Heimatverein stellt neues Buch vor Neues Buch: „Willicher Verhältnisse“

Stadt Willich · „Willicher Verhältnisse“ - so lautet der Titel des neuen Buches über die kommunalpolitischen Wege in der Zeit von 1945 bis zum Jahr 2020, das die Heimat- und Geschichtsfreunde Willich diesen Mittwoch in der Motte von Schloss Neersen präsentiert haben.

Gute Stimmung bei der Vorstellung des Buches „Willicher Verhältnisse“ am Mittwochabend in der Motte von Schloss Neersen.

Foto: Kellys Grammatikou

Es habe immer scharfe Diskussionen in all den Jahren zwischen den Parteien gegeben - doch zum Schluss habe man Konsenspolitik zum Wohle der Stadt Willich betrieben. Das zumindest konnten die sechs Autoren des Buches „Willicher Verhältnisse - Geschichte der Willicher Parteien von 1945 bis 2020“ attestieren. Hans-Joachim Donath, Paul Schrömbges, Bernd-Dieter Röhrscheid, Klaus Behrla/Patrick Pass sowie Maximilian Stascheit haben in drei Jahren Arbeit die komplexe politische Geschichte seit ihrer Anfangszeit nach dem Zweiten Weltkrieg aufgearbeitet. Projektleiter Ernst Kuhlen lobte bei der Vorstellung der gut besuchten Motte im Schloss Neersen die Arbeit der Autoren.

In sechs Kapiteln findet der politisch interessierte Leser nach Jahren gut aufgeschlüsselt die „Geschichte der Parteien in den Willicher Altgemeinden von 1945 bis 1948“ (Autor Hans-Joachim Donath), die „Parteiengeschichte in den Willicher Altgemeinden von 1948 bis 1969“ (Autor Paul Schrömbges), die „Willicher Verhältnisse - Geburtswehen einer jungen Stadt von 1970 bis 1984“ (Autor Bernd-Dieter Röhrscheid), die „Grünen als neuer politischer Akteur in Willich von 1984 bis 1994“ (Autoren-Team Klaus Behrla/Patrick Paas) und „Stürmische Zeiten und ruhiges Fahrwasser von 1994 bis 2020“ (Autor Maximilian Stascheit).

Alle Autoren gaben am Abend der Vorstellung einen kleinen und spannenden Einblick in die von ihnen bearbeiteten Jahre der Politik. So berichtete Hans-Joachim Donath darüber, dass vor allem die Briten (Willich stand nach dem Zweiten Weltkrieg unter britischer Militärregierung) die Gemeinderäte bestimmt hatten. Von Wahlen konnte man damals nicht sprechen. Er skizzierte kurz die Stellung der Frauen, die sich in die patriarchalische Gesellschaft hätten eingliedern müssen und das sich die Räte vor allem mit dem Aufbau der Stadt Willich beschäftigt hätten.

Paul Schrömbges erläuterte sein Kapitel, indem er kurz über das Ende der KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) und das Zentrum, das im Laufe der Jahre immer mehr Mandate an SPD und CDU verlor und sich schließlich auflöste, referierte. Eine FDP war erst 1952 zu den Gemeindewahlen angetreten.

Spannend wurde es dann bei den Ausführungen von Bernd-Dieter Röhrscheid über die „Willicher Verhältnisse“. In seinem Zeitabschnitt von 1970 bis 1984 war es vor allem die kommunale Gebietsreform, die von 1969 bis 1975 stattfand und aus der die Stadt Willich hervorging. Dabei hatte im neuen Stadtrat „...jeder seinen eigenen Kirchturm im Kopf“, so Röhrscheid. Interessant auch, dass 30 Jahre nach dem Krieg mit Käthe Franke (CDU), Christel Timmermanns (CDU), Helga Zobel (FDP) und Barbara Weiler (SPD) erstmals Frauen in den Rat einzogen.

In den 80er-Jahren war es vor allem eine neue Partei, die für Aufsehen in der politischen Landschaft sorgte. Klaus Behrla und Patrick Pass berichteten vom Einzug der Grünen in das politische Leben. Wenn man von der „Nacht der langen Messer“ spricht, ging es politisch damals vor allem um den Verkauf der Willicher Sparkasse an die Sparkasse Krefeld. Außerdem wurde in ihrem Zeitabschnitt Lukas Siebenkotten (SPD) zum ersten hauptamtlichen Bürgermeister gewählt.

Aus Berlin per Video wurde dann Maximilian Stascheit zugeschaltet, der über die letzten 26 Jahre in der Willicher Politik berichtete, vor allem aber auch über die spannende Wahl von Josef Heyes zum Bürgermeister.

Das 300 Seiten starke Werk ist sehr liebevoll und detailliert gestaltet und geschrieben, zeigt viele interessante Fotos und ist ebenfalls ein Fundus an wichtigen historischen, kommunalpolitischen Daten und Fakten. Dabei unterhält es zusätzlich mit vielen netten Anekdoten.