Thema Klimaanpassungsstrategie „Extrem ist das neue Normal“

Stadt Willich · Die jüngste Hochwasserkatastrophe in Osteuropa, das Weihnachtshochwasser in NRW, die Dürresommer in den zurückliegenden Jahren: Die Klimakrise ist bei uns angekommen und verursacht Schäden. Nordrhein-Westfalen hat als erstes Bundesland eine Klimaanpassungsstrategie entwickelt. Umweltminister Oliver Krischer stellte sie am Dienstag vor.

Fußabdruck. Foto: Jenny Sturm

Foto: Jenny Sturm - stock.adobe.com

„Die Klimakrise ist längst bei uns angekommen und Klimaschutz ist die(!) Menschheitsaufgabe“, so Umweltminister Oliver Krischer am Dienstag in einem Online-Pressegespräch, aber man müsse sich auch mit der Klimaanpassung beschäftigen, denn die Wetterextreme verursachten große Schäden und Kosten. „Und das jetzt ist nur der Anfang dessen, was noch auf uns zu kommen wird“, so Krischer, extrem sei das neue Normal. Wenn sich die Dinge so weiterentwickelten, müsse man mit einem Schaden von 280 Milliarden Euro jährlich für die deutsche Volkswirtschaft rechnen, es könnten aber auch 900 Milliarden werden. „Schon jetzt liegt NRW 1,5 Grad über der Temperatur des vorindustriellen Zeitalters“, so Krischer. Wenn man den Experten glauben schenke, würden es drei Grad bis Ende des Jahrhunderts. NRW sei das erste Bundesland, das eine Klimaanpassungsstrategie für 2024 bis 2029 erarbeitet habe, um die Schäden zu reduzieren und für die Menschen erträglicher zu machen.

Das sperrige Wort beinhaltet 110 Maßnahmen in 16 Handlungsfeldern von der Landwirtschaft über die Stadtentwicklung bis zum Katastrophenschutz, mit denen auf die Klimakrise reagiert, und ihre Folgen ein bisschen abgeschwächt werden können.

Dazu gehören etwa in der Binnenschifffahrt die Entwicklung von Schiffen mit weniger Tiefgang, die den Rhein auch mit niedrigem Pegelstand befahren können, dazu gehört zum Beispiel die Entsiegelung der „Hitzeinseln“ Schulhöfe, die Anlage von Trinkbrunnen, die Schließung von Entwässerungsgräben in Wäldern, damit Wasser nicht mehr so schnell abfließt, und auch Moorschutz zur Reduzierung von Überschwemmungen. Grundlage sei der Klimaatlas, mit dem man runtergebrochen bis auf einzelne Grundstücke in NRW die Folgen der Klimakrise sehen könne. „Das alles wollen wir nicht nur aufschreiben und sagen, sondern wir liefern als Landesregierung die notwendigen Daten und Grundlagen und unterstützen die Umsetzung mit einer Vielzahl von Förderprogrammen, um am Ende auch tatsächlich Veränderungen vor Ort zu bewirken“, so der Umweltminister.

Früher habe es etwa alle drei Jahre eine Hitzeperiode gegeben, heute gebe es jährlich mindestens eine, mahnt Dr. Barbara Köllner, Vizepräsidentin des Landesamtes für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW und Abteilungsleiterin Klima. Und das sei schon der beste Fall. Je nach Region in NRW müsse man in Zukunft mit mehr als fünf Hitzeperioden im Jahr rechnen. In einem Szenario, in dem alles „weiter so wie bisher“ gehandhabt werde, müsse man auch davon ausgehen, dass extreme Wetterkapriolen noch extremer würden, schwerere Starkregenereignisse, intensivere und längere Gewitter...