Stadtkirche Moers öffnet wieder

Moers · Am 8. Mai wird nach über fünf Jahren der Sanierung die Ev. Stadtkirche Moers um 10 Uhr wieder eröffnet.

(v.l.): Wolfgang Döring, Anke Prumbaum, Christiane Münker-Lütkehans, Torsten Maes, Pfarrerinnen und Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Moers freuen sich auf die Wiedereröffnung der Stadtkirche.

Das Interesse ist groß: „Wir rechnen damit, dass beim Eröffnungsgottesdienst die 700 Sitz- und die vielen Stehplätze nicht ausreichen werden“, sagt Torsten Maes, Pfarrer der Ev. Kirchengemeinde Moers. „Wir werden die Feier deswegen auch nach draußen übertragen.“

Risse im Mauerwerk hatten im März 2011 deutlich gemacht, dass sich das Kirchenschiff senkte. Stützpfeiler mussten unter die Kirche eingezogen werden, tief unter die Fundamentsockel, wo der Boden fest und tragend ist, um zu verhindern, dass das Gebäude weiter sinkt. Im Verlauf der Arbeiten an der Kirche stellte sich heraus, dass durch die Setzungen auch die Statik im Dachgebälk in Mitleidenschaft gezogen war. Viele Dachbalken wurden ausgetauscht und auch die Außenmauern mussten repariert werden. In einem dritten Bauabschnitt ging es an den Innenraum, der nicht nur repariert, sondern im selben Zug auch schöner gestaltet wurde. Er ist deutlich heller geworden, weil dunkle Holzverkleidungen weiß gestrichen wurden. Die Wahl fiel auf einen Muschelkalkboden, der eine zeitlos schöne Anmutung mit sich bringt und in seinem Verlegemuster, dem „römischen Verbund“ historisch wirkt. LED-Lichttechnik hilft Strom, eine neue Fußbodenheizung Energie sparen. Die Stadtkirche hat einen eigenen kleinen Andachtsraum bekommen, der zum persönlichen stillen Gebet einlädt.

„Die Kirche soll mehr sein als Gottesdienststätte“, so ist es Beschluss des Presbyteriums. „Sie wird zum Kulturraum für Moers, ein Begegnungsort auch über die Grenzen hinaus. Wir haben während der Sanierung bemerkt, wie groß das Interesse und die Unterstützung für das Wahrzeichen der Grafenstadt ist.“ Es wird wieder Konzerte in der Kirche geben, politische Abendgebete, Stadtkirchengespräche, die sich mit kulturellen und gesellschaftlichen Veränderungen auseinandersetzen. Zu den Konzerten gehören beispielsweise die FIVE o’CLOCK Konzerte immer am ersten Sonntag im Monat um 17 Uhr bei freiem Eintritt, organisiert von Konrad Göke. Ein guter Raum für Musikveranstaltungen, die eher jüngeres Publikum ansprechen, ist die Stadtkirche ebenfalls: „Akustisch sind wir für Bandauftritte gut gerüstet.“

Mit der wiedereröffneten Stadtkirche kann die Kirchengemeinde auch einen alten Plan umsetzen. „Wir treffen uns in der Mitte, wie wir es seit zehn Jahren mit der Gemeinde geplant haben“, sagt Pfarrer Wolfgang Döring. Die beiden anderen Gottesdienststätten können dann außer Dienst gestellt werden. Entsprechend erstellte die Gemeinde auch ein neues Gottesdienstkonzept: Samstags um 18 Uhr wird es einen Gottesdienst geben, Sonntagmorgen ebenfalls. Jeden Mittwochabend öffnen die Türen zur Andacht. Einmal im Monat an einem Sonntagnachmittag sind Eltern mit jungen Kindern eingeladen.

Dass all das möglich wird, verdankt die Gemeinde mit ihren 6600 Mitgliedern vielen Einzelspenden, die zusammen etwa 450000 Euro eingebracht haben. Auch das Land und der Bund unterstützten mit Denkmalmitteln. Das half sehr. Allerdings bleiben der Gemeinde immer noch zwei Millionen Euro selbst zu zahlen. Wer will, kann gegen einen kleinen Obolus die Patenschaft für eine der Muschelkalkbodenplatten übernehmen. Ein besonderer Dank geht an die katholische Nachbargemeinde, die die St. Josefskirche immer wieder für Feste und Gottesdienste, etwa Konfirmationsfeiern, zur Verfügung gestellt hat.

Zwei Wochen wird jetzt in der Ev. Stadtkirche, Klosterstraße 5, gefeiert mit Gottesdiensten, Konzerten, Gesprächen, Erzähltheatern. Zu den Highlights zählt der Gottesdienst am 8. Mai mit allen Pfarrern der Kirchengemeinde. Haydns Oratorium „Die Schöpfung“ ist bereits ausverkauft, aber die Generalprobe am 6. Mai um 19 Uhr kann noch besucht werden. Eine szenische Lesung mit dem Schlosstheater Moers am 10. Mai um 20 Uhr gibt eine Vorahnung, was die Kirche künftig für die Stadt bedeuten wird.

(Niederrhein Verlag GmbH)