Eltern sind in der Pflicht

Kreis Wesel/Dinslaken · Im Zuge der Schulwegaktion „Sicher zur Schule“ hat die Verkehrswacht im Kreis Wesel wieder zwei Broschüren an den 239 Kindergärten im Kreis verteilt. Eines der Hefte richtet sich an die Kinder, das andere ganz explizit an die Eltern.

Verkehrssicherheitsberater Adolf Grill von der Kreispolizei erklärt, wie man eine Straße überquert, die Kids passen gut auf.

Foto: Penzel

Denn die sind in der Pflicht, wenn es darum geht, dass ihre Kinder zu sicheren, selbstbewussten Teilnehmern am Straßenverkehr werden.

Bereits zum sechsten Mal hat die Kreisverkehrswacht, finanziell unterstützt von den Sparkassen im Kreis, die insgesamt 4100 Exemplare von „Sicher zur Schule“ eigenhändig an allen Kindergärten im Kreis verteilt. Das Medienset zur Verkehrssicherheit, das vergangene Woche im Dinslakener Kindergarten Heilig Blut vorgestellt wurde, beinhaltet zwei Hefte: ein Schulwegheft für Kinder und ein Ratgeber für Eltern.

Das Schulwegheft ist sehr praxisorientiert, bietet neben großflächigen Bildern auch viele Vorschläge für etliche Übungen, die die Erzieher mit den Vorschulkindern drinnen und draußen durchspielen können. Thomas Moss vom Medien-& Servicecenter der Verkehrswacht erklärt: „Das ist nicht einfach ein Malbuch. Das ist gutes, wertvolles Material. Das Buch hat einen pädagogischen Auftrag“. Und dieser lautet: Kinder in ihrem letzten Kindergartenjahr spielerisch aber mit dem gebotenen Ernst auf den Schulweg vorbereiten. Am Kindergarten Heilig Blut kommt das Medienset seit Jahren zum Einsatz, wie die Kindergarten-Leiterin Nicole Weiner berichtet: „Die Bücher sind absolut sinnvoll und ergänzen unser Angebot gut.“ Denn im Kindergarten an der Hagenstraße wird auf gelebte Praxis gesetzt. „Wir haben ein Vorschulprogramm, in dem wir viel und oft mit den Kindern zu Fuß zu Ausflügen unterwegs sind. Und auf den Wegen bereiten wir sie auf ihren Schulweg vor, erklären und erleben Situationen im Straßenverkehr. Nur fitte Kinder sind nicht gefährdet!“

Rausgehen, Verkehr mit den eigenen Augen und Ohren wahrnehmen, sich langsam in der Praxis an die Teilnahme im Straßenverkehr herantasten - so sollte es sein. So ist es aber auch ganz oft nicht. Denn viele Eltern übertreiben es mit der Vorsicht und halten ihre Schützlinge bewusst aus dem Straßenverkehr raus. Das allmorgendliche Chaos an vielen Schulen und Kindergärten, wenn Eltern ihre Kids mit dem Auto am liebsten bis auf den Schulhof fahren wollen, ist ein gutes Indiz für die seltsame Entwicklung, Kinder nicht mehr alleine zur Schule gehen zu lassen. Dabei ist genau das so wichtig. Denn wenn Eltern ihren Kindern im Straßenverkehr alle Entscheidungen abnehmen, bzw. sie überhaupt nicht daran teilnehmen lassen, kann auch kein Erfahrungsschatz aufgebaut werden. Und den braucht der Nachwuchs für sein gesamtes Leben. So tritt das Gegenteil vom übervorsorglichen Elternwillen ein: Eltern schaden ihren Kindern mehr, als dass sie ihnen helfen.

Eine Entwicklung, die auch Kreisverkehrswacht-Geschäftsführer Frank Schulten mit Sorge beobachtet. Eltern, so Schulten, sollten früh anfangen mit ihren Kindern den Schulweg abzugehen und einzustudieren. „Und dabei nicht den schnellsten, sondern den sichersten Weg wählen“, mahnt Schulten. Sitzt der Weg, ist es an der Zeit, den Nachwuchs von der Leine zu lassen. „Das muss ja nicht am ersten Schultag sein. Aber die Kinder müssen eigene Erfahrungen machen. Viel gefährlicher ist es doch, wenn sie sich immer nur darauf verlassen, dass die Eltern für sie alles im Blick haben...“

(Niederrhein Verlag GmbH)