E-Auto-Besitzer und Anlieger sind „geladen“ Viele Ladesäulen, aber kein „Saft“
Mönchengladbach · Ludwig Klussmann fährt Elektroauto aus Überzeugung – für die Umwelt und um auf Dauer Geld zu sparen. Blöd nur, dass es mit dem Laden so schwierig ist. Vor der Stadtkasse auf der Nicodemstraße, wo er wohnt, stehen seit letztem Dezember zwei NEW-Ladesäulen mit je zwei Steckdosen, aber ohne Strom. Davor vier Parkplätze, die Otto-Normalfahrer nicht zu nutzen wagt, weil die ja für E-Fahrzeuge sind. Klussmann und die anderen E-Auto-Besitzer fahren weiter quer durch die Stadt zum „Stromtanken“. Und so sind eigentlich alle ziemlich „geladen“ ...
Mit seinem Problem steht Klussmann nicht alleine. Er kennt allein zehn Nachbarn, die Elektroautos fahren... Oder auch nicht fahren, weil die beiden Parkplätze vor der einzigen nutzbaren Ladesäule in der Nähe wegen der Parkplatznot ständig von „Benzinern“ zugeparkt sind – auch weil sie nicht entsprechend gekennzeichnet sind.
Die nächstgelegene E-Tanke wäre bei Kaufland... „Aber die ist seit einem halben Jahr fast immer außer Betrieb! Genauso wie die auf dem Santanderplatz...“, erzählt Klussmann. Und die Ladesäulen auf der Monschauer Straße? „Wie die vor der Stadtkasse“, sagt er. „Nicht für die Allgemeinheit verfügbar. Wir fahren zur Odenkirchener Straße, anders geht‘s nicht.“
Was ist mit den rein „dekorativen“ Ladesäulen auf der Nicodemstraße, hat der Extra-Tipp bei der NEW nachgefragt. „Die Ladesäulen werden Teil des Projekts ShareEuregio, also zum stationsgebundenen Car-Sharing genutzt“, so die NEW. Das bedeute, dass an dieser Stelle keine öffentlichen Ladesäulen entstehen. Vielmehr plane die NEW, ihre Car-Sharing-Plattform „Wheesy“ wiederzueröffnen. Das Konzept sehe vor, dass die E-Fahrzeuge aus dem Fuhrpark der NEW und der Stadt tagsüber ausschließlich von Mitarbeiter*innen der Kommunen und der NEW genutzt werden und am Nachmittag und Wochenende für die private Nutzung zur Verfügung stehen. Wann genau das Projekt starten soll, sei noch offen.
Schade um die ungenutzten Ladesäulen einerseits, um die vier Parkplätze auf dem hart umkämpften Parkplatz andererseits. Denn die vielen Gladbacher, die zur Stadtkasse, zur Kletterkirche, zum Veterinäramt oder zum Seniorenheim wollen und es nicht besser wissen, parken nicht vor den Ladesäulen – aus Angst vor einem Knöllchen. „Spätestens ab 18 Uhr findet man hier keinen Parkplatz“, schildert Klussmann die angespannte Situation.
Das „Wheesy“-Projekt wird ihn und andere E-Auto-Besitzer natürlich auch keinen Meter weiterbringen. Sie alle brauchen kein Car-Sharing, sondern nutzbare Ladesäulen. Von der NEW gibt‘s aktuell 24 in Mönchengladbach. Weitere sollen kommen – aber wann?