Kulturkippe Nichts ist ok, aber herrlich war’s

Duisburg · Zwei Abende hintereinander hatte Intendant Michael Steindl die Bude voll, alle waren sie da, Duisburger Kulturszene, Ulrich Greb mit seinem Team vom Moerser Schlosstheater und der gesamte interessierte Hoch- wie Flachadel: im dramatischen Brennpunkt von Ruhrgebiet und Niederrhein, im Theater Duisburg.

Foto: Thomas Aurin

Die Berliner Volksbühne war angereist mit „ja nichts ist ok“ von und mit Fabian Hinrichs und außerdem vom großen Theatermacher René Pollesch - seine letzte Theaterarbeit vorm überraschenden Tod im Februar 2024. Verdammt viel junges Volk ist da, darunter auch alle vom Duisburger Theaterjugendclub Spieltrieb. Sofern sie nicht als Statisten mitwirken, tun sie’s mit ihren Lachern - als Wegweiser bzw. Verständnishilfe. In die Jahre gekommenen Kulturinteressierten wie mir kommt das Stück nämlich manchmal etwas lasch vor, vielleicht, weil für Ältere bzw. in Duisburg das Thema WG nicht so dringlich ist wie im wohnraumverarmten Berlin. Postdramatik nennt man gemeinhin Polleschs Stilrichtung, was (Flachwitze macht das Stück auch) nichts mit der gelben Post zu tun hat, irgendwie aber doch was, denn die kommt ja auch nicht mehr so oft (an), weil Privatisierung eben kaputt macht, und um Privatisierung auf engstem Raum geht’s irgendwie, um Privatmeinung erst recht und wie sie von Wirklichkeit bzw. Gegenüber trennt. Die drei WG-Gegenüber und den Erzähler spielt ressourcenschonend alle Fabian Hinrichs, ressourcenschonend jetzt produktionsökonomisch gemeint, Hinrichs schont sich kein bisschen, dreht fast so viele Runden im wiederverwerteten Bühnenbild von Anna Viebrock wie die reibungslos funktionierende Drehbühne des baufälligen Hauses, ist aber ganz untheatralisch, also postdramatisch, weshalb er im Print briefmarkengroß das Kolumnenfoto ziert.