Schon bevor sich der Demonstrationszug um 12.30 Uhr vom Beecker Markt aus in Bewegung setzte, war die Wiese zwischen alter und neuer Thyssen-Verwaltung voll mit Demonstranten. Busweise waren sie angekarrt worden, aus dem Duisburger Süden, aus dem Ruhrgebiet, dem Saarland. Die weiteste Anreise hatten zehn Kollegen aus Fridingen am Bodensee.
Faire Rahmenbedingungen für die deutsche und europäische Stahlindustrie forderten sie und die Redner auf der Bühne, denn — so der Schlachtruf des Tages: "Stahl ist Zukunft". Die aber ist hierzulande bedroht: durch Stahl zu Dumpingpreisen, vor allem aus China. Und durch Pläne der EU-Kommission, die kostenlose Zuteilung von Emissionsrechten zu beenden. Auch der Bestandsschutz für die EEG-freie Eigenstromerzeugung solle über das Jahr 2017 hinaus verlängert werden, forderten die Demonstranten.
"Wir wollen, dass das Herz aus Stahl weiter schlägt", erklärte NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft — in NRW ist ein Drittel der bundesweit 85.000 Stahlarbeiter beschäftigt. Und auf jeden Stahlarbeiter kommen über sechseinhalb Beschäftigte in den Abnehmerbranchen. "Ich werde in der Klimapolitik keinem Plan zustimmen, der die Zukunft der deutschen Stahlerzeugung gefährdet und so zum De-Industrialisierungsprogramm wird", versprach Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel.
Das Bild des Tages kam vom IG-Metall-Vorsitzenden Jörg Hofmann: " Die emissionsärmste Weltregion ist die Antarktis." Und auch, wenn dort nicht, wie Hofmann sagte, "nur ein paar Eisbären", sondern allenfalls Pinguine und Polarforscher pupsen: "Wir wollen in keiner Eiswüste leben." Nirgendwo werde Stahl so umweltfreundlich produziert wie in Deutschland. "Wer der Stahlindustrie in Zukunft zu hohe Belastungen aufbürdet, verhindert Investitionen und treibt die Branche in die Krise", warnte Hofmann. "Niemand kann auch nur im entferntesten annehmen, dass dem Weltklima gedient ist, wenn die Stahlproduktion nach China verlagert wird."
Auch die Vorstände stellten sich (diesmal) an die Seite der Beschäftigten, wie hier im Bild Thyssen-Krupp-Steel-Vorstandsmitglied Premal A. Desai, Thyssen-Krupp-Vorstandsmitglied und Arbeitsdirektor Oliver Burkhard und die TKS-Vorstandsmitglieder Andreas J. Goss, Thomas Schlenz und Heribert R. Fischer.
Foto: Thomas WarneckeAngesichts der Überkapazitäten durch subventionierte Stahlimporte aus China forderte Hofmann eine schnelle Entscheidung über wirksamere Handelsschutzinstrumente. "Wettbewerbsfähige Unternehmen dürfen nicht durch subventionierte Importe vom Markt verdrängt werden", forderte auch Sigmar Gabriel.
Zugleich mahnten Gewerkschaftsvertreter an, dass wegen der anstehenden Herausforderungen nicht an der Montanmitbestimmung gerüttelt werden dürfe.
Fazit, so Jörg Hofmann: "Wir brauchen eine klare Positionierung unserer Bundesregierung in Brüssel. Für den Stahl und für die Zukunft!"