Die Menschen sollen solche Automobile noch live erleben können. So auch den Daimler Benz 170 VBC aus dem Baujahr 1936. "Das Fahrzeug befand sich 1936 im Besitz des Forstrats Freiherr von Aue in Eckersdorf bei Breslau, bevor es während des Krieges für militärische Zwecke eingezogen und an der Ostfront eingesetzt wurde. Nach Ende des Krieges verblieb der Wagen in der CSSR. 1977 ist er dann im Münsterland aufgetaucht, wo ich ihn schließlich in sehr schlechtem Zustand abholte und bis 1982 in der Garage der Nachbarin unterstellte. In dreizehnjähriger Arbeit wurde das Cabrio nach Unterlagen von Mercedes mit den restaurierten Altteilen in Eigenleistung schließlich neu aufgebaut. Der Wagen ist seit 1995 durchgehend angemeldet und wird regelmäßig bewegt", berichtet Melisch.
Ja, sogar Fahrten bis nach Oberstdorf wurden und werden auf eigener Achse zusammen mit seiner Frau Marlies gemeistert. "Ich nutze das Cabrio fast wie ein Alltagsauto, fahre auf Clubtreffen und Ausfahrten, stelle ihn auf Messen aus, nutze ihn als ´Hochzeitskutsche` oder leihe ihn auch schon mal Filmproduktionen aus", so der sympathische Tüftler. Mit zwei weiteren Wagen aus Melischs Besitz ist der Daimler Benz beispielsweise im RTL-Zweiteiler "Hindenburg" zu sehen gewesen.
Was den Oldtimer-Fan allerdings gewaltig nervt, ist, dass der Preisanstieg bei derartigen Oldtimern und nicht zuletzt den Ersatzteilen so enorm sei, dass das Oldtimer-Hobby künftig nur noch reichen Leuten vorbehalten bleibe. Daher fertigt Melisch in seiner Werkstatt viele Teile selber an oder arbeitet Altteile auf. Und das ist dann durchaus günstig, wie der findige Ingenieur berichtet:
"Die Lenksäule ist im oberen Teil original verchromt. Will man nicht alles zerlegen müssen und für viel Geld neu verchromen, kam mir eine Idee. Das verchromte Messingrohr eines Druckspülers für die Toilette, hat exakt den Durchmesser der Lenksäule. So nimmt man lediglich das Lenkrad ab, schiebt das Röhrchen aus dem Baumarkt passgenau über die Lenksäule und alles sieht aus wie neu!"
Auf einer kleinen Spritztour durchs sonnige Duisburg, waren dem fast 80 Jahre alten wald- und schilfgrünen Stern viele Blicke sicher. Der Tüftler Melisch muss jedoch bald mal wieder Hand anlegen, weil der dritte Gang schon mal gerne während der Fahrt raus springt. Aber solange man das weiß, hält man halt mal den Finger an den Schaltstock. Ansonsten ließen sich Duisburgs Schlaglochpisten, dank der schwer gepolsterten Ledersessel, sehr komfortabel befahren.
Bernd-Josef Melisch ist ein sehr dankbarer Mensch, er habe in seinem Leben viel Glück gehabt. So freut er sich jeden Tag, wenn er andere Menschen glücklich machen kann. Das hat er definitiv wieder geschafft. Die Fahrt in dem Vorkriegsoldtimer war zweifellos ein ganz besonderes Erlebnis.
Technische Daten:
Vierzylinder Reihe # seitliche Nockenwelle # 1697 cm³ Hubraum # 28 KW (38 PS) bei 3400 U/min # Vierganggetriebe # Hinterradantrieb # L/B/H 4270/1570/1560 mm # Leergewicht 1150 Kg # V-max 110 km/h / Dauerbetrieb max. 95 km/h # 11l Super/100km