Alle sind sie da zum Spatenstich: Vertreter von Stadt, Enni, der Politik, Einzelhandel ... Und alle wollen die erste Baugrube sehen, mit der die Innenstadtsanierung an der Fieselstraße (und parallel Im Rosenthal) startet. Es ist der Start in offener Bauweise, denn beinahe ungesehen wurden im Vorfeld bereits rund die Hälfte der Kanäle im sogenannten Inliner-Verfahren saniert. Doch für das 21 Kilometer lange Leitungsnetz (Strom, Wasser, Gas, Fernwärme, Telekommunikation ...), die restlichen knapp 3 Kilometer Kanal und ca. 2.000 Hausanschlüsse wird die Innenstadt nun in fünf Bauabschnitten „aufgerissen“; pro Abschnitt gibt’s jeweils drei Bauphasen.
Der erste Bauabschnitt umfasst den nordwestlichen Teil der Innenstadt: Neu-, Haag-, Nieder-, Fiesel- und Meerstraße sowie Im Rosenthal. Die Bauarbeiten erfolgen in kurzen, zeitlich begrenzten und aufeinanderfolgenden Teilbauabschnitten von zehn bis 15 Metern, damit der Zugang zu den Häusern und das Freihalten der Rettungswege gewährleistet werden könne, erklärt Enni-Vorstand Kai Gerhard Steinbrich. Dort, wo der Kanal noch saniert werden muss, geht’s in vier Metern Tiefe hinab, sonst reicht ein Meter - bei einer Grubenbreite von 1,50 bis zwei Metern. In der ersten Bauphase werden die neuen Netzleitungen gebaut, während die alten noch in Betrieb sind, und, wo noch nicht geschehen, der Kanal saniert. Die Oberflächen werden provisorisch mit Asphalt geschlossen. In der zweiten Phase werden die Hausanschlüsse angeklemmt, hier sei dann mit ein bis zwei Stunden Versorgungsunterbrechung zu rechnen, so Steinbrich. Schließlich steht noch die Oberflächengestaltung an - mit der neuen, viel diskutierten Pflasterung, neuen Sitzgelegenheiten, neuen Bäumen und optimierter Beleuchtung.
Die Arbeiten werden besonders in der Fieselstraße, die Steinbrich die „schönste Straße in Moers nennt, aufgrund der geringen Straßenbreite anspruchsvoll. Doch mit Plängsken und der Enni Straßen- und Tiefbau GmbH sind hier zwei Moers erprobte Firmen mit jeweils einer Kolone im Einsatz. „Die Bauzeit hängt natürlich auch davon ab, was wir im Untergrund vorfinden“, sagt Steinbrich und spricht von unterschiedlichen Szenarien, wobei jedoch archäologisch bereits alles abgeklärt worden sei. Und auch Bombenverdachtsfälle würde es nicht geben. „Grundsätzlich dauert ein Abschnitt mit Kanalsanierung zwei bis drei Monate. In der Fieselstraße wird’s wohl am längsten dauern“, so der Enni-Vorstand. Für den kompletten ersten Bauabschnitt sind 2 bis 2,5 Jahre eingeplant.
„Wir tun alles, um die Belastung so gering wie möglich zu halten“, verspricht Steinbrich, deshalb die vielen kurzen Teilbauabschnitte. Statt in der gesamten Straßenbreite aufzureißen, werden nur noch rund 30% geöffnet. Das diene nicht nur der besseren Erreichbarkeit der Häuser während der laufenden Arbeiten, sondern auch der Geräuschreduzierung. „Zeit und Lärm spart uns dann auch das Einsetzen von Flüssigboden, der nicht verdichtet werden muss“, so Steinbrich. Was er aus eigener Erfahrung nicht leugnen kann: Man spürt so eine Baustelle in dem Bereich. Das gehöre dazu. Aber es soll sich lohnen: „Die Kanäle sind zum Teil hundert Jahre alt und die Versorgungssicherheit ein großes Problem, da es jederzeit zu unvorhergesehenen Schäden kommen kann. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, es kommt während der Kirmes zum Kanalbruch.“
Die gesamte Innenstadtsanierung soll acht Jahre dauern. „Dafür sind wir dann die nächsten 80 Jahre nicht mehr hier“, so Steinbrich. Die Kosten belaufen sich auf 40 Millionen Euro und teilen sich gleichmäßig auf Tiefbau - und Oberflächenmaßnahmen auf. Wobei es für Letztere eine Förderung aus Städtbaufördermitteln des Landes NRW von 70 % gibt. Mit dieser Summe gehört die Innenstadtsanierung zu den größten Bauprojekten in Moers, umgelegt aufs Jahr sei es aber „eine übliche Bausumme“.
Bürgermeister Christoph Fleischhauer freut sich, dass „die schöne Stadt jetzt noch schöner gemacht wird“ und wünscht sich einen reibungslosen Ablauf für die Anwohnerinnen und Anwohner. „Sollte es irgendwo brummeln, jeder von Stadt und Enni darf angesprochen werden!“ Darum bittet auch der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp: „Wenn jemand einen Umzug oder Arbeiten am Haus plant oder es zu Einschränkungen bei der Barrierefreiheit kommt, informieren Sie uns, damit wir entsprechend planen und Ihnen helfen können.“
Wer sich über die Innenstadtsanierung informieren möchte: www.zukunft-gestalten-moers.de. Die Baustellenleitung ist unter Tel.: 02841 /104777 erreichbar.