Herzstück bleibt die Außenbühne auf dem Dellplatz mit Hebebühne in der Mitte, von der aus am Freitag um 17.45 Uhr mit Waldhorn und Saxofon zum Halali geblasen wird. Dann ist die Jagdsaison eröffnet — tatsächlich ist die ganze am Festivalnamen hängende Bio-Metaphorik ein bisschen naja, aber unverkennbar steckt im Platzhirsch nach wie vor der Platzanspruch: Dieser Platz gehört der Kultur und Kultur in die Stadtmitte, und Kultur ist mehr und anderes, als auf Stadtfesten geboten wird. Weshalb das Festival auch kein zartes Pflänzchen mehr ist ...
Im Gegenteil, die Organisatoren erklären übereinstimmend, dass sie sich bemüht haben, bei den Programmpunkten zu kürzen, nicht aus Geldgründen, sondern, um mal im Bild zu bleiben, damit man vor lauter Bäumen trotzdem noch den Wald sieht.
Auf 54 Seiten versammelt das Programmheft immer noch mehr als genug; es ist lobenswert übersichtlich gemacht und ohne grafischen Schnickschnack, dafür mit Zeit- und Lageplan, und wenn jetzt noch die Seitenzahlen jeweils außen wären, gäb's gar nichts mehr zu bekritteln. Bitte mal überprüfen: Mein Exemplar riecht wirklich nach Natur ...
So umfangreich ist jedenfalls wieder das Programm, dass es gleich mit einer Rallye losgeht: Noch vor der offiziellen Eröffnung am Freitag gibt's um 17 Uhr eine schnelle Führung durch drei Ausstellungen, Treffpunkt ist am Hauptportal von St. Joseph. Zum Kunstprogramm gehört auch die Weltbaustelle Duisburg: Am Haus Düsseldorfer Straße 139, Ecke Mercatorstraße, beginnen A.G. Sano von den Philippinen und Robin Meyer aus Duisburg mit einem haushohen Wandbild, das zum 6. Oktober fertig werden soll und die 17 Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen thematisiert.
Der überwiegende Teil des Platzhirsch-Programms ist Musik, wobei gerne andere Künste mit einbezogen werden, ob beim Großprojekt "Waves of Hope" mit über 50 Musikern, Sängern und Tänzern oder ganz klein im Hotel zum Löwen, wo Klaus Grospietsch seine Königspudel-Lyrik zur Musik von Alio Loco vorträgt.
Groß wie klein kann auch der diesjährige Moerser Improviser in Residence John Dennis Renken, der erst auf der großen Außenbühne seinen Auftritt von Pfingsten wiederholt — Kurator Thorsten Töpp: "Das geht so ab!" — und dann im kleinen Grammatikoff-Studio mit Platzhirsch-Mitbegründer Tim Isfort jammt.
Welche beide schon zu den bekannteren Namen des Programms gehören dürften, denn: "Wir haben keine Namen eingekauft", so Kurator Sebastian Schwenk, "das könnten wir nicht, brauchen wir aber auch nicht. Die Leute nehmen das Gesamtpaket an." Dyse, Esben & the Witch, Telemark und Helen Fry sollen fürs Namedropping mal genügen. Ohren auf, ab auf den Platz, Bändchen kaufen und drei Tage durch Clubs und Galerien — na gut, einmal noch: pirschen.