Dabei ist der neue Thyssengas-Standort in gewisser Weise durchaus eine Rückbesinnung auf die Anfänge der Firma, denn das Gewerbegebiet an der Theodor-Heuss-Straße war einmal der Standort der Zeche Neumühl. So wurde Kohle benötigt, um Koks für die Hochöfen zu erzeugen. Als „Abfallstoff“ entstand so Kokereigas, das die Firma Thyssengas ab 1921 in Gasnetze „pumpte“, um Haushalte und Firmen zu beliefern. Erste Stadt, die das Gas abnahm, war übrigens Walsum. Ab den 1960er Jahren wurde Kokereigas dann nach und nach durch Erdgas ersetzt, das über die Niederlande in die Bundesrepublik strömte. Thyssengas baute die Leitungen dazu und wurde heute mit rund 4.200 Kilometer Leitungsnetz in NRW ein wichtiger Leitungsnetzbetreiber.
Dafür ist Duisburg, nicht nur als Gründungsort der Firma, ein ganz wichtiger Faktor, denn hier verlaufen zum Beispiel wichtige Hochdruckleitungen, die gewartet, gesteuert und im Falle von Bombenentschärfungen auch entsprechend geschützt werden müssen. Auf 1.200 Quadratmeter Bürofläche und 700 Quadratmeter Lagerfläche arbeiten in Neumühl rund 60 Mitarbeiter, die einen gesicherten Gastransport möglich machen. Thyssengas CEO Axel Botzenhardt ist zufrieden: „In Duisburg sind unsere Wurzeln und hier sehen wir auch unsere Zukunft. Unser Credo, auch in einem regulierten Markt eine eigene Dynamik zu entfalten, macht uns auch in Zukunft stark. Die Stadt bietet uns genug Platz für Innovation und eine noch effizientere Gestaltung unserer Abläufe.“
Und auch Oberbürgermeister Sören Link freute sich über die Investition in Duisburg, denn „unsere Wirtschaftsförderer und ich haben uns sehr für die Erweiterung der Ansiedlung engagiert. Das Unternehmen hat Wort gehalten und Platz für weiteres Wachstum geschaffen. Hoffen wir gemeinsam, dass der Gaslogistiker Thyssengas in der Logistikdrehscheibe Duisburg weiter erfolgreich sein kann. Thyssengas ist ein dynamisches Unternehmen mit hoch qualifizierten Mitarbeitern. Das ist wichtig für den Standort Duisburg!“
Und dies scheint beileibe nicht nur die Meinung des Duisburger Oberbürgermeisters zu sein, denn erst am Tag zuvor wurde bekannt, dass Thyssengas mit einem Konsortium aus dem Energiekonzern Electricité de France und dem Infrastruktur-Fonds DIF aus den Niederlanden einen neuen Eigentümer hat. In der Pressemitteilung zur Übernahme von Thyssengas heißt es weiter: Als Infrastrukturinvestoren wolle man die Qualität des Thyssengas-Netzes erhalten, der einer der führenden Übertragungsnetzbetreiber in Deutschland sei.
Der Kaufpreis soll nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters bei rund 700 Millionen Euro liegen.