Strahlende Gesichter, wohin man blickte. Auf dem Rasen lagen sich Ilia Gruev und Sportdirektor Ivo Grlic nach dem großen Wurf in den Armen — genau so wie der Rest des ganzen Zebra-Teams. Dann wurde gemeinsam mit den Fans gefeiert. "Das war brutal, was die Fans hier heute abgerissen haben. Das hat schon richtig gut getan", zollte Gerrit Nauber dem Duisburger Anhang großen Respekt. Der MSV startete, angetrieben von gut 16.000 Zebra-Fans und mit Daniel Davari für den angeschlagenen Mark Flekken zwischen den Pfosten, mit ordentlich Druck in die Partie. Gleich nach zwei Zeigerumdrehungen hatten die Hausherren schon zwei Ecken und eine gute Möglichkeit durch Stanislav Iljutcenko auf dem Konto.
Die Gäste, die ja noch Chancen haben direkt ins Aufstiegsrennen zur Bundesliga einzugreifen, sortierten sich aber schnell, standen hoch, pressten aggressiv und probierten Stück für Stück das Spiel an sich zu reißen. Doch die Hausherren waren nicht gewillt, die Spielkontrolle abzugeben. In der 15. Minute ging ein Raunen durch die Arena als Kevin Wolze volley von der Strafraumgrenze abzog, den Kasten von Jahn-Keeper André Weis aber knapp verfehlte. Drei Minuten später hatten sich alle schon zum Torjubel fertig gemacht, aber Weis parierte Cauly Souzas Kopfball im Strafraum bärenstark. In der 25. Minute war es wieder Souza, der nach starkem Dribbling an der Grundlinie aus spitzem Winkel an Weis scheiterte. Und auch im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit hatte der quirlige Linksaußen noch seine Möglichkeiten, nutzte sie aber zur Verzweiflung des MSV-Anhangs nicht. So gingen beide Teams mit einem 0:0-Remis in die Kabinen — ein Ergebnis, mit dem der MSV sicherlich besser leben konnte als die Gäste, die siegen mussten, wollten sie Platz drei noch mal richtig angreifen.
Davon waren die Bayern aber spätestens in der 52. Minute ziemlich weit entfernt. Denn da passte Borys Tashchy maßgenau auf Gerrit Nauber, der am langen Pfosten nur noch einnicken brauchte. "Dosenöffner" Gerrit Nauber freute sich über sein erstes Saisontor. "Das fühlt sich schon richtig gut an. Ich bin einfach froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte." Fünf Minuten nach seinem Führungstreffer dann die kalte Dusche für den MSV Duisburg. Jann George nahm Maß und nagelte den Ball aus 18 Metern unhaltbar ins kurze Eck - Davari im MSV-Kasten hatte keine Chance. "Schade, ich hätte gerne zu Null gespielt. Aber das ist natürlich jammern auf hohem Niveau. Wir haben gegen einen starken Gegner ein richtig gutes Spiel abgeliefert und verdient gewonnen", lachte Davari nach seinem sehr souveränen und abgeklärten Startelfdebüt im Spielertunnel.
Auf dem Rasen ging es nach dem Ausgleichstreffer weiter Schlag auf Schlag. Zwei Minuten nach dem 1:1 kochte die Arena wieder. Der Grund: Stanislav Iljutcenko spitzelte André Weis den Ball vom Fuß und brauchte nur noch ins leere Tor einschieben — 2:1 für die Zebras! In der 75. Minute dann die Vorentscheidung — und zwar per Traumtor. Fabian Schnellhardt hatte mit feinem Zuspiel Moritz Stoppelkamp auf die Reise geschickt, der das Leder humorlos per Dropkick aus rund 18 Metern in den linken Torwinkel drosch. Da hielt es selbst den sonst so stoisch ruhigen Sven Beuckert nicht auf seinem Platz. Der Torwarttrainer rannte jubelnd zum Torschützen und verpasste ihm eine herzliche Umarmung. Den Deckel auf eine eindrucksvolle Partie der Heimmannschaft machte Ahmet Engin, der in der 88. Minute nach Sahne-Zuspiel vom ebenfalls eingewechselten Kingsley Onuegbu nur noch zum Endstand einschieben musste. "Nie mehr 3. Liga" und "Oh, wie ist das schön" skandierten die gelösten MSV-Fans während sich die Mannschaft auf Bank und Rasen in den Armen lag.
Im Inneren des Stadions hatte auch Ilia Gruev seinen Spaß. Der fand das Spiel seiner Truppe natürlich richtig gut. "Unser Matchplan ist gut aufgegangen, wir haben körperlich dagegen gehalten und unsere Tore schön ausgespielt." Der nun auch mathematisch feststehende Nichtabstieg tue richtig gut. "Wir standen nicht ein Mal diese Saison auf dem Relegationsplatz. Das zeigt doch schon, dass wir eine richtig gute Saison gespielt haben. Wir sind alle sehr stolz." Die vom bewährt kritischen Duisburger Umfeld ans Team heran getragene Angst hätte nie existiert, so Gruev. "Es gab keine Angst bei uns. Wir haben immer einen klaren Kopf bewahrt und ruhig und seriös weiter gearbeitet. Das Ergebnis gibt uns recht."