Azubis dringend gesucht Mehr Jugendliche für eine Ausbildung begeistern

Krefeld / Kreis Viersen · Der Ausbildungsmarkt hat sich in den vergangenen Jahren zum „Bewerbermarkt“ entwickelt: Den offenen Stellen steht eine immer geringere Anzahl von Schulabgängern gegenüber.

Sie stellten die Halbjahresbilanz auf dem Ausbildungsmarkt vor: Stefan Bresser (Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Mönchengladbach), Rainer Imkamp (Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Mönchengladbach), Thomas Gütgens (Hauptgeschäftsführer Kreishandwerkerschaft Niederrhein), Jürgen Steinmetz (Hauptgeschäftsführer IHK Mittlerer Niederrhein), Dr. Sarah Borgloh (Vorsitzende der Agentur für Arbeit Krefeld), Benjamin Buchholz, Maik Scheef und Tom Schwarz (Hülsenbusch Apparatebau Kempen, v.l.).

Foto: Agentur für Arbeit Krefeld

„Der Ausbildungsmarkt boomt in Zeiten des Fachkräftemangels“, sagt Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein. Zum Start ins neue Jahr seien erfreulich viele Ausbildungsverträge abgeschlossen worden: „Mit mehr als 500 eingereichten Verträgen verzeichnen wir ein Plus von 15 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.“

Die Kehrseite der Medaille: Viele Betriebe wollen ausbilden, haben teils sogar zusätzliche Azubi-Stellen eingerichtet, die sie aber aufgrund der immer geringeren Bewerberzahlen und des nach wie vor anhaltenden Trends zum Studieren nicht alle besetzen können. Das verdeutlichen die Zahlen der Agentur für Arbeit: Das Verhältnis liegt inzwischen bei 130 Ausbildungsstellen auf 100 Bewerber (Vorjahr: 127:100) – Tendenz steigend. Insgesamt 2.964 Ausbildungsstellen wurden für den Agenturbezirk Krefeld/Kreis Viersen bis März 2024 gemeldet, dieser Zahl standen gerade einmal 2.288 Jugendliche gegenüber, die einen Ausbildungsplatz suchten.

Eine immer noch ungewohnte Situation für viele Arbeitgeber in Industrie und Handwerk, die sich inzwischen nicht nur einem Fachkräfte- sondern auch einem Azubi-Mangel gegenübersehen. Während die „Top 10“ der Handwerksberufe – (u.a. Elektroniker, KFZ-Mechatroniker und Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizung- und Klimatechnik) kaum betroffen ist, haben es beispielsweise Unternehmen, die im Lebensmittelhandwerk tätig sind, deutlich schwerer. „Zurzeit haben viele junge Menschen die Wahl, denn aktuell sucht fast die Hälfte der Handwerksunternehmen noch Auszubildende für die Zeit ab Sommer“, betont Thomas Gütgens, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Hier könnten auch die Unternehmen viel tun: „Praktika anbieten, die jungen Menschen über Social Media direkt ansprechen, es gibt viele Möglichkeiten.“ Bei der „Generation Z“ könnten lokale Unternehmen vor allem durch ein familiäres Umfeld, kurze Arbeitswege und einen Umgang auf Augenhöhe punkten, ist sich Thomas Gütgens sicher.

Das bestätigt Jörg Taubitz, technischer Geschäftsführer von Hülsenbusch Apparatebau in Kempen. Das Unternehmen beschäftigt rund 70 Mitarbeiter und bildet sowohl im kaufmännischen Bereich als auch im Metallbau aus. „Es gilt, gezielt auf die Jugendlichen zuzugehen und ihnen zu verdeutlichen, dass eine Ausbildung im Betrieb den gleichen Wert hat und ähnlich gute Chancen bietet wie eine akademische Ausbildung.“ Eigenverantwortung, Mitgestaltungsmöglichkeiten und Flexibilität seien hier entscheidende Faktoren, um die Jugendlichen für eine Ausbildung zu begeistern.

Bei der „CHECK-IN Berufswelt“ bekommen Schülerinnen und Schüler Einblicke ins Berufsleben und können Praxistage in Unternehmen buchen. Die Termine: 10. April in Mönchengladbach, 24. April im Berufskolleg Viersen-Dülken, 8. Mai im Rhein-Kreis Neuss, 15. Mai im Berufskolleg Rhein-Maas in Kempen und 22. Mai in Krefeld. Im Juni folgen Bustouren zu Unternehmen in der Region.

Die IHK Mittlerer Niederrhein lädt im Juni zu einer „Azubi-Speed-Dating-Week“ für Last-Minute-Ausbildungsplätze ein. Termine: 3. Juni im „Clip n Climb“ Viersen, 4. Juni im „Hi-Fly“ Mönchengladbach, 12. Juni im „Gare du Neuss“ und 13. Juni auf der „Rhine Side“ in Krefeld-Uerdingen.