Die Schatten der Loveparade sind allgegenwärtig. Doch viele junge Duisburger haben die Nase voll von Verängstigung und zu hohen Auflagen, wie stadt-panorama-Mitarbeiterin Larissa Rauch bei ihrer Umfrage erfuhr. Anlässlich des abgesagten Holi Farbrausch-Festivals in Duisburg stellen sich die Fragen: Wie viel Sicherheit muss sein? Und was ist übertrieben? Nach langem Ringen mit dem Amt für Baurecht und Bauberatung verlegte der Veranstalter Justa Event die bunte Party nach Geldern.
Auf der Homepage äußert der Organisator, es hätte keine Möglichkeit gegeben, sich mit der Bauverwaltung einig zu werden: "Wir haben immer wieder alles nachgereicht und erfüllt, es wurden uns jedoch immer wieder neue Auflagen gemacht oder unverständlich formuliert."
Seit der Loveparade-Katastrophe haben etliche Party- und Festveranstalter in Duisburg und Umgebung mit extrem hohen Sicherheitsauflagen und entsprechend aus dem Ruder laufenden Kosten zu kämpfen. Zum Leidwesen der Duisburger, die seitdem auf viele Veranstaltungen verzichten müssen.
Die Duisburger sehen das Thema mit gemischten Gefühlen. So ist auch Konrad Wirmer, 22-jähriger Neudorfer, zwiegespalten: "Das ist ein schwieriges Thema. Vorsicht ist natürlich wichtig und die sollte in allen Städten gleich streng gehandhabt werden." Andererseits aber stehe Duisburg sich selbst im Wege. Denn Veranstaltungen wie das besagte Farbfest wären seiner Meinung nach die Chance, das Image nach dem "Loveparade-Unglück" wieder verändern zu können.
Auch nach über vier Jahren beschäftigt der tragische Vorfall am Karl-Lehr-Tunnel noch viele. Damals waren 21 Menschen bei einer Massenpanik gestorben und hunderte verletzt worden. Die verschärften Sicherheitsvorkehrungen können einige Befragte deshalb vollkommen nachvollziehen. So wie die 20-jährige Laura Sundsgaard aus Krefeld. "So etwas wie 2010 darf nicht noch einmal passieren und darf auf keinen Fall in Vergessenheit geraten. Deswegen kann ich es auch gut nachvollziehen, wenn die Auflagen so hoch angesetzt werden." Trotz des schlechten Rufs, den das Loveparade-Unglück Duisburg beschert hat, komme sie gerne hier her.
Der Tenor bei etlichen Befragten: Das Loveparade-Erlebnis habe viele geprägt und löse bei manchen sogar Ängste davor aus, große Veranstaltungen zu besuchen.
Allerdings hält die Mehrheit die strengen Maßnahmen und Auflagen für übertrieben. "Diese Sicherheitsvorkehrungen finde ich überzogen. Die Stadt ist unfähig und wird ihr Ansehen dadurch nicht verbessern können", glaubt Jessica Griemel aus Wanheim. Die 24-Jährige fände es sowohl für Duisburg als auch für die Einwohner schade, dass Veranstaltungen wie das Holi Festival "aufgrund von Kleinigkeiten" nicht stattfinden wird.
Eine ähnliche Meinung teilt auch der 22-jährige Majdi Ben Said. Für ihn sei es unverständlich, Veranstaltungen wegen zu hohen Anforderungen absagen zu müssen. "Vor vier Jahren ist etwas Tragisches passiert, aber es war ein Unglück, das nichts mit den damaligen Sicherheitsauflagen zu tun hatte", sagt der Beecker. Duisburg sei sowieso nicht sonderlich attraktiv, sodass Besucher ohne derartige Veranstaltungen völlig das Interesse an der Großstadt verlieren würden, ist er sich sicher.