In der Tat ist das musikalische Großereignis mit 26 Formationen aus dem (inter)nationalen Terminkalender der Metal-Heads nicht mehr wegzudenken. Grund genug für die Macher-Crew, auf dem bis zu 102 Meter hohen Abraum-Berg ganz große Räder zu drehen. stadt-panorama war drei Tage mitten drin im Geschehen und checkte das Festival aus der Sicht der Besucher und somit auch - trotz Rücken - aus der Zelt-Schlafsack-Perspektive!
Kaum hatte der werte Metaller die letzte Kurve des doch sehr anstrengenden Aufstiegs gekriegt (volle Bierkästen auf einem Böllerwagen sind nun einmal nicht aus Watte), sah er das neue und große 8-Masten-Bühnenzelt. Das löste die bislang benutzte Oktoberfest-Abfüll-Kiste ab und erlaubt durch seine luftige Bauweise ein ganz anderes Crowd-Feeling. Insgesamt wurde vor den großzügigen Zeltdörfern für die Drei-Tage-Gäste ein Infield mit Beköstigungsstationen, Sitzecken und Merch-Meile geschaffen, das einen in der Tat kurzweiligen Aufenthalt gestattete.
Der Quantensprung jedoch war die Premiere "fließendes Wasser". Ist aus gegebenem Anlass die Bestückung der Anhöhe mit fetten 63-Ampere-Kabeln und etlichen Generatoren ein unbedingtes Muss, war bis dato die Versorgung der Metal-Menschheit da oben mit sanitärem Wasser ein unfreiwilliges No-Go. Dank eines sauberen bilateralen Vertrags zwischen dem Anbieter Sani-Miet aus Neukirchen-Vluyn und den kaufmännisch klugen Organisatoren entstand jetzt ein kleines, aber feines Dusch-Wasch- und-WC-Areal. Aufgrund der shuttleähnlichen Tankwagen-Logistik stand Shampoo gereinigtem Metal-Haar und blitzsauberen Zähnen maximal die Benutzungsgebühr im Wege — 4,50 € für eine Ganzkörper-Benetzung waren wohl dem exorbitanten Aufwand an Technik geschuldet.
Stichwort Preise: Feste Nahrung, vom Döner bis zum Thai-Reis, war für bis zu 5 € erhältlich und gewerblich von einem Türken und einem Asiaten angeboten. Futter lieferte auch die sensationell fightende D:O:A-Mannschaft: Morgens wechselten "mal eben" tausend Brötchen die Seite, danach ging der große Burger wie geschnitten Brot. Das flüssige Segment, bei einem Metal-Head ein unverzichtbares Antriebsmittel, bestand aus Pils, Alt und Schwarzbier. Die Theken-Crew stürzte sekundenschnell die Kastenbier-Pulle in einen, ökologisch lobenswerten, 0,5 l-Mehrwegbecher. Was kann einen Metal-Freund mehr erheitern als die Vorfreude auf den nächsten, sogleich anstehenden Auftritt seiner Stage-Helden: links in der Hand das besagte Grundnahrungsmittel zu unschlagbaren 2,50 € und rechts das Greifwerkzeug allzeit zur Pommes-Gabel bereit!
Diese sehr schönen Momente vermischten sich mit wunderbarem Sommerwetter und dem obligatorischen persönlichen und friedlichen Klima der Metal-Community. Wenn wissenschaftliche Untersuchungen einmal mehr feststellen, dass bei einem Metal-Fest alle Bevölkerungsschichten und jedwedes Alter völlig entspannt und auf Augenhöhe in Kontakt kommen, war das Dong Open einmal mehr der Beweis. Auch hier gab es bei 3000, 4000 Metal-Heads ein geradezu kollektivistisches und soziales Patch-Over, was auch die Sicherheitskräfte, die Feuerwehr und die DRK-Sanitäter angenehm zu spüren bekamen.
Unsere Schwer-Metaller hatten sich natürlich auch alle Shows angetan, waren ganz nah am Geschehen, im Foto-Graben, backstage und im Gespräch mit den Musikern. Die so lockeren Macher des Metal-Festivals auf der Halde Norddeutschland werden fast schon furchterregend konzentriert, wenn es um das Line-Up des Festivals geht. Und das ist gut so, denn Jahr für Jahr gelingt den Musik-Managern eine Überraschung nach der anderen.
Dass auch jetzt wieder, im Jahr "15 nach Null", Musiker weite Wege gehen, verdeutlichte "War Kabinett" aus Mexico-City. Die sind gut zehn Jahre auf dem Markt und mit dem überzeugenden Frontmann Dante Diaz (sehr gut seine sozialen und politischen Lyrics) eigentlich eine markante Marke. Doch ihr Death-Metal ist in Europa eher unbekannt.
Unser Kracher am Donnerstag war ohne Zweifel die deutsche Death-Metal-Band "Debauchery". Der Bandname kann mit "Die Verkommenden" oder auch "Die Ausschweifenden" übersetzt werden, was speziell Frontmann Thomas Gurrath glaubhaft verkörpert. Er schmiss beizeiten eine hoffnungsvolle Lehrer-Karriere an einem Stuttgarter Gymnasium und zeigte sich fortan lieber in einem mit Kunstblut getränkten Outfit. "Blood God" war einfach ein Tacken besser als die später auftretenden, sehr routinierten Power-Metaller von Gamma Ray!
Am Freitag gestaltete sich, wieder aus unserer Sicht wohlgemerkt, das Rennen noch enger. Das Quintett "Kissin‘ Dynamite" präsentierte eine Glam getränkte Heavy Metal-Show der Extraklasse, nicht nur Sänger Hannes Braun schuftete bereits am frühen Abend für den ersten emotionalen Overkill. Im Vergleich zu dem nun wirklich nicht schlechten Auftritt der "Steel Panther" im vergangenen Jahr in Wacken vergaben wir gerne "ein hoch verdientes Unentschieden". Doch kaum waren die fauchenden Dynamit-Bündel von der Bühne entfernt worden, sorgten acht Helvetier namens "Eluveitie" für den Höhepunkt schlechthin. Vor einigen Jahren noch eher unscheinbar dem D:O:A-Publikum entkommen, brachte ihr Pagan-Metal, ihre Kombination aus keltischer Sprache (!) und Death-Black-Avancen, ein Melodic-Metal-Kunstwerk auf die Bühne, was auch ein erfahrener Musikfreund nicht häufig hört.
Als 26. und letzte Band traten am Samstag, kurz nach 23 Uhr, die Dauerhelden von "Carcass" an. Die noch sehr lebendigen "Kadaver" um ihren charismatischen Sänger Jeff Walker lieferten immer wieder das volle Brett ab, die 75-Minuten-Show verging wie im Fluge. Wir zählen zusammen: Bis dato hatte die schwarze Meute bereits 24 Stunden Mucke auf ihre sensiblen Lauscher bekommen!
Zu den vier Oberkrachern möchten wir noch zwei Aufsteiger ehren. Am Freitag sorgte die female fronted-Band "Beyond The Black" mit der blutjungen Saarbrückerin Jennifer Haben für ein Ausrufezeichen. Erst seit gut einem Jahr im Angebot der Symphonic Metal-Szene (erkennbar die Nähe zu Nightwish) und schon so gut, Respekt und Anerkennung!
Seit 2012 treibt die Hamburger Doom Metal und Punk Band "Mantar" ihr Unwesen. Die Favoriten von D:O:A-Macher Stephan Liehr, mithin der Außer-Rand-und Band-Sänger-und-Gitarrist Hanno und der gnadenlose Dreschflegel-Drummer Erinc, verzichten zu Recht auf weitere Kollegen. Ihr Sound ist dermaßen dicht und fett, dass selbst Weltklasse-Bassisten das freche Material nur wenig färben würden.
"Unter dem Strich" zeigte sich das Festival insgesamt als Star — was bekanntlich der erste Schritt zur Unsterblichkeit ist.