Der Michi kann nicht, er ist gerade dabei, sich als Gastronom selbstständig zu machen. Da kann der Sprenz mir jetzt natürlich viel erzählen. „Kein Problem, wir sind beste Freunde“, versichert er. Sie hätten schnell gemerkt, dass sie auf einer Wellenlänge liegen, als sie sich 2007 kennenlernten. Der Sprenz war damals bei Yoda Guitar, Michi bei Stromaufwärts. Sie trafen sich häufiger, spielten Konzerte zusammen und merkten: „Für Bands hatten wir beide nicht mehr den Elan.“ Die Schlepperei, und dann muss man sich den Eintritt oder Hut zu viert oder fünft teilen ...
Seit drei Jahren nur noch durch zwei. „2013 hatten wir sechs oder sieben Songs fertig. Die Premiere im Café Zentral war brechend voll. Die Leute wollten gleich eine Platte kaufen.“ So kam’s zur EP „Akustisch“, deren Release war wieder voll, es gab mehr Auftritte als geplant, als Höhepunkt ein Auftritt bei der Parkkultur vor Selig. Und eine Einladung nach Berlin, da haben sie sich gesagt: „Komm, jetzt nehmen wir das mal richtig ernst.“
Das Erfolgsgeheimnis liegt wohl „in diesem Singer-Songwriter-Ding, das ist einfach unkompliziert.“ Zwei Mann, zwei Gitarren, meistens singt Michi. „Meine eigene Singstimme finde ich nicht so angenehm“, sagt der Sprenz. „Singer-Songwriter, das ist ja oft so’n Einheitsbrei. Wir stechen da ein bisschen raus“, weil Duo, witzige Texte, „und schöne Schnulzen gehören auch dazu.“ Schlagerpunk nennen sie ihren Musikstil: „Wir wollen Stimmung machen.“
2014 kam die zweite EP „Zwei Doofe, ein Gedanke“, 2015 zahllose weitere Liveauftritte, jetzt haben sie einen Plattenvertrag beim Osnabrücker Label Timezone, haben ihr Album „Besser als zuvor“ – genau: weil „sehr, sehr professionell“ – bei Alex Schroer (Ex-Mobilée) in Neudorf aufgenommen und gehen damit auf Tour „bis nach Ostdeutschland“.
Live wird auch mal gecovert, „aber nur unbekannte Sachen“; wer weiß schon, dass „Frösche weinen nie“ von den Schröders ist. Aber auf der CD ist nur eigenes Material. „Es kommt halt immer einer von uns an mit einem neuen Song. Von dem müssen wir beide überzeugt sein, und dann feilen wir am Arrangement.“ Das kann schon mal etwas dauern, packt Sprenz dann doch über den abwesenden Kollegen aus: „Der Michi kam mal mit so einer Ballade an, und da hab ich gesagt: ’Die klingt jetzt aber echt nach Schlager’. Im Studio haben wir dem Song dann einen anderen Touch verpasst, jetzt ist das mehr so eine Liebesnummer.“ Heißt „Sorry“ und ist auch auf der neuen CD.
„Das ist halt schon eine Gratwanderung mit dem Schlagerpunk“, sagt der Sprenz. Was wäre denn, wenn jetzt einer käme und sagte: ’Spielt doch mal am Ballermann’? „Wenn wirklich mal ein unmoralisches Angebot kommt, wer weiß“, grübelt Sprenz, aber: „Da sehen wir uns nicht.“ Es geht einfach um Unterhaltung, eine gute Show. „Die Nähe zu den Leuten ist uns total wichtig.“ Und, bitte, „bloß nicht zu anspruchsvoll.“ Dabei haben sie mittlerweile mehr melancholische als komische Stücke im Repertoire. Aber spätestens zwischen den Stücken wird’s wieder lustig und spontan.
Wird an den Songs lange geprobt und gefeilt, verlassen sie sich bei ihren Moderationen ganz auf ihren gemeinsamen Humor. Und wie ist der? „Manchmal echt flach“, platzt es ehrlich aus dem Sprenz heraus, „aber dazu stehen wir. Wir können über uns selbst lachen.“ Das CD-Cover zeigt die beiden als Comic-Superhelden. „Das kann man ja nicht ernst nehmen.“ Beim Publikum kommt das an: „Hier in der Region kriegen wir sie eigentlich immer.“ Am liebsten in Kneipen oder Clubs wie dem Djäzz oder jetzt am Freitag im Indie, aber open air geht auch gut. Demnächst wollen sie es auch wieder überregional versuchen, dann deutschlandweit, und irgendwann kommt vielleicht mehr dabei rum als nur ein nettes Zubrot.
Und wenn nicht? Bleibt die Zielgruppe 50 plus. „Gerade da kommen wir super an!“ Die kaufen die meisten CDs, tun am meisten in den Hut und sind „meistens kulturell interessiert.“
Sicherlich auch an der geschmackvollen Umsetzung der neuen Songs, zum Beipiel „Wixxen“. Um den CD-Arrangements auch live möglichst nahe zu kommen, sind am Freitag einige Gastmusiker mit dabei. Muss der Hut doch wieder durch mehrere geteilt werden ...
Der Michi & der Sprenz: „Besser als zuvor“, Album Release am Freitag, 20. Mai, 20 Uhr im Indie, Am Buchenbaum 41, schräg gegenüber dem Duisburger Hauptbahnhof. Eintritt frei (Hut!).