Kamp-Lintfort Hochschule Rhein-Waal und St. Bernhard-Hospital verknüpfen Forschung und Klinikpraxis

Kamp-Lintfort · Die Hochschule Rhein-Waal (HSRW) und das St. Bernhard-Hospital in Kamp-Lintfort arbeiten zukünftig enger zusammen.

Die Hochschule Rhein-Waal und das St. Bernhard-Hospital wollen Forschung und Klinikpraxis zukünftig enger verknüpfen. Die Projektverantwortlichen (v. li.): Thomas Grünebaum, Mirco Musumeci (HSRW), Rudolf Leis, Josef Lübbers, Christian Ressel (HSRW), Nele Wild-Wall (HSRW), Rolf Becker (HSRW), Clemens Roeling, Anna Schäfer und Anne Helling.

Foto: Hochschule Rhein-Waal

Nicht nur die räumliche Nähe der beiden Einrichtungen, sondern auch die Ressourcen der Hochschule und die praktischen Bedarfe bieten die ideale Plattform für dieses regionale Netzwerk. Lehrende der Hochschule hatten sich im Frühjahr mit Vertretern des Krankenhauses - aus der Ärzteschaft, Pflege und Verwaltung – zu einem Gedankenaustausch zusammengefunden, um Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten. Diese Kooperation ist Teil eines neuen Netzwerkes im Rahmen des Projekts „Zentrum für Assistive Technologien“. Dieses Projekt wird vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW gefördert und ist langfristig am Forschungsschwerpunkt CASPAR der Hochschule angebunden.

„Schnell zeigte sich, welche großen Chancen sich durch die gemeinsame Nutzung der lokalen Ressourcen hier in Kamp-Lintfort bieten“, so Professorin Dr. Nele Wild-Wall (Psychologische Methodenlehre sowie Neuro- und Gerontopsychologie). Professor Dr. Christian Ressel (Ambient Intelligent Systems) ergänzt: „Für die Studierenden, deren Curriculum das sechste Semester als Praxissemester vorsieht, bieten sich im Krankenhaus viele Felder, das Studienwissen in die Praxis zu transferieren oder auf Praxistauglichkeit im Klinikalltag zu prüfen.“ Josef Lübbers, Geschäftsführer des St. Bernhard-Hospitals, bringt die Idee auf den Punkt: „Studierende und Krankenhausmitarbeitende bekommen die Chance, neue Themen ohne Beschränkungen zu überdenken.“

Es brauchte nur zwei weitere Arbeitstreffen, um einen Plan mit neun möglichen Projekten aufzustellen. Vier davon sollen nun konkret starten.

Mit dem Ziel, angehende Operateure zu schulen, geht das Projekt „Eye-Tracking“ an den Start. Durch die Erfassung der Augenbewegungen bei Operationen lassen sich mögliche Störquellen für die Operateure ermitteln und Abläufe während der Operation optimieren. Für Chefarzt Dr. Mark Banysch und sein Team ist das „Eye-Tracking“ eine große Chance, die Qualität der chirurgischen Ausbildung weiter zu verbessern. Mark Banysch verfügt über große Erfahrung mit Robotik-assistierten Operationen.

Auch ein zweites Projekt zielt auf die Abläufe im Operationsbereich des Kamp-Lintforter Krankenhauses. Durch den Einsatz von KI (Künstlicher Intelligenz) sollte das Richten der OP-Tische durch die Operationstechnischen Assistenten weiter standardisiert werden. Spielerisch Lernen – Gamifikation – ist hier der Ansatz. Durch weitere Standardisierung und die mögliche Verkürzung der Eingriffs- und Narkosezeiten soll Zeit gewonnen werden, von der Patientinnen und Patienten sowie die Klinik profitieren.

Ein aus Sicht der Pflege besonders interessantes Projekt verfolgt das Ziel, die Pflichtdokumentation durch sprachassistierte Systeme für die Pflegefachkräfte zu erleichtern. Dieses Projekt ist für Pflegedirektor Clemens Roeling eine ideale Ergänzung der bereits im gesamten Hospital eingeführten elektronischen Patientendokumentation.

Das vierte Projekt ist ein neues Wegeleitsystem für Patienten und Besucher. Hier soll am Beispiel der Notaufnahme der barrierefreie Zugang in die Klinik überprüft und, wenn erforderlich, optimiert werden.Thomas Grünebaum vom St. Bernhard-Hospital freut sich, dass die Studierenden der Hochschule schon im kommenden Wintersemester mit der Analyse starten werden.

Hochschule und Krankenhaus sind sich einig, dass für diese praxisnahen Projekte noch einige „Baustellen“, wie Datensicherheit oder ethische Fragen bei der Anwendung Künstlicher Intelligenz, zu bearbeiten sind. Regelmäßige Treffen von Hochschule und Krankenhaus sorgen deshalb dafür, diese gemeinsamen Visionen Stück für Stück zu realisieren.

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