Ich treffe Markus Grimm im Moerser Wirtshaus. Hier steht seine Wurst auf der Karte. Ich habe mir vorgenommen, nicht zu viele anstößige Wurst-Witze zu machen. Doch Markus‘ Würstchen ist halt gerade in aller Munde, denn #wurstfluencer geht durch die Decke und selbst gestandene Grillmeister gestehen in ihren Insta-Storys: „Ich hatte gerade deine Wurst im Mund.“ Markus nimmts mit Humor – so wie die Fellweste, mit der der Moerser einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurde, als er 2004 die Popstarsstaffel gewinnt.
Dass er der Typ von Nu Pagadi ist, verheimlicht er nicht, geht damit aber auch nicht hausieren, besonders nicht durchs Trash-TV. Das hat er zum Glück auch nicht nötig, denn er war schon immer breit aufgestellt und niemand, der sich auf seinem Erfolg ausruht: Musiker, Songtexter, Autor, Moderator – ein ruheloser Geist, dessen Kreativität gefragt ist und die ihm viele Türen öffnet. Er ist u.a. Songtexter bei Sony, schreibt Kinderbücher oder verpasst den Märchen seiner Vorfahren mit „Grimm trifft Grimm“ ein modernes Gewand.
Weil ihm Kochen Spaß macht, beginnt er in der Pandemie, Kochvideos in den Sozialen Medien hochzuladen. Und weil ihm Bratwurst essen noch mehr Spaß macht, filmt er sich eines Tages dabei, wie er eine Bratwurst im Baumarkt isst. Die Community ist aus dem Häuschen, das Video geht viral, der Wurstfluencer ist geboren. „Bratwurst ist Emotion. Du verbindest damit einen Stadionbesuch, ein Konzert, ein Event. Auf dem Beyoncé-Konzert war die Bratwurst zum Beispiel besser als die Tonqualität“, erklärt Markus, warum es bei ihm um die Wurst geht. Mit dem Format „Grimm testet“ probiert er sich durch die Bratwurststände der Nation. Doch das reicht nicht, der Wurstfluencer braucht gefälligst auch eine eigene Bratwurst, finden die Follower. Absolut! Gemeinsam mit seinem Kumpel Benni feilt Markus am Würstchen. Das Ergebnis: eine fein gewürzte Käsebratwurst.
Die Barbecue-Bubble liebt das Würstchen. „Es ist so schön, die feiern dich einfach nur; kein Neid und keine Missgunst wie es in der Musikszene häufig vorkommt“, schwärmt der 45-Jährige. Liegt aber sicher auch daran, dass Markus unheimlich viel Liebe in seinen Content legt und nur Dinge macht, hinter denen er auch 100% stehen kann: „Keine Rabattcodes für Shampoo oder so was.“ Seine Beiträge und Storys sind nicht geplant. Das ginge auch gar nicht, weil der Content sich auch aus der Interaktion mit der Community entwickelt und deren Reaktion halt nicht vorhersehbar ist. „Die besten Dinge entstehen eh spontan“, sagt er, den die öffentliche Suche nach der Super Mario Pizza zu deren offiziellen #Pizzatainer machte. Aber es ist auch die Art und Weise: Markus Grimm ist einfach unheimlich telegen und schafft es, eine Bratwurst zu moderieren. Das Wissen drumherum, wie Schnitt, Vertonung, etc., hat er sich selbst draufgeschafft und sich damit ein neues Standbein als Content Creator aufgebaut. Für T-Rollz in Kamp-Lintfort ist er zum Beispiel tätig, seitdem er dort für seinen Account ein „Grimm testet“ gedreht hat. Weitere Auftragsanfragen erreichen ihn wöchentlich.
Natürlich ist auch das Fernsehen (mal wieder) auf Markus Grimm aufmerksam geworden. Kabel 1 hat sein Format „Grimm testet“ für „Achtung, Kontrolle!“ übernommen. Am 8. Juni war Drehtag, dieses Mal auf dem Streetfoodfestival in Moers.
Und was steht noch an? Markus Grimm weiß das noch gar nicht so genau. Er hat ein Storyscript für ein Musiktheater geschrieben und viele Ideen, „die in der letzten Zeit aufgelaufen sind“; eine wäre „Grimms neue Märchen“. Es laufen auch die Vorbereitungen für ein neues Album, aber das passe gerade nicht in seinen momentanen Lebensentwurf. Nun freut er sich erst mal auf die Grillsaison und darauf, dass seine Wurst nun auch endlich im Handel erhältlich ist. „Ziele habe ich mir nicht gesetzt“, sagt er, „ich bleibe einfach weiter offen, für alles, was noch so kommt.“ Hauptsache, es macht Spaß und ist 100% Markus Grimm.