Schüler haben digitale Matching-Plattform für Lesepaten programmiert Wie Tinder, nur für Leseratten
Mönchengladbach · Lesen können ist der Schlüssel zu Wissen, auch in der digitalen Welt. Vorlesen legt dabei einen wichtigen Grundstein. Damit möglichst vielen Kindern vorgelesen wird, betreibt die Stadtbibliothek seit Jahren das Projekt „Lesepaten”. Dank nextMG und findigen Schülern geht jetzt eine digitale Matching-Plattform an den Start, die Vorleser und Kids leichter als bisher „connected“.
Für die künftigen „User“ ist es eine kinderleicht zu bedienende Online-Plattform, für Jan Uelkes, Frederik Amme und die anderen Programmierer aus der größten Informatik-AG der Stadt, dem „Code Club“ des Gymnasiums am Geroweiher, war es ein herausforderndes rund zweijähriges Projekt – und für die Stadtbibliothek Mönchengladbach ist sie ein „Geschenk“: die pünktlich zum bundesweiten Tag der Bibliotheken am 24. Oktober offiziell eröffnete Matching-Plattform „Vorlesefreunde“. Die kann nämlich, ähnlich wie Tinder, auf einfachem Weg Menschen zusammenbringen – in dem Fall Menschen, die gern vorlesen (Lesepaten), und Menschen, die zuhören, dabei ihr Wissen erweitern und selber lesen lernen. Das sind in erster Linie Kita-/Kindergarten-Kinder und Grundschulkids, die, aus welchen Gründen auch immer, zuhause nicht so ans Lesen herangeführt werden, wie es wünschenswert wäre.
Die Idee für die Lesefreunde-Matching-Plattform entstand vor knapp zwei Jahren, als Sebastian Leppert und Susanne Feldges von nextMG die Stadtbibliothek Mönchengladbach besuchten.
„Als wir vom Projekt der Lesepaten erfuhren, die kostenlos Kindern in Kindergärten und Grundschulen vorlesen, waren auch wir Digitalisten begeistert“, so Feldges. „Schließlich ist Lesen der Zugang zu allem – auch zu allem Digitalen. Nur das mühsame, ‚manuelle‘ Zusammenbringen von Paten und Kindern erschien uns in Zeiten von ‘Tinder’ aus der Zeit gefallen.”
Schnell war die Idee einer Matching-App geboren, mit der Vorlesende und Institutionen per Mausklick zueinanderfinden. Mit der Stadt als Auftraggeber und einem begeisterten Schirmherr, Oberbürgermeister Felix Heinrichs, beauftragte nextMG mit den Jungs vom „Code Club“ ein paar echte Informatik-Cracks. Nach viel Tüfteln – denn so eine perfekt funktionierende Website zu programmieren ist kein „Kinderspiel“ – ist die Plattform nun startbereit. Unter www.vorlesefreunde.de können ab sofort Kindergärten und Grundschulen „Suchanzeigen“ aufgeben (die Stadtbibliothek prüft und zertifiziert dies noch, damit schwarze Schafe keine Chance haben) und Vorlese-Paten können sich registrieren – alles kostenfrei. Einmal registriert, erhalten Vorlesewillige von der Stadtbibliothek ein Bestätigungsschreiben, mit dem sie beim Bundesamt für Justiz – ebenfalls kostenlos – online das für die ehrenamtliche Tätigkeit erforderliche polizeiliche Führungszeugnis beantragen können.
Jung-Programmierer Jan Uelkes zeigt, wie leicht das mit dem Registrieren, dem Profilanlegen (Kinder welchen Alters möchte ich vorlesen, wann kann ich vorlesen, in welchem Radius? usw.) und „Matchen“ geht. Ein großer Vorteil der Plattform auch: Wenn es nicht direkt passt, dann später. Sobald ein Kindergarten oder eine Grundschule ein zum Vorlesepaten passende „Suchanzeige“ veröffentlicht hat, erhält dieser über Nacht eine E-Mail. Und Match!
Frisch am Start, ist das erklärte Ziel der „Lesefreunde“ nun, viele Matches zu generieren – möglichst schon bis zum bundesweiten Vorlesetag am 15. November.
„Lesen verbindet Menschen und fördert die Gemeinschaft. Mit dem Matching-Portal bringen wir Vorlesepaten mit Institutionen zusammen, die diese wertvolle Erfahrung teilen möchten”, freut sich Yilmaz Holtz-Erşahin, Leiter der Stadtbibliothek.