Feuerwehr und KOS sind „bereit“ für Silvester - aber was, wenn ein Fachwerkhaus brennt? Die Furcht vor dem Feuerwerk

Mönchengladbach · Für die einen ist es ein großer Spaß, für die anderen unnütze Umweltverschmutzung und Gefahr. An und um Silvester herum wird wieder geböllert. In den Niederlanden wurde privates Silvesterfeuerwerk jetzt verboten, allerdings erst zum Jahreswechsel 26/27. Hierzulande ist noch keine Ruhe in Sicht.

Fachwerk und Feuerwerk vertragen sich nicht gut. Das alte Fachwerkhaus in Mennrath ist hochgradig brandgefährdet – die örtlichen Böllerfreunde hat das bislang nicht interessiert.

Foto: Petra Käding

Frau Himmelreich und die Furcht vor dem Feuerwerk – was klingt wie ein Buchtitel, ist für die „Protagonistin“ Jahr für Jahr der reinste Horror. Wo andere sich „nur“ um den Lack ihres draußen abgestellten Autos sorgen, hat Stefanie Himmelreich Angst, dass ihr das komplette Haus über dem Kopf abbrennt. „1965, da war ich ein Jahr alt, sind wir hierhergezogen“, erzählt sie. „Da war Mennrath noch ein Dorf.“

Dass ihr Haus gefährdeter ist als andere, liegt daran, dass es sich noch um ein echtes Fachwerkhaus handelt. „Der Hof hier wurde im 18. Jahrhundert erstmals erwähnt“, erklärt sie. „Die Gebäude bestehen aus einem Holzgestell und einem Heu-Lehm-Gemisch dazwischen – das brennt wie Zunder. Eine fehlgeleitete Silvesterrakete, ein Funkenflug – und das Dach gerät in Brand und dann das ganze Gebäude!“

Einen Schutz gibt es nicht. Zwar gelte ein Böllerverbot im 200-Meter-Umkreis von besonderen Gebäuden, wie auch die Stadt Mönchengladbach bestätigt. „In Mönchengladbach gilt nach § 23 Abs. 1 der 1. SprengV das gesetzliche Verbot des Abbrennens pyrotechnischer Gegenstände in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Kinder- und Altersheimen sowie besonders brandempfindlichen Gebäuden oder Anlagen.“

Aber was tun, wenn sich Feuerwerkfans nicht daran halten? „Die Polizei rufen? Die wird in der Silvesternacht genug zu tun haben!“, sagt sich Stefanie Himmelreich. „Und die Feuerwehr anrufen, wenn das Dach in Brand gerät? Bis die da ist, ist es zu spät!“

Immerhin: Die Stadt erklärt, dass die Feuerwehr die Zahl der Rettungswagen erhöht habe und ein zusätzlicher Mitarbeiter die Leitstelle verstärke. 85 statt 76 „Funktionen“ seien im Dienstbetrieb. Schützenswerte Einrichtungen würden in der Silvesternacht vom kommunalen Ordnungsdienst (KOS) bestreift, so die Stadt weiter. Doch kann auch der KOS schwerlich überall gleichzeitig sein. „Ich habe vor ein paar Tagen beim Ordnungsamt angerufen“, sagt Stefanie Himmelreich. „Die haben mir keine Hoffnung gemacht, dass es etwas bringt, in der Silvesternacht dort anzurufen.“

Die Nachbarn, die im vergangenen Jahr in unmittelbarer Nähe zu ihrem Haus im großen Stil Raketen gezündet hätten, habe sie in ihrer Not schon angesprochen und gebeten, wenigstens in die andere Richtung zu böllern. Aber da sei keine Einsicht gewesen. „Die haben gesagt, da würden sie zu wenig sehen.“

Von der massiven Feinstaubbelastung, der Lärmbelästigung und der traumatisierten Tierwelt einmal ganz abgesehen – geht Böllern nicht mit etwas mehr Rücksichtnahme? Die Feuerwehr ruft zum verantwortungsvollen und rücksichtsvollen Umgang mit Feuerwerk auf und erinnert daran, dass Feuerwehr und Rettungsdienst im Notfall jederzeit über die 112 erreichbar sind.

Stefanie Himmelreich wird wohl auch in diesem Jahr nicht ins Bett kommen, bevor der letzte Böller vom Himmel gefallen ist.

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