Veranstaltungen im Jubeljahr Gefühlt 100 Termine zu Hüschs 100.

Moers · „Das kann man nicht schreiben“, sagte Hüsch mal, als er vom Niederrheiner erzählte und aber ablas. Beim Wiederhören und -sehen auf Youtube ist es jedenfalls doch sehr lustig, weshalb es zum hundertsten Geburtstag von Moers‘ großem Sohn hoffentlich viel zu lachen gibt.

„Auf dem Land gibt’s ja auch Leute, die interessiert sind“, sagte Rüdiger Eichholtz bei der Programmvorstellung und gab damit irgendwie auch ein gutes Motto zum „Hüsch100“-Jahr. Fürs Gruppenfoto war er aber zu spät ...

Foto: pstmo

Nicht zeitlich zuerst, aber zuerst ist da natürlich die große Hüsch-Gala, die das Comedy-Arts-Festival ausrichtet, mit Kai Magnus Sting, Lars Reichow, Matthias Reuter, Jochen Malmsheimer, Wilfried Schmickler und Erwin Grosche am 11. Mai in der Enni-Eventhalle, wir berichteten, ein paar Karten gibt’s noch. Aber „dass da ein solches Programm rauskommen würde“, das hat Bürgermeister Christoph Fleischhauer dann doch sichtlich beeindruckt; die Vielzahl an Veranstaltungen im Großen wie im Kleinen werde dem Groß- wie Kleinkünstler Hüsch gerecht. Dass das umfangreiche Programm ebenso in Moers wie über Moers hinaus ankomme, hofft auch Diana Finkele, die mit dem Grafschafter Museum bzw. der Hüsch-Dauerausstellung im alten Landratsamt Gastgeberin der großen Programmpräsentation war. Über 30 Veranstaltungen von über 25 verschiedenen Veranstaltungen listet das „Hüsch100“-Programmheft auf. An 17 Veranstaltungen ist das Grafschafter Museum beteiligt, „da sind wir völlig verhüscht“, sagt Diana Finkele und zählt auf: Freiheit - mit einem Freiheitsfest eröffnen am 4. Mai Marissa Möller und Jan Lammert das so überschriebene Themenjahr, „Freiheit!“ ist auch der Titel der Sonderausstellung im Grafschafter Museum zu Hüschs kulturellem Neuanfang 1945 mit dem Studio 45 und einigen schwarzen Schafen. Marissa Möller und Jan Lammert haben Lieder von Hüsch neu aufgenommen und stellen die „Niederrhein Odyssee“ am 24. April erstmals vor.

„Ach kuck mal, hat der auch beim Moers-Festival gespielt?“, fragt sich Moers-Festival-Leiter Tim Isfort angesichts eines Fotos, das Hüsch open air vortragend zeigt und im Schlosspark aufgenommen sein könnte, aber doch wohl eher bei einem evangelischen Kirchentag oder so entstanden ist. „Meine Mutter hat mein halbes Leben lang versucht, mir Hüsch nahezubringen, ich fand’s fürchterlich“, erzählt Isfort. Doch dann hat er beim Hören festgestellt: Das ist ja Freejazz. „Das ist wie wenn Ornette Coleman und Don Cherry zusammen spielen oder meine Eltern gleichzeitig reden.“ So ähnlich hat’s ja schon der Duisburger Sting gesagt: dass er beim Hören das Gefühl hatte, der Hüsch müsse „bei uns zuhause im Schrank“ gesessen haben. Jedenfalls das Moers-Festival hat zum 99. schon gut vorgefeiert, und auch beim nächsten Pfingsttreffen der volkstümlichen Musik wird alles Hüsch mit Caspar Hüschmann, Kashiro Hüscho und Hayden Hüschholm in der Hannsi-Eventhalle und drumherum. Tim Isfort, der auf dem Friedhof in Baerl das Grab von Ditz Atrops gefunden hat, sucht übrigens noch Geldgeber für die längste niederrheinische Assoziationskette, die sich zum Festival durch Moers schlängeln soll.

Ebenfalls im Mai und zwar genau am 100. Geburtstag, dem 6. Mai, der auf einen Dienstag und damit Markttag in Moers fällt, gibt’s eben einen großen Hüsch-Markt, „Immer mittendrin“, mit Matthias Held an Hüschs Philicorda-Orgel und Moers-Improviser Bart Maris, mit literarischen Rundgängen und Rezitationen mit Hinrich Kley-Olsen und Jörg Zimmer und mit niederrheinischen Spezialitäten aus der Suppenküche. Die Rezepte kann man sich ebenso mit nach Hause nehmen wie Briefmarken und andere Artikel, die Hüsch-Illustrator Jürgen Pankarz im Auftrag von Moers Marketing gestaltet. Und Pankarz‘ Aufsteller dürfen dann auch mal an die frische Luft. „Jetzt tauchen ja überall diese Männekes auf“, freut sich Fleischhauer; Pankarz habe viel zum Hüsch-Wiedererkennungswert beigetragen.

Der Bürgermeister höchstpersönlich hat Wendelin Haverkamp zu einem „Hochamt ohne Weihrauch“ am 15. Juni im Rathaus überredet, Sonntagvormittag, wo zur Kirche ja auch keiner mehr geht ... Im Sommerkino gibt’s ein Best of Hüsch und Hildebrandt aus dem Scheibenwischer. Die von Hüsch angestoßene Gesellschaft zur Förderung des literarischen Lebens lädt zum Vorleseabend ein.

Hüschs Witwe Christiane Hüsch-von Aprath freute sich bei der Programmvorstellung, dass darin nicht nur der Niederrheiner, sondern der ganze Hüsch abgebildet werde. Aber der zu allem unfähige Niederrheiner kommt natürlich auch reichlich vor. So erweist mit Konrad Beikircher zwar kein Niederrheiner, aber immerhin ein Berufsrheinländer Hüsch die Ehre: „Überleben, wat sonst?!“ Und Norbert Knabben versammelt am 13. Juni Vorleser und Musiker rund um Hüschs erstes Niederrhein-Gedicht „N’Abend zusammen“ von 1963, das sich im Original „Nahment zusammen“ schreibt, aber trotzdem ganz schön ist: „Wenn die Männer vom Fahrrad / Die Finger noch rot vom Anstreichen Mennige / Vorstreichen bei Sachtleben / Oder auch auf der Hütte in Ruhrort / Dann wären sie gern noch schnell bei Borgards / Ein Bierchen trinken gegangen / Doch Gretchen Termöhlen hatte schon Erpelschlaat auf dem Tisch ...“

Demnächst mehr, für heute nur so viel noch: Los geht das Hüsch-Jahr am 14. März im Schlosstheater Moers, mit Hagenbuchs Existenzphilosophie und „Hoffnung und Zärtlichkeit“.