Duisburg Abschied von Pfarrerin Doris Kroniger aus Homberg

Duisburg · „28-einhalb Jahre“, lautet ihre Antwort, wie lange sie Pfarrerin in Hochheide war. 16 Jahre zusätzlich auch in Homberg, den beiden Gemeinden, die im vergangenen Jahr zur Ev. Kirchengemeinde Duisburg-Homberg verschmolzen sind. Jetzt geht Doris Kroniger in den Ruhestand.

Pfarrerin Doris Kroniger in der Hochheider Kirche der Ev. Kirchengemeinde Duisburg-Homberg

Foto: Kirchenkreis Moers

Am 31. August wird sie in der Hochheider Kirche, Kirchstraße 107, um 15 Uhr durch Wolfram Syben, Superintendent des Kirchenkreises Moers, von ihren pfarramtlichen Aufgaben entpflichtet. Alle Weggenossinnen und -genossen sind zu diesem Festgottesdienst herzlich eingeladen.

„Ich werde selbst predigen“, sagt Doris Kroniger und hat zugleich die Befürchtung, dass ihr die Stimme wegbricht. Denn die Kirchengemeinde und die Menschen, die sie begleitet hat, sind ihr nah und ihre Aufgabe in der Kirche von Lebensbeginn an wichtig.

In Köln ist sie vor 66 Jahren geboren und aufgewachsen. „Mission durch die Mutter“ benennt sie lachend den Grund, warum sie zur evangelischen Kirche kam. Dazu gehörte im Elternhaus das Gebet zur guten Nacht, das den Tag abschloss, und das Tischgebet, das Bewusstheit herstellte für das Geschenk, genug zu essen zu haben. „Ich ging in den Kindergottesdienst, den meine Mutter leitete, und wurde nach der Konfirmation selbst dort Teamerin.“ Entgegen der Ratschläge und dem Unverständnis der Gleichaltrigen wollte sie schließlich Pfarrerin werden. „Denn ich glaubte und glaube, dass es in unserer Welt einen Ort und Strukturen braucht, wo man von Gott erzählt und wie er bei den Menschen ist. Dieser Ort ist die Kirche. Das Leben mit seinen Tiefen ist häufig eine Katastrophe. Und es gut, sich darin nicht allein, sondern begleitet zu wissen.“

Begleiterin war sie in diesen Katastrophen oft, nachdem sie anschließend an das Studium in Bonn und Tübingen, dem Vikariat in Köln und der Babypause vor „28-einhalb“-Jahren nach Hochheide kam. Z.B. wenn sie Sterbende begleitete und Angehörigen neuen Mut gab. Zum Leben gehören aber auch die anderen Momente: Sie taufte Kinder und gab Liebenden den Segen für die Ehe. Von besonderer Bedeutung waren soziale Angebote, etwa der Hexentreff, der mit gemeinsamen Fahrten, Vorträgen und Gottesdiensten die weibliche Sicht auf Gott und die Welt richtete. Mit interessierten Gemeindegliedern ging sie zum Gedenken an die Naziverbrechen alle 2 Jahre am 9. November zu den Stolpersteinen für die ermordeten Jüdinnen und Juden in Homberg und Hochheide.

Und auch ihre Kölsche Vergangenheit brach sich immer wieder Bahn, etwa als sie die Bläck Fööss für das 111-jährige Jubiläum der Hochheider Kirche engagierte und im Gotteshaus ausgelassen gefeiert wurde. Für das Reformationsfest 2017, das auch Gedenken an die 500jährige Spaltung der Kirche in katholisch und evangelisch bedeutet, bat sie die Gemeindeglieder, lange Bänder zu häkeln. Diese wurden miteinander verbunden und als kilometerlanges Seil mit Erlaubnis des Ordnungsamtes quer über alle Straßen zwischen die Kirchen aller Konfessionen in Homberg und Hochheide geknüpft. Den geburtenstarken Jahrgang 1964 brachte sie ins Gemeindehaus, wo nicht nur ein nostalgischer Mettigel aufgebaut war, sondern über 100 Besucherinnen und Besucher in einen Erfahrungsaustausch gingen.

„Es waren großartige Jahrzehnte, über die ich mich freue. Und ja, ich bin traurig über diesen Abschied“, sagt sie. „So viele sind mir ans Herz gewachsen. Und viele derer habe ich auch schon beerdigt. Ich hatte großes berufliches Glück, das mich erfüllt hat. Ich danke der Gemeinde, dass mich alle mit meinen Ecken und Kanten so genommen haben, wie ich bin. Die Gemeinde war wie der Topf, auf den mein Deckel passte.“
Um ihr den Abschied zu erleichtern, erklärt die Familie ihr, wie sehr sie gebraucht wird, etwa bei den Enkelinnen und nimmt sie für die Zeit nach ihrer pfarramtlichen Entpflichtung liebevoll in neue Aufgaben hinein.