Kanalsanierung an Philadelphiastraße Auf die sanfte Tour

Krefeld · An der Philadelphiastraße in der Innenstadt musste ein 590 Meter langer Kanal saniert werden. Durch ein technisch perfektes Verfahren konnte dies unterirdisch geschehen.

Beeindruckend: Auf der Steckendorfer Straße ist der Zugang zum Kanal geöffnet worden, durch den der Textilschlauch in den Kanal eingeführt wird. Foto: Müller

Foto: Müller

„Der Kanal ist von 1880“, weist Stefan Kleiker an der Steckendorfer Straße auf das große Loch in der Erde. In sieben Metern Tiefe liegt der Kanal für Niederschlags- und Abwasser. Einer der ältesten Kanäle in Krefeld, wenn nicht der älteste. Und dieser ist schadhaft. „Die gemörtelten Fugen sind im Laufe der Zeit abgebröckelt“, erklärt der Bereichsleiter Planen und Bauen beim Kommunalbetrieb Krefeld KBK. An manchen Stellen sind auch Wurzeln eingedrungen und Mauersteine abgefallen. Höchste Zeit also für eine Sanierung.

Aber sowohl Anwohner wie Autofahrer konnten in der vorigen Woche aufatmen. Denn von der Sanierung im Abschnitt bis zur Kreuzung Moerser Straße (ca. 375 Meter) bekamen sie kaum etwas mit. Ebenso wenig wie vom vorherigen Bauabschnitt auf der Philadelphiastraße von der Ecke Bleichpfad bis zur Rheinstraße (ca. 215 Meter).

Zu verdanken ist der minimale Störungsgrad dem sogenannten „Schlauch-Liner-Verfahren“. Dieser sorgt dafür, dass die Straßen nicht aufgerissen werden und der Verkehr damit nicht gestoppt werden muss.

Im Schlauch-Liner-Verfahren führte die Firma Aarsleff Rohrsanierung in den Kanal einen Textilschlauch  ein, der mit Kunstharz getränkt ist. Mittels Wasserdruck wurde der Schlauch an die Innenwand des schadhaften Kanals gepresst. Anschließend pumpten die Mitarbeiter der Firma 80 Grad heißes Wasser in den Schlauch. Dadurch härtet der Kunstharz aus und der Schlauch dichtet den schadhaften Kanal wie eine zweite Haut ab. „Es entsteht quasi ein Kanal im Kanal“, erläutert Stefan Kleiker.

Es dauert nur zwei bis drei Tage, bis das neue Kanalrohr so weit ausgehärtet ist, dass die Anwohner den Kanal wieder über ausgefräste Hausanschlüsse nutzen können. In der Zwischenzeit wurde ihr Abwasser über Alternativlösungen entsorgt.

Nach einer zweimonatigen Ruhezeit werden die Hausanschlüsse dann dauerhaft an den sanierten Kanal angeschlossen. Fertig.

Dieses Sanierungsverfahren bietet neben der nur geringen Störung des öffentlichen Lebens auch Kostenvorteile. Der Kommunalbetrieb Krefeld hat errechnet, dass eine Sanierung des Kanals in offener Bauweise rund fünf Millionen Euro gekostet hätte. Durch das Liner-Verfahren liegen die Kosten nur bei 1,4 Millionen Euro.

Leider lässt sich das Verfahren nicht generell bei allen Kanalsanierungen anwenden. Je nach Art der Beschädigungen muss ein Kanal auch schon mal grundlegend erneuert werden. Die „zweite Haut“ durch den eingeführten Schlauch im Liner-Verfahren hält übrigens rund 50 bis 80 Jahre.