Das Magazin im Kaiser-Wilhelm-Museum enthält weit mehr Kunstwerke, als in den Ausstellungssälen gezeigt werden können.
Deshalb haben Direktorin Katia Baudin und ihr Team 15 Räume bereit gestellt, in denen jeweils Exponate aus der eigenen Sammlung gezeigt werden, die miteinander jeweils eine geschlossene Geschichte erzählen. Weil diese Räume nach einiger Zeit immer wieder mit einem neuen Thema bestückt werden, heißt diese Art der Präsentation „Sammlung in Bewegung“.
Nun hat Sammlungskustodin Dr. Magdalena Holzhey einen der Räume wieder ganz neu gestaltet. Es geht um die Formensprache der Moderne aus der Stilrichtung „Bauhaus“, wie sie in den 1920er Jahren aufkam.
„Wir konnten für unsere Sammlung zwei Stahlrohrmöbel von Mies van der Rohe und Marcel Breuer aus den 1920er Jahren erwerben“, verweist Katia Baudin stolz auf Tisch und Sessel. „Ein Stuhl ohne Hinterbeine war damals eine Revolution“, erklärt Dr. Holzhey. Möglich wurde diese Konstruktion, bei der die „Vorderbeine“ nach hinten gebogen sind, durch die damals neue Technik der Metall- statt der üblichen Holzkonstruktion.
Im Saal korrespondieren die Möbelstücke mit abstrakten Gemälden von Piet Mondrian, Druckgraphiken von Anni Albers oder auch einem zeitgenössischen Kaffeeservice für die Porzellanfirma Rosenthal.
Der Bezug auf unterschiedliche Formen von Kunst und Kunsthandwerk ist nicht willkürlich. „Der Ansatz entstammt der damaligen Zeit selbst“, betont Dr. Holzhey. Kunst sollte nach dem Konzept des Bauhauses auch den gewöhnlichen Alltag der Menschen bereichern.
Die Künstler arbeiteten gern mit Grundelementen des Lebens. Daraus entsteht beispielsweise die angestrebte „kosmische Harmonie“ in den graphischen Gemälden Mondrians.
Die Bezüge der Kunstwerke aufeinander werden auch in einem zweiten Raum der „Sammlung in Bewegung“ deutlich, den die stellvertretende Museumsleiterin Dr. Sylvia Martin schon vor Weihnachten gestaltet hatte und der einen spirituellen Schwerpunkt setzt:
Einem spätmittelalterlichen Gemälde von der Anbetung des Jesuskindes ist eine asiatische Buddha-Figur aus dem 19. Jahrhundert zugeordnet.
Ergänzt wird die ungewöhnliche Gegenüberstellung durch ein abstraktes Kunstwerk des englischen Konzeptkünstlers Alan Charlton aus den 70er Jahren. Es zeigt drei Flächen in Grautönen, deren meditativer Gehalt sich durch die beiden anderen Kunstwerke erschließt. Es entsteht ein Raum, der den Betrachter in tiefster Seele anspricht.
Auch die übrigen Säle der „Sammlung in Bewegung“, die die ganze Breite des Krefelder Kunstbestandes signalisieren, laden zu einem Besuch des Kaiser-Wilhelm-Museums ein. Übrigens: für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren ist der Eintritt kostenlos.