Ibrahim Nadir aus Willich spielt in Hongkong erfolgreich Fußball Ibrahim, der reisende Fußballer

Stadt Willich/Hongkong · Er kommt aus Willich, hat in den USA studiert, dort ein Fußballstipendium gehabt und an der Universität gespielt, dann in der ersten Liga in Neuseeland gekickt, von dort ging es zum Soccer auf die Philippinen, aktuell spielt er für die für die „Hongkong First Division“ in China.

Er ist der "reisende Fußballer" - von Willich aus ist Ibrahim Nadir über die USA, Neuseeland, denPhilippinen bis jetzt aktuell nach Hong Kong gereist. Dort lebt er (kleines Foto) und spielt für den Club Resources Capital FC. In der Liga wurde er jüngst sogar mit dem MVP Award ausgezeichnet. Fotos: Privat

Foto: Privat

„Für mich gibt es nichts Schöneres, als neue Kulturen kennenlernen und dabei Fußball zu spielen. Fußball, das ist meine große Leidenschaft“, sagt Ibrahim Nadir. Der 27-jährige Deutsche mit irakischen Wurzeln kommt aus Willich, ist in Wekeln groß geworden. „Ich wurde seinerzeit sogar für die irakische U20-Nationalmannschaft eingeladen“, sagt er. Da er aber nie die irakische Staatsbürgerschaft angenommen hatte „... war das für mich keine Option“, so Ibrahim Nadir weiter.

Dafür hat es ihn in die USA gezogen. Der Willicher bekam dort ein Stipendium für sein BWL-Studium und hat seinen Bachelor in South Carolina und seinen Master in Kalifornien gemacht. Innerhalb seines Studiums hat er für die Universitäten in den dazugehörigen Soccer-Teams Fußball gespielt. „Ich habe meinen Traum vom Profi-Fußballer nie aufgegeben - auch wenn ich weiß, dass die Zeit eines Profi-Kickers oft nur begrenzt ist. Darum möchte ich meinen Fokus jetzt erst auf Fußball legen und später dann auf BWL.“ Doch die USA waren für den Willicher nicht genug. Er wollte weiterziehen - neue Kulturen entdecken und dabei Fußball spielen. „Ich hatte dann schließlich die Möglichkeit in Neuseeland sogar in der ersten Liga zu kicken“, erinnert sich Ibrahim Nadir. Einige tausend Kilometer weiter ging es also von Kalifornien aus auf die ‚kleine Insel‘ Neuseeland, direkt neben dem Kontinent Australien.

Ibrahim Nadir auf dem Balkon seiner kleinen Wohnung. Im Hintergrund die Skyline von Hongkong. Foto: Privat

Foto: Privat

„Neuseeland war eine unfassbar coole Zeit“, erinnert sich der Willicher Ibrahim Nadir, der zurzeit als Fußballer in Hongkong aktiv ist. Doch für ihn selbst - mit gutem englischen Sprachbackground - war Neuseeland eine „Komfortzone“, wie er selbst sagt. „Ein englischsprachiges Umfeld kannte ich eben schon von meiner Zeit aus den USA. Auch die Kultur war nicht wirklich herausfordernd“, erklärt der Willicher weiter. Asien - das stand schon länger auf seiner Wunschliste. „Ich hatte bereits eine kleine Rundreise durch Südost-Asien gemacht - ich war in Malaysia, Thailand und Vietnam. Ganz andere Sprachen, ganz andere Kulturen“, betont Ibrahim Nadir.

Selbst als Deutschlehrer hat der Willicher Ibrahim Nadir in Hongkong gearbeitet. Foto: Privat

Foto: Privat

Wie der Zufall es nun wollte, stand der Willicher schon während seiner Zeit in Neuseeland in Kontakt mit zwei Fußballvereinen, je einen auf den Philippinen und einen Verein in Hongkong. „Mich hat es dann zunächst auf die Philippinen gezogen, um dort zu kicken.“ Und obwohl ihn der Verein herzlich und zuvorkommend begrüßte, ihm zwei Wochen Zeit gab, sich an das Klima, an die Spielbedingungen und das Leben dort zu gewöhnen, „... entschied ich mich gegen eine Vertragsunterzeichnung. Das Umfeld war mir nicht professionell genug. Fußball hat in den Philippinen in den letzten Jahren sicherlich einen guten Fortschritt gemacht, für mich hatte es sich aber nicht richtig angefühlt.“

Als nächste Etappe stand also China und Hongkong an. „Dort angekommen war ich gleich fasziniert von der schönen Skyline und den zuvorkommenden Menschen. Mit Englisch kann man sich dort gut verständigen“, erzählt der Willicher weiter. In seinem neuen Verein, dem Club Resources Capital FC, für den er aktuell kickt, hat er sich gleich wohl gefühlt.

Hongkong selbst war anfangs für den Willicher eine echte Herausforderung. „Die Überbevölkerung machte sich spätestens bei der Wohnungssuche bemerkbar. Unfassbar hohe Mieten für viel zu kleine Wohnungen. Auf das Leben unter sehr viel weniger Quadratmeter musste ich mich erstmal einstellen“, sagt er und schmunzelt. „Nach einem Jahr in Hongkong ist der Gedanke, dass man Wohnzimmer, Badezimmer und Schlafzimmer getrennt hat, ein purer Luxus-Gedanke. Einfach mal Beine ausstrecken auf einem großen Sofa? Ein Traum“, scherzt er.

Dabei war Fußball in Hongkong nicht alles. Selbst als Deutschlehrer hat er dort an einer Schule gearbeitet. „Purer Zufall“, sagt der junge Kicker. „Das kam so: An einer Schule war kurzfristig ein Deutschlehrer abgesprungen, die Schule stand unter Druck, da das Schuljahr schon angefangen hatte. Ich habe zwar kein Lehramtsstudium, aber habe vor meinem Studium in den USA ein Jahr Germanistik in Wuppertal studiert. Das hatte der Schule gereicht, um mich für ein Jahr als Lehrer einzustellen.“

Trotzdem hat der den Fokus weiter auf Fußball gelegt, so dass er den Lehrerjob nach einem Jahr wieder aufgeben musste. Die Entscheidung war wohl richtig. „Die letzte Saison verlief sehr gut: 21 Spiele, 14 Tore und zehn Vorlagen“, sagt er stolz. Zu Recht auch, denn gekrönt wurde sein fußballerisches Können mit dem ‚MVP Award‘ (Most Valuable Player) durch die Liga Hongkong First Division.

„Ich hätte zu Beginn meiner Zeit nicht gedacht, dass es mehr als ein Ein-Jahres-Projekt wird. Allerdings habe ich mich dazu entschieden, noch eine weitere Fußball-Saison in Hongkong zu bleiben. Wohin es mich danach treibt - das weiß ich jetzt noch nicht.“