Unten bleiben!

Dinslaken · "Männerhort", die neue Komödie in der Burghofbühne Dinslaken, schleppt zu viele Klischees mit sich rum, hat aber eine schöne Idee. Und vor allem nach der Pause spielen sich die vier Darsteller frei.

Alle auf Eroll: Szene aus „Männerhort“ mit (von oben nach unten) Patric Welzbacher (Helmut), Arno Kempf (Mario), Felix Lampert (Lars) und Markus Penne (Eroll).

Foto: Burghofbühne

Erstmal: das Bühnenbild ist super. Ein aus Kisten gebauter Unterschlupf mit Dartscheibe, Fernseher, Sofa und Kasten Pils — einen selbstgezimmerten Männertraum hat Jörg Zysik da in die Halle der Trabrennbahn gesetzt. Nicht alle vier Darsteller können aufrecht darin stehen, aber wer will schon stehen, wenn er mit Bier vorm Fernseher sitzen kann.

Denn genauso super wie das Bühnenbild ist die Ausgangsidee von "Männerhort": Vier Männer bauen sich im Keller eines Einkaufszentrums ihr Privatversteck, um hier in aller Ruhe Fußball zu kucken und zu quatschen. Oder auch mal die Klappe zu halten.

Doch das kann Autor Kristof Magnusson offensichtlich nicht so gut. Um mal im Männer-sind-ganz-anders-als-Frauen-Klischee des Stücks zu bleiben: Die vier Protagonisten lassen sich zu Beginn über ihre Frauen aus wie gackernde Hühner — also: wie Frauen.

Kein Mensch hätte doch in Zweifel gezogen, dass es sowieso und immer gewinnbringend, nützlich und wahr ist, sich unter Freunden ein Refugium zu schaffen und dort möglichst oft der immergrünen Lust am Abhängen zu frönen.

Gut, Kristof Magnusson hatte wohl keinen Slacker-Spaß à la "Clerks" im Sinn, sondern schon ein wenig Dramatik. Also müssen die Männer den Keller betreten, als seien sie nicht ihren shoppingsüchtigen Frauen, sondern dem pradatragenden Teufel persönlich aus der Tüte gesprungen. Als die zuerst drei Jungs dann tatsächlich das erste Mal auffliegen, solidarisiert sich Hausmeister Mario viel zu schnell mit den Geschlechtsgenossen, da hätte Regisseurin Nadja Blank schon ein bisschen mehr Suspense und Belagerungszustand erzeugen können.

Und, um das Meckern über Kristof Magnussons schlechten Text zum Ende zu bringen: Der große Filmregisseur François Truffaut hat sinngemäß mal gesagt, wenn eine Figur"Bernhard der Briefträger" heißt, muss die andere "Konrad der katholische Kammerjäger" heißen. Auf "Männerhort" bezogen: Warum in Gottes Namen muss Marios Gespons ausgerechnet Marion heißen? Eine Kleinigkeit, die aber das Zuhören (das ansonsten auch in der vorletzten Reihe leicht fällt) zum Problem macht. Und was die Jungs über ihre Mädels so erzählen, klingt so sehr nach Papier und missratener Comedy, dass der Kram irgendwann in Deutschland verfilmt werden musste. Was 2014 passiert ist.

Warum also lohnt es sich, "Männerhort" von der Burghofbühne Dinslaken trotzdem anzuschauen? Erstmal, weil die Darsteller gut sind. So ausgedacht das ist, was sie in der ersten Hälfte zum Teil von sich geben müssen, man glaubt ihnen ihre Figuren trotzdem sofort. Weil es zweitens hin und wieder Momente gibt, in denen der ganze Quatsch vergessen ist, wenn zum Beispiel Helmut und Mario versuchen, zusammen auf der Couch zu übernachten. Der Slapstick nimmt im zweiten Teil noch zu, überhaupt spielen sich die Vier dann phasenweise von der Vorlage frei. Und endlich zünden die Gags.

(Niederrhein Verlag GmbH)