Viersen Happy Birthday, „kaufbar“!

Viersen · Die kaufbar feiert zehnjähriges Bestehen und lädt am Samstag, 28. Juni, von 10 bis 16 Uhr ein. An der Krefelder Straße 173 a wird nicht nur an diesem Tag viel geboten. Der Extra-Tipp hat die kaufbar, Gebrauchtwarenkaufhaus und soziales Projekt, besucht.

„kaufbar“-Geschäftsführerin Diana Boronyak und Jacky Kampe, Vorsitzender des Trägervereins Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe.

Foto: Claudia Ohmer

„Ohne Spende läuft bei uns nichts. Und wir freuen uns nach wie vor, dass so viele Menschen an uns denken und fleißig spenden“, bringt es Diana Boronyak auf den Punkt. Die Geschäftsführerin der „kaufbar“ gGmbH, die vor zehn Jahren in Trägerschaft der beiden Vereine Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe sowie Brückenbau initiiert wurde, weiß, dass nur Spenden die Fortführung des sozialen Projektes sichern. Denn in dem Sozialkaufhaus, in dem gut erhaltene Produkte ein zweites Leben bekommen, erhalten zurzeit auch rund 30 langzeitarbeitslose Menschen ihre zweite Chance unter dem Leitsatz „Aus Arbeit in Arbeit“.

Die „kaufbar“ bietet in Kooperation mit dem Kreis Viersen und dem Jobcenter Arbeitsuchenden die Möglichkeit, sich mit einer sinnvollen Tätigkeit zu qualifizieren, um wieder am Berufsleben teilnehmen zu können. „Wir schulen hier die Menschen in den Bereichen Verkauf, Sortierung, Lager und Transport sowie Haushaltsnahe Dienstleistungen, das heißt Garten- und Landschaftsbau“, erklärt Diana Boronyak. Dabei sei die Stabilisierung und die Qualifizierung der Menschen am wichtigsten. „Wir schaffen Alltagsstrukturen und fördern Sozialkompetenzen in einem geschützten Rahmen.“

„Es gibt auch einige Menschen, die wir nicht wieder vermitteln können, weil aus unserem behüteten Bereich eine Vermittlung einfach nicht möglich ist“, ergänzt Jacky Kampe. Das tue sehr weh, weil man den Menschen sehe. „Manchmal gibt es Fälle, die gehen schon an die Seele“; so der Vorstandsvorsitzende des Trägervereins Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe. Aber es freue einen, so vielen Menschen doch bei der Rückkehr ins Berufsleben geholfen zu haben. Unterstützt wird diese Wiedereinstiegshilfe von einem neunköpfigen Team, das fachliche Stammpersonal wie Jobcoach und Koordinatoren in den verschiedenen Bereichen.

Ein Blick in den Verkaufsraum der „kaufbar“.

Foto: Claudia Ohmer

An der Spendenannahme der „kaufbar“, auf der Rückseite der Alten Papierfabrik an der Krefelder Straße 173 a, ist immer was los. Öffnet sich das Rolltor, werden aussortierte Dinge, oftmals bunt gemischt, in Kisten abgegeben. „Dann muss erst vorsortiert werden“, weiß die „kaufbar“-Geschäftsführerin Diana Boronyak. Der größte Teil der Spenden sei Kleidung. Rund 50.400 Textilien wurden im Jahr 2024 in der kaufbar verkauft. Die Kleidung muss jedoch vorher geprüft, Geräte müssen kontrolliert, Haushaltswaren und Spielsachen abgewaschen werden, auf dem Sortierttisch folgt dann der Feinschliff. „Da ist dann auch mal was dabei, was nicht mehr in den Verkauf gehen kann, und aussortiert werden muss, was z.B. defekt ist.“ Das müsse die kaufbar dann auch kostenpflichtig entsorgen, berichtet Boronyak.

Kartons mit Klamotten für den Winter und Weihnachtsdeko stapeln sich säuberlich beschriftet jetzt im Sommer bis unters Dach. Die Zeiten, wo die „kaufbar“ noch Möbel zuhause abholen kommen konnte, sind längst vorbei. „Das können wir leider nicht mehr leisten. Uns fehlt das Personal“, erklärt Boronyak. „Gute qualifizierte Mitarbeitende sind schnell wieder weitervermittelt. Wir freuen uns über jede Vermittlung, aber dann fehlt uns natürlich das Personal.“

Secondhand-Bücher jedes Genres landen in entsprechenden Kisten, aussortierte Haushaltswaren, Porzellan und Gläser füllen Reihen und Hochregale im Lager, bevor es nach und nach in den Verkaufsbereich gelangt. Hier auf rund 440 Quadratmetern Verkaufsfläche kann Jeder zu günstigen Preisen Erstklassiges aus zweiter Hand shoppen. „Über 3100 Kunden kommen durchschnittlich im Monat zu uns“. Dabei tragen alle Erlöse der „kaufbar“ zur Finanzierung des Projektes bei.

Das Lager ist gut sortiert. Hier werden die Bücher nach Genres sortiert und Bilderrahmen geprüft.

Foto: Claudia Ohmer

Diana Boronyak: „Die Kunden halten sich gern hier auf und bleiben uns treu.“ Das Klientel sei breit gefächert: Vom Bedürftigen und Arbeitslosen über Sammler und Menschen, die gerne nachhaltig kaufen bis hin zur Familie, die für die Kinder die erste Studentenwohnung einrichtet. Übrigens bekommen Bezieher von Sozial-Leistungen noch einmal 20 Prozent Rabatt.

Nach dem Motto „Nichts suchen, alles finden!“ werden die Besucher der „kaufbar“ hier fündig: vom Golfset und Spielzeugauto über das Hutschenreuther-Porzellan und den Markenanzug bis hin zum Musikinstrument und Retro-Hocker. Die rund 30 Mitarbeitenden aus den Wiedereinstiegs-Maßnahmen sorgen unter realen Bedingungen immer für Nachschub im Kaufhaus mit Herz. Dabei werden sie sozialpädagogisch begleitet und neben dem fachlichen Personal auch von rund 15 Ehrenamtlichen unterstützt.

In der „kaufbar“ gibt es viele Möglichkieten zu stöbern...

Foto: Claudia Ohmer

„In der Regel dauert eine klassische Maßnahme für Langzeitarbeitslose sechs bis 12 Monate“, weiß Boronyak. Einige können dabei nur drei Stunden täglich arbeiten, andere acht Stunden. Eine sehr gute Zusammenarbeit gäbe es dabei mit dem Jobcenter und mit dem Kreis Viersen auf allen Ebenen, betont die Geschäftsführerin.

Die „kaufbar“ ist seit zehn Jahre erfolgreich. Auch die Abteilung Haushaltsnahe Dienstleistungen ist gut gestartet. Der Bereich Garten- und Landschaftsbau hat sich mittlerweile etabliert (auch als Ausbildungsbetrieb) und ist sehr gefragt.

Öffnungszeiten. montags bis freitags von 10 bis 18 Uhr, samstags von 10 bis 14 Uhr. Spendenabgabe: montags bis freitags von 9.30 bis 16.30 Uhr, Krefelder Straße 173a (Rückseite, Rolltor).

Infos unter www.kaufbar-viersen.de