Gefährliche Körperverletzung nach Oktoberfest in Schiefbahn In den Rollstuhl geprügelt

Schiefbahn · Den Abend des 21. Septembers werden Thomas Schmid und seine Familie wohl nicht so schnell vergessen. Eigentlich wollte er abends nur schnell seinen Sohn und dessen Freundin vom Oktoberfest in Schiefbahn abholen, doch was dann passierte, macht einfach nur fassungslos.

Eigentlich wollte er nur seinen Sohn abholen - doch die vermeintliche Rangelei vor dem Schiefbahner Festzelt beim Oktoberfest brachte Thomas Schmid mit zwei gebrochenen Beinen zunächst ins Krankenhaus und jetzt noch für einige Monate in den Rollstuhl.

Foto: Privat

Zwei Wochen hat Thomas Schmid im Krankenhaus gelegen. Sein rechtes Bein wurde mehrfach gebrochen und musste operiert werden, sein ganzer Körper ist übersät mit blauen Flecken und Blutergüssen. „Wenn alles gut verheilt, kann ich Ende des Jahres bzw. Anfang nächsten Jahres vielleicht wieder laufen“, sagt der 57-Jährige. Sein Auto ist demoliert, die Schäden liegen im fünfstelligen Bereich. Der für die Herbstferien geplante und bereits bezahlte Familienurlaub fällt komplett ins Wasser. Viel schwerer aber wiegen die psychischen Folgen. „Ich fühle mich komplett allein gelassen, bis heute hat die Polizei kein Gespräch mit mir über den Vorfall geführt, weil ich aufgrund meiner Verletzungen nicht in der Lage bin, persönlich auf der Dienststelle zu erscheinen“, berichtet Thomas Schmid. Man habe zu viele Fälle auf dem Tisch und könne keine Hausbesuche machen, so die „Erklärung“ der Polizei.

Schmid erzählt, was sich am Abend des 21. Septembers ereignet haben soll. Gegen 23 Uhr wollte er seinen Sohn und dessen Freundin vom Oktoberfest am Jahnplatz abholen. Um dem Gedränge zu entgehen, parkte er sein Auto in einer Seitenstraße ‚Am Steigerturm‘, wo sich zu diesem Zeitpunkt, nach Ende der Zeltveranstaltung, bereits viele Menschen aufhielten. Dort bemerkte er eine Gruppe junger Leute, die die Festbesucher anpöbelten und junge Frauen belästigten. Auch Schmids Sohn und dessen Freundin gerieten zwischen die Fronten, konnten sich aber gerade noch so ins Auto retten. „Die Vandalen waren unglaublich aggressiv, rissen an der Beifahrertür und schlugen wie verrückt auf die Scheibe ein“, erinnert sich Thomas Schmid. Einfach zurücksetzen und wegfahren konnte und wollte er nicht, „ich hatte Angst jemanden anzufahren, weil ich nach hinten schlechte Sicht hatte“.

Der 57-Jährige nahm daraufhin all seinen Mut zusammen und stieg aus dem Auto aus, um beschwichtigend auf die Gruppe einzureden. Doch dann eskalierte die Situation völlig. Die jungen Leute prügelten auf ihn ein, würgten ihn und schlugen seinen Kopf immer wieder gegen einen dort geparkten Mannschaftswagen der Feuerwehr. „Der Rädelsführer sprang regelrecht auf mich drauf, wodurch wir alle zu Fall kamen und ich mir mein Bein gebrochen habe“, beschreibt Schmid die schrecklichen Erlebnisse. Schwer verletzt am Boden liegend, hörte er noch, wie jemand sagte „der hat jetzt genug“, worauf die Schläger zwar von ihm abließen, ihre Attacken aber weiterhin gegen sein Auto richteten. Erst als die Security aus dem Festzelt erschien, flüchtete die Gruppe.

Von der Polizei fühlt sich Thomas Schmid komplett alleine gelassen. Erst auf sein beharrliches Drängen hätten Beamte Fingerabdrücke an seinem Fahrzeug gesichert, damit Tatverdächtige überführt werden können. „Wir sind hier doch nicht bei Derrick“ habe ihm die zuständige Beamtin geantwortet und seine Bitte zunächst mehrfach abgebügelt. Geholfen habe ihm auch niemand, obwohl sich zum Zeitpunkt der Prügelattacke viele Leute im Bereich ‚Am Steigerturm‘ aufgehalten hätten.

Inzwischen hat Schmid eine Anwältin eingeschaltet, auch vom Veranstalter des Oktoberfestes, der St. Sebastianus Bruderschaft Schiefbahn, erfährt der 57-jährige viel Unterstützung. Unter anderem haben die Schützen auf den einschlägigen Social Media-Kanälen Zeugenaufrufe gestartet. Mit Erfolg. Eine Anwohnerin hat sich gemeldet, die den Vorfall mit ihrem Handy gefilmt hat. Einige der Täter konnten bereits aller Wahrscheinlichkeit nach einem Verein aus dem benachbarten Tönisvorst zugeordnet werden.

„Wir nehmen den Fall von Herrn Schmid absolut ernst“, heißt es auf Anfragen des Extra-Tipps bei der Polizei im Kreis Viersen. Tatsächlich habe die verantwortliche Ermittlerin aktuell um die 60 Fälle zu bearbeiten. „Das hört sich viel an, ist aber mittlerweile schon Standard. Und natürlich laufen auch die Ermittlungen im Fall von Herrn Schmid“, so eine Polizeisprecherin weiter. Tatsächlich, so die Sprecherin, gehört der Fall von Thomas Schmid zur ‚gefährlichen Körperverletzung‘. Dabei sei die ‚Deliktqualifizierung‘ nicht abhängig von der schwerer der Verletzung, die ein Opfer - in unserem Fall Thomas Schmid - erfährt, sondern eher abhängig von der Tatwaffe. Im Fall hier sei der Sprung mit ‚besohltem Schuh/Fuß‘ ausreichend für eine gefährliche Körperverletzung. Laut § 224 StGB könne das für den Täter bei einer Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren bedeuten.

„Fakt ist: Die Ermittlungen laufen, es wurden bereits Zeugen vernommen und weitere Vernehmungstermine sind für kommende Woche angesetzt“. Auch besagtes Video sei mittlerweile von der Polizei gesichtet worden. „Jeder Hinweis auf Personen in dem Video hilft den Ermittlern weiter“, so die Polizeisprecherin. Da es sich um ein laufendes Verfahren handele, dürfe man jedoch keine weiteren Auskünfte erteilen.