Bis voraussichtlich einschließlich zum 28. Juni wird der Bereich für den Individualverkehr gesperrt sein. Etwas kürzer soll die Sperrung für die Straßenbahn dauern, nämlich nur drei Tage.
„Das bedeutet aber auch, dass wir dann, wenn die Straßenbahn wieder fährt, nicht mehr mit so großen Geräten arbeiten können und stattdessen Vieles von Hand machen müssen“, erklärt Reiner Kleine-Nathland. Er ist bei den Wirtschaftsbetrieben der Projektleiter für den Brückenneubau oder, wie er selbst sagt: „Der, der immer alles schuld ist.“
Ist denn nicht alles glatt gegangen? „Gar nichts ist glatt gegangen“, entfährt es ihm, der wechselnde Wasserstand im Vinckekanal habe einige Unterbrechungen verursacht, und immer wieder mussten die Arbeiten ruhen, weil noch auf „Kampfmittelfreiheit“ gewartet wurde. Also auf die Gewissheit, Pfeiler und andere Verbauteile in den Boden rammen zu können, ohne auf Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg zu stoßen. Einige tausend Meter mussten sondiert werden. Ein Blindgänger wurde tatsächlich gefunden. Das könne gar nicht vorher gemacht werden. Schicht für Schicht müsse der Baugrund abgetragen werden, für einen einzelnen Träger werden dann beispielsweise 75 Zentimeter freigegeben – und immer so weiter. „Wir sind ja in Deutschland“, ist so ein Satz, der häufig fällt, alternativ: „Wir arbeiten ja nach Vorschrift.“
„Bauen im Bestand ist immer die Höchststrafe“, so Kleine-Nathland. Während an der neuen Brücke maximal 30 bis 40 Arbeiter tätig waren, hat Kollege Andreas Chmielarczyk, zuständiger Bauleiter (Kleine-Nathland: „Der ist auch schuld.“), in seinem Büro ein DIN A 0-Organigramm mit 200 Namen an der Wand hängen: Ansprechpartner bei Behörden, beteiligte Firmen und, und, und ...
Doch jetzt ist ein Ende in Sicht. Es sollte eigentlich nichts mehr schief gehen. An der Zufahrt Krausstraße wird gerade eine Ampelanlage gebaut. Die Sperrung ist dann nötig, um die Brücke an die alte Führung der Ruhrorter Straße wieder anzubinden. Dann wird die Zufahrt zur Behelfsbrücke zurück- und die Behelfsbrücke selbst abgebaut. Dafür und für die dann nötigen Arbeiten zur Befestigung der Böschung wird von den beiden Fahrspuren in Richtung Ruhrort die rechte über den 28. Juni hinaus, voraussichtlich bis zum Herbst, gesperrt bleiben.
Und dann gibt es für alle Verkehrsteilnehmer mehr Platz: Zwei Autofahrstreifen in jede Richtung, dazu separat die Straßenbahnspuren und rechts und links jeweils großzügig bemessene Rad- und Fußwege. Gut zehn Meter breiter als der Vorgängerbau ist die neue Vinckekanalbrücke.
So wie sie sollen dann auch einmal die neuen Brücken des OB-Karl-Lehr-Brückenzuges aussehen. Doch wann die kommen, dazu möchten Reiner Kleine-Nathland und Andreas Chmielarczyk lieber keine Prognose abgeben. Für das dafür nötige Organigramm mit allen Beteiligten muss Chmielarczyk wahrscheinlich anbauen ...