Eine alte Frau, die im Abfall nach Pfandflaschen gesucht hat, war 2015 die Initialzündung. „Bis dahin hatte ich mich mit dem Thema Altersarmut noch nie beschäftigt“, sagt Obstkäppchengründerin Carina Raddatz, „das hat mich sehr getroffen, mitten in Deutschland“. Die heute 33-Jährige überlegte sich ein Konzept, mit dem Seniorinnen und Senioren mit gesunden Lebensmitteln versorgt werden – wenigstens einmal im Monat. Sie erzählte Freunden davon und die waren schnell mit im Boot. Die erste Stadt, die 2018 an den Start ging, war Hennef. „Zunächst ging es uns um gesunde Lebensmittel – Obst und Gemüse“, sagt Carina Raddatz, daher der Name Obstkäppchen. Aber alle merkten ziemlich schnell, dass Einsamkeit ein weiteres großes Thema für viele alte Menschen ist. „Einfach mal auf einen Kaffee zusammen sitzen, das bedeutet ihnen viel“, sagt sie. Die Lebensmittel-Tüten seien quasi die Türöffner. Unter dem Motto „Altersarmut – das kommt nicht in die Tüte“, bekommen inzwischen Senioren in acht deutschen Städten eine Tüte Gesundes und ein bisschen Zeit gebracht. In den Tüten sind etwa 75 Prozent Obst und Gemüse, ein Anteil Nudeln, auch mal Haferflocken oder eine Tafel Schokolade. Regional und saisonal sollen die Lebensmittel möglichst sein, dafür gibt es Kooperationen mit örtlichen Lieferanten und Supermärkten.
Für ihr Engagement sind die Obstkäppchen, die es inzwischen in Hennef, Bonn, Köln, Hürth, Königswinter, Stuttgart, Dortmund, Münster und ab diesem Monat auch in Mönchengladbach gibt, schon 2019 mit der bundesweiten Auszeichnung für ehrenamtliches Engagement „startsocial“ geehrt worden.
Obstkäppchen lebt von Spendengeldern, denn die Lebensmittel werden gekauft.
In Mönchengladbach ist Obstkäppchen an die Gemeinschaft Sant‘Egidio, die sich für Arme einsetzt, herangetreten, um alte Menschen zu finden, die eine kleine Unterstützung und ein bisschen Zeit gebrauchen könnten. Auch gibt es Kontakte zum Sozialamt. „Wir rechnen in Mönchengladbach mit 100 Senioren, die natürlich auch von uns besucht werden möchten“, sagt Carina Raddatz. Rund 35 Ehrenamtler werden dafür noch benötigt. Bei Obstkäppchen freut man sich, wenn sich die Ehrenamtler regelmäßig einsetzen. „Man ist aber zu nichts verpflichtet“, so Raddatz. Deshalb brauche man diese recht große Zahl an Helfern, um flexibel zu sein.
Wer mitmachen möchte, kann sich melden unter:
hi@obstkaeppchen.de
Mehr Info und das Spendenkonto auf obstkäppchen.de