Der städtische Haushalt wird zur Zerreißprobe. Seit Monaten ist es das Thema in der Politik - bisher immer wieder mit einem unzufriedenen Ergebnis. Kritik gab es vor allem an Kämmerer Dr. Reimund Berg (GRÜNE). Das wirkte sich soweit aus, dass beim Bürgermeister Mitte Juni mehrere Anträge auf die sogenannte „Abberufung eines Beigeordneten und Kämmerers Dr. Raimund Berg“ eingegangen waren - die Anträge stammten von den vier Fraktionen CDU, SPD, FDP und FÜR WILLICH. In der Stadtratssitzung am Mittwoch sollte nun darüber entschieden werden. Im Rat der Stadt Willich sitzen 52 Ratsmitglieder, 38 Ratsmitglieder hatten den Antrag für die Abberufung des Kämmerers unterzeichnet. Diese zweidrittel Mehrheit hätte ausgereicht.
Doch das Ergebnis sah nun anders aus: 52 Stimmen wurden abgegeben. 30 Ratsmitglieder stimmten in geheimer Abstimmung für den Antrag, 19 dagegen, drei enthielten sich der Stimme. Kurz: Der Antrag fand also nicht die erforderliche Mehrheit, dementsprechend bleibt es beim status quo und Dr. Raimund Berg Kämmerer und Beigeordneter. Das sorgte für unterschiedlichste Reaktionen. Vor allem SPD und CDU äußerten sich kritisch. „Das Scheitern der Abberufung des Kämmerers schadet der gesamten Stadt Willich. Denn nun wird eine Person, die sich als ungeeignet erwiesen hat, weiterhin eine zentrale Position in unserer Verwaltung behalten. Besonders enttäuschend ist zudem, dass acht Ratsmitglieder, entgegen ihrer öffentlichen und schriftlichen Zusicherung, doch plötzlich gegen die Abberufung waren und damit Willichs Bürger getäuscht wurden. Die Reaktionen nach der Verkündung des Ergebnisses ließen deutlich erkennen, wer hier die Öffentlichkeit hinters Licht geführt hat. Des Weiteren ist festzustellen, dass fast 60 Prozent der Ratsmitglieder ihr Misstrauen gegenüber dem Kämmerer ausgedrückt haben“, sagt SPD Fraktionsvorsitzender in Willich.
Paul Schrömges, CDU-Fraktionsvorsitzender, schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Wer unterschreibt und anders abstimmt, der hat eindeutig getäuscht. Trotzdem bleibt festzustellen, dass auch 30 Stimmen für eine Abberufung ein deutliches Misstrauensvotum gegenüber dem Kämmerer sind. Ich frage mich jetzt nur, wie es jetzt weitergeht?“
Bürgermeister Christian Pakusch (CDU) betonte anschließend, dass eine derartige Situation gerade in Zeiten finanzieller Engpässe für Bürgermeister und Verwaltungsvorstand nicht nur politisch, sondern auch in Blick auf die Verwaltungsebene so ungewöhnlich wie herausfordernd sei. Man werde sich gemeinsam im Verwaltungsvorstand darum bemühen und alles daransetzen, nicht nur situativ, sondern auch perspektivisch eine belastbare Ebene für eine weitere, vertrauensvolle Zusammenarbeit zu schaffen.
Freudige Stimmung hingegen bei den Willicher GRÜNEN. Diese zeigten sich erleichtert, dass jetzt für die nächsten Jahre Klarheit über die Position des Kämmerers herrscht. „Damit hat ein Prozess, der schon seit über drei Jahren schwelt und Politik- wie Verwaltungsarbeit gleichermaßen erschwerte, endlich ein Ende gefunden“ stellt Merlin Praetor, langjähriges Stadtratsmitglied, fest. „Es freut mich auch, dass die für die Abwahl notwendige Stimmenanzahl deutlich verfehlt wurde und zeigt, dass viele Ratsmitglieder von den wenig konkreten Anschuldigungen nicht wirklich überzeugt waren.“ GRÜNEN- Fraktionsvorsitzender Christian Winterbach ergänzt: „Ich hoffe, dass wir nun wieder zu einem Politikbetrieb zurückfinden, der ausschließlich das Wohl unserer Stadt im Auge hat, in dem es um die Sache und um Inhalte geht und nicht um parteipolitische Machtspiele.“
Angesichts der herausfordernden Aufgaben dieser Zeit sieht die Fraktion ein Zusammenrücken und Zusammenraufen der Verwaltungsspitze wie auch der politischen Kräfte zum Wohl der Bürgerinnen und Bürger als absolut dringlich an. Angesichts der herausfordernden Aufgaben dieser Zeit sieht die Fraktion ein Zusammenrücken und Zusammenraufen der Verwaltungsspitze wie auch der politischen Kräfte zum Wohl der Bürger als absolut dringlich an.