„Unter unseren Füßen liegt eine unerschöpfliche Energiequelle“, erklärt NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur. Gemeint ist das heiße Wasser in hunderten Meter Tiefe unter der Erdoberfläche. Das Ministerium hat einen Masterplan aufgelegt, diese Energiequellen zu nutzen. Das Ziel ist es, bis zu 20 Prozent des Wärmebedarfs in NRW bis zum Jahre 2045 durch die sogenannte Geothermie zu decken.
Die Vorteile liegen auf der Hand: die Geothermie ist umweltfreundlich und sie macht die Energieversorgung unabhängiger von Rohstoffen oder Windanlagen.
Aber wo ist der Bodenuntergrund geeignet, an die benötigten Mengen heißen Wassers heranzukommen? Das soll durch Probebohrungen erkundet werden.
Eine solche Forschungsbohrung erfolgt nun auch in Krefeld. Sie liegt in der Hand des Geologischen Dienstes, der an Girmesgath angesiedelt ist.
„Wir bohren auf dem Parkplatz hinter dem Stadthaus“, erläutert Geologe Ingo Schäfer vom Geologischen Dienst. Schon im Zeitraum Herbst/Winter diesen Jahres wird deshalb ein Teil des Parkplatzes hinter dem Konrad-Adenauer-Platz für den Verkehr gesperrt. Rund drei bis vier Monate soll die Sperrung andauern. Für die eigentliche Bohrung benötigen die Geologen rund sechs Wochen.
„Erschütterungen wird es nicht geben“, versichert Ingo Schäfer. Allerdings verursacht die Bohrung Lärm. Dagegen stellen die Fachleute Lärmschutzwände auf. Auch auf die Veranstaltungstermine in der Yayla-Arena wollen die Geologen Rücksicht nehmen.
Zwei- bis drei Millionen Euro wird die Probebohrung kosten. Kostenträger ist das Land NRW, das die Bohrungen auch beauftragt hat.
Krefelds Umweltdezernentin Sabine Lauxen kommt das Forschungsvorhaben sehr gelegen. Denn sie arbeitet mit ihrem Team an der vorgeschriebenen Wärmeplanung für die Seidenstadt. Sollte sich bestätigen, dass in Krefeld Geothermie möglich ist, eröffnen sich neue Möglichkeiten für klimaneutrale Wärmegewinnung: „Wir könnten sie ins Fernwärmenetz einspeisen oder ganze Quartierlösungen planen“, erklärt Lauxen.
Konkret suchen die Geologen bei ihrer Probebohrung nach Kalkstein. Je nachdem, wieviel Wasser in den Poren dieser Schicht fließt, könnte es für die Wärmegewinnung nutzbar werden. Je tiefer die Kalksteinschicht im Boden liegt, desto heißer wäre das Wasser. Dass grundsätzlich Kalkstein im Krefelder Boden vorhanden ist, wissen die Geologen bereits durch vorherige Untersuchungen. Die Schicht wird am Bohrstandort in einer Tiefe von mehr als 400 Metern, vielleicht sogar 700 Metern vermutet. Die Ergebnisse der Probebohrung haben auch Aussagekraft für die Region, sind also auch für Nachbarkommunen interessant.
Das Grundwasser wird durch Bohrung und Wärmegewinnung übrigens nicht beeinträchtigt. Die Kalkschicht liegt weit darunter. Das Bohrloch mit einem Durchmesser von rund 60 Zentimetern wird abgedichtet, um keine Verunreinigungen des Grundwassers zuzulassen.
Sollte sich erweisen, dass das Tiefenwasser tatsächlich zur Wärmegewinnung genutzt werden kann, wäre ein Kreislaufsystem möglich: das heiße Wasser wird dann zur Nutzung an die Oberfläche hochgepumpt und später wieder ins Erdreich zurückgepumpt. Ökologisch bliebe die Nutzung also neutral.