Es ist eine Geschichte, die berührt und nachwirkt: Die kleine Ally, ein vierjähriges Mädchen mit Down-Syndrom, wurde im Rahmen des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms ermordet. Sie ist eines von 99 Kindern, die zwischen 1941und 1943 in der sogenannten „Kinderfachabteilung“ in Schwalmtal-Hostert verstarben. Zur Erinnerung an die Opfer wurde in Schwalmtal eine Gedenkstätte errichtet. Dort fand vor zwei Jahren die Veranstaltung „Lichter der Erinnerung“ statt, bei der die
Namen der Verstorbenen illuminiert wurden. André Sole-Bergers von der Lebenshilfe Kreis Viersen war der Organisator. Und dieser Abend war ein Wendepunkt für ihn. Er fragte sich: „Was können wir tun, um die Schicksale noch sichtbarer zu machen?“
Aus dieser Frage entwickelte sich der Wunsch, einen Bildungsfilm über Ally, stellvertretend für alle Kinder mit Behinderung, die der Euthanasie zum Opfer fielen, zu drehen. „Wir erzählen nicht nur Allys Geschichte“, sagt Sole-Bergers. „Wir erzählen von Menschlichkeit, von Würde und von der Gefahr, die entsteht, wenn Menschen als „nicht lebenswert“ gelten.“ Der Film entsteht in Kooperation mit der Krefelder Produktionsfirma Sputnic Visual Arts. Er wird aufwendig per Hand gezeichnet, animiert und professionell eingesprochen. Er soll nach Fertigstellung kostenfrei Schulen, Museen und weiteren Bildungseinrichtungen zur Verfügung gestellt werden.
Am 20. August startet der „Lauf für Ally“ und endet am 25. September: 650 Kilometer von der Gedenkstätte in Hostert bis zur Tiergartenstraße 4 in Berlin – der ehemaligen Zentraldienststelle der NS-Euthanasie-Verwaltung. Der „Lauf für Ally“ ist mehr als eine Spendenaktion - er ist eine Einladung an die Gesellschaft, sich für die Erinnerung und für die Menschlichkeit zu bewegen. Jede
weitere Etappe beginnt und endet an einem Rathaus. Alle sind eingeladen mitzulaufen: ob zu Fuß, mit dem Rollstuhl, Fahrrad oder Scooter, ob trainiert oder nicht. Alle Etappen und der aktuelle Stand werden unter Ally der Film - Lebenshilfe Kreis Viersen e.V. veröffentlicht.