Herr Schrömbges, Sie sagen die Sommerpause war anstrengend. Wie meinen Sie das?
Interview mit Paul Schrömbges und Guido Görtz von der CDU Es gibt viel zu tun in Willich
Stadt Willich · Die politische Sommerpause ist auch in Willich vorbei. Dabei kann man von „Pause“ nicht wirklich sprechen, sagen CDU-Parteivorsitzender Guido Görtz (MdL) und CDU-Fraktionsvorsitzender Paul Schrömbges.
„Die Sommerpause war anstrengend“, sagen Paul Schrömbges und Guido Görtz unisono. Warum das so war und mit welchen Herausforderungen sich die Willicher Politik jetzt dringend beschäftigen muss, erzählen die beiden Politiker im Gespräch mit dem Extra-Tipp.
Schrömbges: Tatsächlich hatten wir nicht wirklich eine politische Sommerpause. Im Hintergrund haben Gespräche rund um die Themen Willicher Haushalt, Stadtwerke und Sicherheit stattgefunden.
Der Willicher Haushalt ist immer noch ein Thema. Hat denn die eingerichtete Strukturkommission keine neuen Lösungsansätze gefunden?
Schrömbges: In gewisser Weise schon. Unser Plan war und ist, dass wir in 2025 genauso viel ausgeben können wie in 2024. Sprich 199 Millionen Euro. Der Kämmerer ist da leider anderer Ansicht.
Das klingt nicht nach einer gemeinsamen Lösung...
Schrömbges: Ist es auch nicht. Darum beschäftigt uns das Thema Haushalt immer wieder aufs Neue. Ein Dauerthema. Wir wissen nicht, wie der neue Haushalt aussehen wird. Sicher ist: Es kommen ganz neue Herausforderungen auf uns zu.
Görtz: Wir können uns gewisse Ausgaben eben nicht mehr leisten. Hier gilt es Maß und Mitte zu finden. Als Beispiel nehmen wir nur die Feuerwache in Willich oder die Vynhovenschule. Hier ist Funktionalität gefragt - Hauptsache es wird umgesetzt und gebaut. Wir brauchen keine „Leuchttürme“ für Besucher von Außerhalb.
Inwiefern spielt das Thema Stadtwerke eine Rolle?
Schrömbges: Nun die Stadtwerke stehen vor der Energiewende und somit auch vor neuen Herausforderungen. Es entstehen immer mehr private PV-Anlage, sprich weniger Energieabnehmer für die Stadtwerke, ergo weniger Einnahmen für die Stadt.
Görtz: Um dem entgegenzuwirken, haben wir zwei Windräder für rund 20 Millionen Euro beschlossen. Hier sind wir mit den Stadtwerken im Dialog. Es gilt Maß und Mitte zu finden. Im Nebel können wir eben nur kleine Schritte machen.
Gilt das für alle Bereiche in Willich.
Görtz: Im Grunde schon. Trotzdem gibt es einige Punkte, die wir schneller angehen müssen.
Zum Beispiel?
Görtz: Der Wohnungsbau ist so ein Thema. Es muss mehr gebaut werden. Flächen gibt es einige. Hier sind GSG und GWG als kompetente Partner gefragt. Das Moltkedorf war seinerzeit nur eine Übergangslösung. Jetzt, wo nicht mehr alle Kapazitäten ausgeschöpft werden, bietet es Platz, um neue Wohnungen zu bauen. Außerdem gehört Willich zu den Modellkommunen des Landes NRW in Bezug auf die Baulandmobilisierungsoffensive.
Schrömbges: Vor allem brauchen wir Geschossbau. Wir haben in Willich 70 Prozent Einfamilienhäuser. Hier herrscht quasi ein Ungleichgewicht. Und wir haben die Flächen, um Wohnraum zu schaffen.
Kommen wir zum Thema Sicherheit. Nach Solingen reagieren die Menschen sensibler als je zuvor. Welche Rolle spielt das Thema in Willich.
Görtz: Solingen war schrecklich. Darum sind wir dafür, die Sicherheit an neuralgischen Plätzen mit Kameras zu fördern, zum Beispiel wie hier in Willich am Markt - aber es gibt viele weitere andere Örtlichkeiten in Willich, wo das denkbar wäre.
Bei Kameras an öffentlichen Orten denke ich gleich - provokant gesagt - an China oder London. „Überwachungsstadt Willich“?
Görtz: Auf keinen Fall. Auch hier gilt wieder Maß und Mitte, der Weg zwischen Sicherheit und Freiheit. Wir müssen den Menschen das Angstgefühl nehmen.
Schrömbges: Es ist ganz wichtig, dass Politik für die Menschen wieder transparent wird. Wenn wir Kameras installieren, dann müssen wir genau erklären, warum, wieso und weswegen. Darum ist auch eine Rückmeldung der Menschen an die Politik wichtig.
Wie meinen Sie das?
Schrömbges: Ich denke da an eine Art Bürgerkompass. Wir müssen wissen: Was bewegt die Menschen? Welche Themen sind ihnen wichtig? Da müssen wir mehr im Austausch mit den Bürgern sein - auch mit Hinblick auf die Kommunalwahl in 2025 ist das natürlich wichtig.
Gibt es weitere Themen, die Sie für Willich wichtig halten:
Görtz: An Themen mangelt es nicht. Es geht um Priorisierung. So steht auch das Thema Mobilität und Ehrenamt bei uns ganz oben auf der Liste. Zum Beispiel der „Bus on demand“ und den Ausbau des Bürgerbusses mit Verknüpfung der Bürgerbus-Angebote.
Schrömbges: Beim Thema Ehrenamt darf man nicht vergessen: Wir im Stadtrat sind keine Berufspolitiker. Wir machen das alles ehrenamtlich - so wie viele andere Menschen in Willich einer ehrenamtlichen Tätigkeit nachgehen. Wir brauchen nur in die Vereine schauen. Es ist erstaunlich, was da auf den Rücken der Ehrenamtler lastet und was sie umsetzen. Hier muss mehr fürs Ehrenamt und für die Ehrenamtler getan werden, mehr Anerkennung, mehr Respekt. Denn ich bin mir sicher, dass wir in Zukunft noch mehr Ehrenamt brauchen werden.