Schlosstheater Moers Radikale Zeitgenossen

Moers · Die künftigen Leiter Jakob Arnold und Daniel Kunze haben das Programm der ersten Spielzeit nach Ulrich Greb am Schlosstheater Moers vorgestellt – und das Motto: „Radikale Zeitgenossenschaft“.

Das Leitungsteam (v. l.): Sandra Höhne, Jakob Arnold, David Kunze, Kathrin Leneke und Gabriel Rodriguez Silveiro.

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Das Motto gilt über die Spielzeit hinaus, wie Daniel Kunze erklärte. Erstens wird pro Spielzeit ein Stückauftrag an einen zeitgenössischen Autoren vergeben - Autorin eingeschlossen, zweitens werden klassische Stoffe nur gespielt, wenn sie sich thematisch unbedingt aufdrängen. So beginnt die Spielzeit 2025/26 am Schlosstheater Moers mit einem zweieinhalbtausend Jahre alten Stück: „Der Friede“ – was drängt sich mehr auf – nicht von, sondern nach Aristophanes, in einer Bearbeitung von Antoine Vitez, der allerdings auch schon seit 1990 tot ist – sei’s drum, schon in der Kürzestfassung wird klar, warum die Komödie quasi zeitlos zeitgenössisch ist: Ein Mann reist in den Himmel, um den Frieden zu finden, doch die Götter sind nicht mehr da und haben den Frieden in seinem Vorgarten vergraben. Als er ihn ausgräbt, haben alle Nachbarn was am Frieden auszusetzen … Als deutsche Erstaufführung wird „Söhne“ der französisch-vietnamesischen Autorin Marine Bachelot Nguyen gezeigt, das Monodrama einer Mutter, deren einer Sohn rechtsradikal wird, während sein Bruder versucht, seine Homosexualität zu verstecken. Als Uraufführung gibt es „Wo sind denn alle?“ von Leo Meier und Emil Borgeest. Leo Meier ist in Duisburg aufgewachsen, wo sein Vater fast 30 Jahre lang die Telefonseelsorge leitete. Im Stück zum Thema Einsamkeit soll Olaf Meier selbst mitwirken. Ein kaum bekanntes Frühwerk Arthur Schnitzlers wird zum Zeitgenossen beim Thema Pflege: „Ruf des Lebens“. Und das Junge Schlosstheater wird vermutlich wieder den Besucherrekord einfahren mit „Anfall und Ente“.