Deutsches Sportabzeichen Mit Schleuderball zum Gold

Viersen · Das Deutsche Sportabzeichen ist auf Erfolgskurs. Der „Fitnessorden“ für Jung und Alt ist beliebt. Also, warum nicht mal die eigene Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination auf dem Sportplatz testen. Auf die Jagd nach Bronze, Silber oder gar Gold hat sich Extra-Tipp-Redakteurin Claudia Ohmer gemacht.

Noch hat Redakteurin Claudia Ohmer gut lachen: Beim Seilspringen muss sie 80 Sprünge für die Leistungsstufe Gold schaffen. Ob’s klappt?

Foto: Ohmer

Im gesamten Kreis Viersen haben im vergangenen Jahr 2.324 Teilnehmende ihr Sportabzeichen gemacht. Kann ja nicht so schwer sein, hab ich mir gedacht. Das Sport-Studium ist lange her, momentan stehen eher Wandern und Walking auf dem Programm. Also, nichts wie runter vom Sofa und auf zum Sportplatz.

Verabredet bin ich mit Heike Arlt, Übungsleiterin Breitensport beim Viersener Turnverein, und ihrer Sportabzeichen-Truppe im Stadion Hoher Busch. Etwa zehn motivierte Sportler*innen haben sich versammelt, um ihre motorischen Grundfähigkeiten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination zu testen. Das sind die vier Gruppen, aus denen jeweils eine Übung erfolgreich abgeschlossen werden muss, um am Ende das Sportabzeichen in Bronze, Silber oder Gold in Händen zu halten.

Also losgelegt, aufgewärmt und gedehnt! Oma Hanna hat ihre drei Enkelinnen Luisa, Julia und Klara im Schlepptau. Das sind heute die Jüngsten auf dem Platz. „Die Sportler*innen, die sich hier zum Sportabzeichen treffen, sind größtenteils Baujahr aus dem letzten Jahrtausend“, bringt es Heike salopp auf den Punkt. „Meine ältesten Absolventen mit 55 Sportabzeichen hatte ich 2021 im Alter von 80 und 85 Jahren.“ Die meisten der Gruppe seien Wiederholungstäter*innen, aber auch neue sportlich interessierte Menschen fänden den Weg zum Sportabzeichen, ergänzt die Prüferin. In Zusammenarbeit mit Andrea Vogt von der SG Dülken, die sie als weitere Prüferin unterstützt und auch ihre eigenen Teilnehmenden mitbringt, geht es jetzt mit der ersten Disziplin los.

Übungsleiterinnen und Sportabzeichen-Prüferinnen Heike Arlt (l.) vom Viersener TV und Andrea Vogt von der SG Dülken arbeiten zusammen.

Foto: Claudia Ohmer

Standweitsprung steht an. Das könnte ich schaffen. „Eigentlich ist das die einfachste Disziplin“, erklärt Andrea und machts vor. Nach zwei Versuchen schaffe ich 1,68 Meter aus dem „Stand“. Das ist Goldkurs! „Mir fällt die Kraft-Disziplin schwer“, sagt neben mir Sabine, die zum zweiten Sportabzeichen antritt. Stattdessen legt die 60-Jährige beeindruckend mit Seilspringen los. 140 Grundsprünge schafft sie, obwohl sie nur 30 in ihrer Altersklasse leisten müsste. Respekt! „Das habe ich auch noch nie gehabt!“ sagt Heike Arlt und notiert den Spitzenwert. „Ich war schon in meiner Kindheit kein Seilspringer-Typ“, witzel ich noch und habe arge Schwierigkeiten. Die Anforderung von 80 Sprüngen im Jogging-Stepp kann ich nicht erfüllen. Bei etwas über 20 Sprüngen ist bei mir jedes Mal Schluss. „Mist!“

Ausgleichen kann ich aber zum Beispiel mit Schleuderball. Wurf-Disziplinen kann ich, das weiß ich. Achim, der Mehrfach-Absolvent des Sportabzeichens, erklärt mir kurz die Technik. Hier ist Koordination gefragt, damit der Ball nicht links oder rechts fliegen geht. Ziemlich geradeaus geht dann mein „Schleudergang“. 24 Meter sind für Gold gefordert, laut Leistungskatalog. Nach zwei Versuchen notiert Heike bei mir 25,80 Meter. Puh, geschafft!

Die Disziplin Schleuderball verlangt Koordination und Konzentration: Der Ball sollte nicht links oder rechts, sondern geradeaus fliegen.

Foto: Ohmer

„Weils eben Spaß macht, nette Leute dabei sind, ich mich bewege und es was Temporäres ist, machen immer mehr das Abzeichen“, erklärt Heike mir. Dieses Jahr habe sie schon 20 Prozent mehr Teilnehmende zu verbuchen. „30 Abnahmen habe ich 2023 für den Viersener TV gemacht“, sagt sie, die in diesem Jahr selbst ihr 19. Abzeichen macht.

Zurück zum Wurf. Es ist zwar eine weitere Kraft-Übung, aber ich schnappe mir den Medizinball, will es noch einmal wissen. „Der muss beidhändig geworfen werden“, weiß Heike. Ich versuche das Soll von 9,50 Meter und peile damit Gold an. Das Maßband zeigt am Ende 11,20 Meter.

Für Schnelligkeit und Ausdauer reichen Zeit und wahrscheinlich auch Kraft heute nicht mehr. Ich ziehe auf jeden Fall ein positives Fazit: Es hat viel Spaß gemacht, und es hat mich angespornt, wenn die Weite stimmte. Nun ja, den Muskelkater am nächsten Tag gibt es gratis dazu. Vielleicht komme ich wieder, zum „Kräftemessen“ gibt es ja noch genug zu probieren.

Wer jetzt Lust bekommen hat, mit der Gruppe vom Viersener TV das Sportabzeichen zu machen, der hat am Samstag, 29. Juni, 14 bis 17 Uhr, im Stadion Hoher Busch die Gelegenheit. Anmeldung bei Heike Arlt (0177/ 2962280 oder E-Mail: sport@arlt-inside.de).

Doch nicht nur beim Viersener Turnverein, auch bei vielen weiteren Sportvereinen im Kreis ist die Abnahme des Sportabzeichens möglich. Zeiten und Ansprechpartner finden Interessierte unter www.ksb-viersen.de (Sportabzeichen).