Wer kennt sie nicht, die Geschichte von Tom Sawyer und dem Zaun, den er streichen muss, während alle seine Altersgenossen schwimmen gehen dürfen. Was macht da Tom? Stellt das Anstreichen als die viel aufregendere und erwachsenere Tätigkeit dar – „schwimmen gehen kann ich jeden Tag“ – und kann sich vor Helfern nicht mehr retten. So ungefähr kann man sich die Realisierung von Martin Schmitz’ „Urban Art Parallelhafen“ vorstellen.
Dabei war es kein leichter Weg von der mit Fotoshop sichtbar gemachten Idee bis zur Realisierung. Eine wichtige Partnerin bei der Umsetzung fand Schmitz in Katja Zappe vom Verein Hafenkult, der seine gleichnamigen Atelier- und Schauräume um die Ecke, Am Parallelhafen 12, betreibt. Katja Zappe half bei der Mobilisierung von Helfern und auch bei der Suche nach finanzieller Unterstützung. So konnte neben dem Kulturbeirat der Stadt vor allem duisport als Sponsor gewonnen werden, außerdem weitere im Hafen ansässige Unternehmen. Auch Bürgermeister Manfred Osenger und seine Offensive für ein sauberes Duisburg waren dabei; Osenger sprach auch die Grußworte zur Eröffnung am vergangenen Donnerstag.
Tatsächlich konnte sich Schmitz vor Helfern kaum retten, als am Kommunalwahlwochenende im Mai endlich der zweifache Grund- und Deckanstrich vorgenommen werden konnte. Anschließend wurden fünf Samstage lang – unter der Woche war ein Arbeiten wegen des Hafenverkehrs nicht möglich – unter Anleitung des Künstlers die Farben aufgetragen, dabei halfen drei Rentner: Wilfried Weysters, Berthold Haering und Manfred Jakobs. Jakobs hat auch für den Runden Tisch und den Bürgerverein Neuenkamp eine schöne Dokumentation des Projekts erstellt. Darin festgehalten ist die Frage einer Spaziergängerin: „Streicht ihr das jede Woche neu?“ Dann vielleicht doch lieber schwimmen gehen ...
Jetzt sind aus den tristen, grauen Spundwänden am Deichdurchbruch vom Parallelhafen Farbschwingungen geworden. Die in 346 Segmente gefaltete Wand aus Stahlblech ist farbig gleichsam rhythmisiert. 16 Farben reichten aus, um die Wand „zum Schwingen“ zu bringen mit einem Spiel aus Wiederholung und Variation – ungefähr so, wie ein Komponist aus den zwölf Tönen einer Oktave ein Musikstück komponiert. Mal sehen, ob Neuenkamps neues Kunstwerk ebenso ein beliebtes Fotomotiv wird wie R(h)einorange.