Sibille Inderelst, 93, hat keine Lust, tagelang dasselbe zu essen. „Wenn ich einen Wirsing für mich kochen würde, da hätte ich ja vier Wochen von“, sagt sie. Da sei es viel abwechslungsreicher, den Mobilen Mahlzeitendienst der Caritas zu abonnieren. 14 Fahrerinnen und Fahrer liefern mit sieben Fahrzeugen in Mönchengladbach täglich rund 170 Mahlzeiten an Menschen aus, die nicht mehr selber kochen wollen oder können. Die Rentnerin gehört zu denen, die noch könnten, aber nicht mehr wollen. „Ich habe so viel für andere gekocht, jetzt will ich nicht mehr“, sagt sie. Bis vor ein paar Monaten hat Sibille Inderelst noch nicht nur für sich allein, sondern auch für ihre Töchter und deren Familien gekocht. Paradegericht: Sauerbraten, lange und in Scheiben eingelegt, mit Klößen und Rotkohl. Jetzt kommt der Mahlzeitendienst dreimal in der Woche und an den anderen Tagen gehen auch mal Tiefkühlkost oder fertige Suppen.
Der Mahlzeitendienst gehöre zu den Angeboten, die es ermöglichen sollen, dass alte Menschen möglichst lange in den eigenen vier Wänden leben können, sagt Caritas-Vorsitzender Dr. Christof Wellens. 60 Jahre ist es her, dass die Caritas – seinerzeit ehrenamtlich – angefangen hat, Essen an Senioren nach Hause zu liefern. Damals noch mit dem Henkelmann, dem Knibbelken, vom Restaurant bis zur Wohnungstür. Heute gibt es an 365 Tagen im Jahr ein professionelles Angebot an frisch zubereiteten Speisen aus der Caritas-Küche. Und das wird in der grünen Styroporbox heiß geliefert, „Immer auf die Minute pünktlich“, wie Sibilla Inderelst schwärmt, und neuerdings in Mehrweggeschirr aus Porzellan. „Das ist ganz anderes Essen“, sagt die Seniorin, „wir haben ja zu Hause auch nicht aus Plastik gegessen.“
„Wir bringen mit dem Mahlzeitendienst nicht nur Essen, sondern auch ein Stück Alltag und Sicherheit“, sagt Caritas-Geschäftsführer Frank Polixa. Die Fahrerinnen und Fahrer seien für manche Senioren nicht selten der einzige Kontakt am Tag. Essen halte eben Leib und Seele zusammen.
Dass alles reibungslos klappt, dafür zeichnen Paul Hansen, Leiter des Mobilen Mahlzeitendienstes, und Hildegard van de Braak, Leiterin des Bereichs Soziales und Familie, verantwortlich. Samstags gibt es Eintopf, an den anderen Tagen zwei verschiedene Hauptgerichte mit Dessert.
Beim Pressegespräch konnten die Journalisten sich denn auch selber von der Qualität überzeugen und zwischen Zwiebelsahnehähnchen mit Spätzle, Feldsalat und Eierlikör-Schmand-Creme oder Eierpfannkuchen mit Spinat und Hirtenkäse, Kartoffelpü, Feldsalat und Eierlikör-Schmand-Creme wählen. „Danach bin ich immer bis abends satt“, sagt Sibille Inderelst.