Kooperation feiert Jubiläum Zehn Jahre Hoffnung und Freude

Rheinhausen · Die internationale Kinder- und Jugendbühne Bahtalo ist eine Erfolgsgeschichte. Rheinhauser Kinder und Jugendliche von mittlerweile vier Kontinenten machen Tanz, Theater und Musik, lernen Deutsch, üben Gemeinschaft und bekommen Selbstbewusstsein - es hagelt Applaus und Auszeichnungen. Aber: „Es ist noch nicht alles gut.“

Feiern zehn Jahre Bahtalo (v. l.): Djilia Ali, Bezirksbürgermeisterin Elisabeth Liß, Sascha Bauer vom Kom’ma-Theater, Ulrike Neumann von der Stabsstelle Bildungsregion, Annegret Keller-Steegmann, Theaterpädagoge Thomas Henrich, Green-Schulleiterin Nicole Schlette und Marijo Terzic vom Kommunalen Integrationszentrum.

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Klar, auch die Jubiläumsfeier am Samstagabend war lange im Voraus restlos ausverkauft; mit der Jubiläumsrevue „Wundertüte“ hätte Bahtalo das Kom’ma-Theater wahrscheinlich noch dreimal voll bekommen. „Das Kom’ma-Theater war von Anfang an dabei“, sagt Annegret Keller-Steegmann und erinnert sich an 2013, „als es in den Peschen hoch her ging und Autos mit 70 bis 80 km/h und Hitlergruß durch Rheinhausen donnerten.“ Landesweit haben sich damals Rechtsextreme gegen die Zugezogenen organisiert und Zusammenstöße provoziert. Es musste was getan werden, gegen die widerwärtige Hetze und für die neuen Rheinhauserinnen und Rheinhauser. Und Kom’ma-Theater, der Runde Tisch Rheinhausen, RAA Duisburg (heute das Kommunale Integrationszentrum), evangelische Christus- und Friedenskirchengemeinde Rheinhausen, „art@work“ und das Junge Ensemble Ruhr taten was, nämlich sich zusammen, und luden die Kinder der Roma-Familien aus Bergheim ein, um ihnen in den Sommerferien Hoffnung und Freude zu schenken, in der Sprache der Roma: „Bahtalo“.

„Immer donnerstags haben wir dann die Kinder in den Peschen abgeholt und sind dahin gefahren, wo wir gerade hin konnten“, sagt Annegret Keller-Steegmann, „wir hatten ja kein Zuhause.“ Seitdem bietet Bahtalo Kindern und Jugendlichen verschiedene Musik-, Tanz-, Theater, Kunst- und Sportwerkstätten in Rheinhausen an. Waren es zunächst überwiegend Kinder aus Roma-Familien, kamen seit 2015 junge Geflüchtete aus allen Krisenregionen der Welt hinzu – und mit der Gründung der Sekundarschule Rheinhausen, heute Green Gesamtschule, zunehmend Rheinhauser Kinder vieler Nationen. „Für die Integration der Kinder ist Bahtalo Gold wert“, sagt Green-Schulleiterin Nicole Schlette, „weil sie sich hier anders zeigen, Selbstbewusstsein aufbauen können. Das ist ein Riesenfaktor für uns, auch für die Spracherziehung.“ Djilia Ali aus Syrien hatte anfangs gar keine Lust, mit ihren neuen Mitschülern zu reden. „Man hat ja auch Angst, dass man ausgelacht wird, wenn man die Sprache nicht kann.“ Die Sprache lernte sie auch auf der Bühne bei Bahtalo, sie überwand ihre Angst und erlebte Erfolg. Gerade hat sie ihr Abitur gemacht.

„Ich hab mich ja verliebt in ’Alice im Alman-Land’“, sagt Bezirksbrgermeisterin Elisabeth Liß. Denn, ergänzt Sascha Bauer vom Kom’ma-Theater: „Bahtalo ist ja nicht nur ein Sozialprojekt, sondern hier werden Kinder und Jugendliche richtig an künstlerischen Projekten beteiligt.“

Trotz alledem bekommt Bahtalo immer noch keine institutionelle Förderung, hat immer noch keine eigenen Räume. „Wir freuen uns über die vielen Preise“, sagt Annegret Keller-Steegmann, „aber wir brauchen unbedingt eine Lösung, dass, auch wenn wir mal nicht erfolgreich sind, wir weitermachen können.“