„Wie mag es wohl aussehen, tief drinnen im Betonklotz unter der Krefelder Rheinbrücke“? Das haben sich sicherlich schon viele Auto- und Radfahrer gefragt, die auf der Düsseldorfer Straße entlang fuhren und den bunkerähnlichen Gesteinskoloss am Rande liegen sehen. Eine Tür ist erkennbar, mit Grafitti verschmiert, aber die ist stets verschlossen.
„Jetzt ist Gelegenheit, eine spannende Ecke von Krefeld kennenzulernen“, macht Claire Neidhardt auf den Freitag, 14. Juli, aufmerksam. Denn die Leiterin des Krefelder Stadtmarketings hat mit dem Berliner Künstler Manuel Schroeder für den Tag eine Performance in den dunklen Katakomben vereinbart. Die verschlossene Tür öffnet sich und eröffnet zugleich dem Publikum einen „anderen Blick“ auf die meterhohen Betonwände und steinernen Säle.
Diese dienten im Krieg als Luftschutz, davor als Lagerstätten und nicht zuletzt für technisches Gerät der Luftüberwachung. Seit Langem aber stehen die Räume leer. Dem Betrachter, der sich ins Dunkle wagt, starrt nackter Beton entgegen. Akustisch orchestriert vom Dröhnen des LKW-Verkehrs auf der Brücke.
„Unsere künstlerische Absicht ist es, Ruinen neu zu bewerten“, erklärt Schroeder. „Wir möchten erreichen, dass man Räume, die man glaubt zu begreifen, ganz anders empfindet“. Dazu hat er ein Lichtkonzept entworfen, das im Dunkel des Bunkers neue Eindrücke hervorruft. Überdies werden weitere Künstler, die Neidhardt und Schroeder eingeladen haben, mit Bewegungen und Lesungen die ansonsten tristen Räumlichkeiten „bespielen“.
Drei Einlässe wird es zu diesem Event am Freitag, 14. Juli, geben: 18, 19 und 20 Uhr. Jeweils mit einer begrenzten Teilnehmerzahl von rund 30 Personen. Der Eintritt ist frei. Aber eine Anmeldung ist erforderlich. Und zwar online über die Homepage www.krefeld650.de.
Denn die Aktion ist Teil des Stadtfestes 650 Jahre Krefeld. Ihr Grundgedanke ist aber älter, stammt noch aus der Aktionsserie „Krefelder Perspektivwechsel“. Im Rahmen dessen hatte Manuel Schroeder bereits Aktionen durchgeführt, die das Material Beton in den Mittelpunkt setzten und aus ungewohnten Blickwinkeln künstlerisch gestalteten.
Dahinter steckt mehr als „nur“ ein künstlerischer Farbtupfer. Auch im Bauwesen rücken Architekten immer öfter davon ab, Betonruinen einfach zu entsorgen. Seit Ausbruch der Klimakrise hat sich das Bewusstsein dafür entwickelt, leer stehende Räume zu erhalten und einer neuen Nutzung zuzuführen. Das spart Kosten, Umweltbelastung und Energie. An diesen Gedanken knüpfen auch die Künstler an. Auf ihre Weise.