Mit einem lauten Knall wurden die Jugendlichen aus dem Q1-Jahrgang des Maria-Sibylla-Merian-Gymnasiums am Ende der Veranstaltung in die Realität zurückgeholt: Auf der Bühne der Abendrealschule in Linn platzte ein großer Luftballon, auf den zuvor Zettel mit den Zukunftsträumen und -plänen der jungen Menschen geklebt worden waren. Den Effekt hatten die Macher des „Crash-Kurs NRW“ absichtlich eingeplant, wie Stephanie Schepers von der Polizei Krefeld erklärt: „Das soll die Jugendlichen aus der etwas bedrückenden Stimmung herausholen, die vorher durch die Videos und Vorträge entstanden ist, und ihnen zugleich klarmachen, wie schnell Lebensträume durch einen Unfall platzen können.“
Tatsächlich hätte man zuvor in der etwa einstündigen Veranstaltung eine Stecknadel fallen hören können, und so mancher kramte verstohlen nach einem Taschentuch. In den Filmsequenzen wurden eindringlich die Folgen zu schnellen Fahrens geschildert, aber auch die Themen Alkohol am Steuer, Gurtpflicht auch für die Rückbank und Ablenkung durch das Handy kamen zur Sprache. Gezeigt wurden bewusst Fotos von Unfällen, die sich unter Beteiligung junger Fahrer in der Umgebung von Krefeld ereignet haben, jedoch keine Schockbilder. Stephanie Schepers: „Es geht uns nicht darum, zu schockieren, sondern zu sensibilisieren.“
Das ist den Veranstaltern, die dieses Format schon seit 2012 anbieten, gelungen. Besonders durch die Berichte der Rettungskräfte, die in kurzen Vorträgen schilderten, wie sie die Einsätze an der Unfallstelle erleben und was ein schwerer Unfall für diejenigen bedeutet, die Schwerverletzte retten, Tote bergen oder – nach dem Unfalltod eines Angehörigen oder Freundes – mit dem großen Verlust leben müssen. Zu Wort kamen ein Feuerwehrmann, ein Polizeibeamter, eine Mitarbeiterin der Notfallambulanz und ein Notfallseelsorger. Per Kurzvideo appellierten außerdem bekannte Krefelder Sportlerinnen und Sportler an das Verantwortungsgefühl der Jugendlichen. Als zum Schluss die Mutter eines vor fünf Jahren verunglückten jungen Mannes die Bühne betrat und bei der Schilderung des damaligen Geschehens selbst mit den Tränen kämpfte, wurde es sehr still im Saal. „Es bricht alles zusammen wie ein Kartenhaus“, so beschrieb sie die Folgen für die Angehörigen.
Über positive Rückmeldungen von den Jugendlichen berichtet Stephanie Schepers. Die wichtigste Botschaft scheint angekommen zu sein: „Unfälle passieren nicht, sie sind immer die Folge von Entscheidungen, die man trifft.“