Der Abstiegskampf in der 2. Liga spitzt sich zum Saisonende immer weiter zu – mit dem MSV mitten drin. Aber: So aussichtslos das Unterfangen Klassenerhalt vor wenigen Wochen noch schien, so gut ist die Ausgangslage für die Elf von Ilia Gruev nach dem nervenzerfetzenden Sieg gegen die Landeshauptstädter nun.
Der MSV-Coach hatte schon vor dem Derby gesagt: „Wann immer wir zuletzt in den entscheidenden Spielen gefordert waren, haben wir unsere Leistung gebracht.“ Und auch dieses Mal wieder. Denn: Verlieren war für die Hausherren im Straßenbahnderby verboten. Und genau so starteten die Gastgeber auch in die Partie. Der MSV war von Beginn an die klar Ton angebende Mannschaft. „Man hat von der ersten Minute an gesehen, wie sehr wir heute gewinnen wollten“, gab der „King“ nach der Partie, die er in den letzten Minuten „nahe am Herzinfarkt“ von der Bank aus erlebte, zu Protokoll. Von den Gästen kam vorerst nahezu gar nichts. Die Zebras dagegen strahlten Selbstvertrauen und Sicherheit aus, kombinierten stark und spielten sich einige gute Torchancen heraus. Die größte hatte Kevin Wolze in der 20. Minute, als er nach feinem Chanturia-Pass aus elf Metern komplett blank vor 95-Keeper Michael Rensing die Nerven verlor und verzog. Trotz MSV-Powerplay ging es mit 0:0 in die Kabinen – aber das sollte nicht lange so bleiben.
Kaum wieder auf dem Feld, bediente Rolf Feltscher von der rechten Eckfahne Kingsley Onuegbu im Strafraum, der Rensing aus fünf Metern per Kopf keine Chance ließ. „Das war eine super Flanke von Rolf“, jubelte der „King“. Nach dem 1:0 bebte das Stadion, als der Zebra-Anhang zum kollektiven Ausrasten ansetzte. Und es ging weiter Schlag auf Schlag. Zunächst waren die Gästefans dran, die es mit Pyro und Kanonenschläge fast schafften, einen Spielabbruch zu provozieren. Als die ihr Pulver nach eindringlicher Warnung verschossen hatten, war es wieder am MSV, für Aufsehen zu sorgen. Diesmal in Person von Victor Obinna, der den Ball in Minute 54 irgendwie ins Düsseldorfer Tor stocherte. Spätestens jetzt stand die MSV-Arena endgültig Kopf. Anspannung und Adrenalin entluden sich in einem Jubel-Orkan. Der wurde jedoch jäh gedämmt, als Joel Pohjanpalo zum 1:2 (67.) für die Gäste verkürzte. Der Rest war, laut Onuegbu „laufen, fighten, beißen.“ Die Gäste drückten auf den Ausgleich, aber der MSV verteidigte die Punkte mit allem, was er hatte. Rolf Feltscher wusste nach dem Spiel, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Wir haben den Glauben nie verloren. Aber die Kraft kam von den Fans. Das war schon extrem, wie sie uns nach vorne gepeitscht und unterstützt haben.“
Das werden sie wohl auch am kommenden Sonntag, wenn das Auswärtsspiel in Sandhausen zum MSV-Heimspiel gemacht werden soll. Ein Pünktchen ist es jetzt nur noch auf das rettende Ufer. Gewinnt der MSV nächste Woche, winkt vorläufig der Relegationsplatz. Denn Düsseldorf und Frankfurt treten gegeneinander an. Eine verlockende Ausgangslage. Und eine, von der vor vier Wochen noch kaum einer zu träumen gewagt hätte...