Das Interesse an den einst geheimen Unterlagen der „Staatssicherheit“ (Stasi) ist immer noch hoch, auch 35 Jahre nach dem Untergang der DDR. „Wir verzeichnen noch rund 30.000 Anträge im Jahr auf Akteneinsicht“, erklärt Prof. Dr. Daniela Münkel, Abteilungsleiterin für Vermittlung und Forschung im Stasi-Unterlagen-Archiv des Bundesarchivs. Bisher haben über sieben Millionen Menschen Akteneinsicht beantragt. „Auch Kinder und Enkel können jetzt Einsicht beantragen“, erläutert Münkel die Rechtslage.
Die Stasi und ihre Dokumente sind Thema einer Ausstellung im Krefelder Stadtarchiv. Sie wird am Donnerstag, 10. April, um 19 Uhr eröffnet. Danach ist sie bis zum 2. Mai im Stadtarchiv an Girmesgath 120 zu sehen. Und zwar montags von 13 - 16 Uhr, dienstags und mittwochs von 8.30 - 16 Uhr, donnerstags von 8.30 - 17.30 Uhr sowie freitags von 8.30 - 13 Uhr.
„Zur Eröffnung am 10. April veranstalten wir eine Gesprächsrunde“, lädt Archivleiter Dr. Olaf Richter ein. Unter seiner Moderation diskutieren Prof. Münkel und weitere Partner über die Stasi-Unterlagen und die gesamtdeutsche Geschichte. Zuvor sprechen Oberbürgermeiser Frank Meyer und der Krefelder Bundestagsabgeordnete Ansgar Heveling ein Grußwort. Zur Eröffnungsveranstaltung ist eine Anmeldung bis 9. April erforderlich: Tel.: 02151/86 27 01 oder E-mail: stadtarchiv@krefeld.de
„Ansgar Heveling sprach mich auf die Ausstellung an“, berichtet Dr. Richter über den Ursprung der Krefelder Aktion. Die Ausstellung war im April 2024 in Berlin gezeigt worden und wandert seitdem durch Städte der Bundesrepublik. „Wir zeigen sie in den alten Bundesländern, um zu verdeutlichen, wie die Diktatur ins Leben der DDR-Bürger eingegriffen hat“, unterstreicht Prof. Münkel. Gerade in der heutigen Zeit ist es wieder geraten daran zu erinnern, dass demokratische Freiheiten keine Selbstverständlichkeit sind.
So weist die Ausstellung anhand von Fotos, Tatwerkzeugen, Karteikarten oder Schriftstücken auch auf Schicksale von Menschen hin, die aus unterschiedlichen Gründen bespitzelt oder gar in Haft genommen wurden. Auch die Beziehungen der Staatssicherheit in die Bundesrepublik waren weitreichend. Man denke nur an den DDR-Spion im Bundeskanzleramt, dessen Aufdeckung zum Rücktritt von Willy Brandt führte. Aber auch RAF-Terroristen fanden mit Hilfe der Stasi in der DDR Aufnahme und eine neue Identität.
„Gemessen an der Bevölkerungszahl hatte die DDR die größte Überwachungsdichte im ganzen damaligen Ostblock“, unterstreicht Prof. Münkel die Dimension der Stasi-Aktivitäten. Auch in der Bundesrepublik waren 1988 mindestens 1500 Agenten im Einsatz. „Ziel der Stasi war es, die Macht der SED zu sichern.“
1989 konnte dieses Ziel nicht mehr gehalten werden. Der Druck aus der Bevölkerung gegen die DDR-Verhältnisse wurde zu groß. Die DDR zerfiel. Die Stasi vernichtete in den letzten Tagen noch schnell massenhaft Unterlagen. Doch der größte Teil blieb erhalten. Die Ausstellung im Krefelder Stadtarchiv gibt darin einen Einblick.