranstaltungen für Trainer*innen und Eltern sowie ein Workshop für die Kinder und Jugendlichen zum Gesamtpaket. „Hier zeigen wir Handlungsstrategien bei grenzverletzendem Handeln auf. Was kann ich tun, wenn ich selber betroffen bin, an wen kann ich mich in meinem Verein wenden“, erläutert Carolin Schmitten.

Zornröschen ist es ein besonderes Anliegen, dass sich die Sportvereine dem Thema sexualisierte Gewalt annehmen, indem sie beispielsweise ein Schutzkonzept für Kinder und Jugendliche entwickeln. „Bislang haben nur etwa ein Drittel aller deutschen Sportvereine sich selbst Regeln für den Umgang mit Kindern und Jugendlichen gegeben“, nennt Sigrid Mattausch, Mitarbeiterin bei Zornröschen, alarmierende Zahlen. Sogar nur zehn Prozent der Vereine haben eine Ansprechperson für Prävention und Intervention bestellt.

Der Stadtsportbund Mönchengladbach (SSB) ist Kooperationspartner von Zornröschen und erstellt zurzeit ein Präventions- und Interventionskonzept zum Schutz vor sexualisierter Gewalt im Sport unter dem Titel „Schweigen schützt die Falschen“. „Wir bieten unseren Sportvereinen Informationsmaterialen, kostenfreie Beratungen, Schulungen, Workshops und Hilfestellung bei der Erstellung eigener Schutzkonzepte an“, so Wolfgang Rombey, Präseident des SSB.

Mit im Boot ist auch Borussia Mönchengladbach. „Das Thema Jugendschutz liegt uns sehr am Herzen“, betont Markus Aretz, Mediendirektor des VfL. „Der Sportverein sollte ein Ort sein, an dem sich Kinder und Jugendliche sicher fühlen und vor sexuellen Übergriffen geschützt sind.“ Borussia als größter Sportverein der Stadt und Bundesligist will dieses Thema offensiv angehen und so ein breites Interesse wecken.