Protesttag am 14. Juni Apotheken bleiben zu

Niederrhein · Am kommenden Mittwoch, 14. Juni, werden die Apotheken in ganz Deutschland geschlossen bleiben: Zum ersten Mal in der Geschichte der Bundesrepublik gibt es einen Apothekenprotesttag. Die Arzneimittelversorgung bleibt aufrechterhalten, allerdings nur über die Notdienstapotheken - zwischen Duisburg-Rheinhausen und Rheinberg ganze zwei.

Die Apotheker Simon Krivec, Julius Krivec, Wera Döring, Gregor Krug, Muhammed Gülsen und Hubert Schnölzer (v. l.) klärten über den Apothekenprotesttag auf.

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„Das zeigt, dass gehörig was schief ist“, sagt Simon Krivec von der Adler-Apotheke Moers zum geschlossenen Protest aller Apotheker. Es geht vor allem, aber nicht nur um Geld.

Da sind die Lieferengpässe. Die fehlenden Fiebersäfte für Kinder, die im Dezember für Empörung sorgten, waren nur ein vorläufiger Höhepunkt. „Laut dem Bundesinstitut für Arzneimittel sind aktuell 490 Medikamente nicht lieferbar“, so Krivec, „das betrifft alle Altersklassen und Indikationen.“ Schon jetzt nehme die Suche nach alternativen Präparaten viel Zeit ein und verursache Frust und Verunsicherung auf Apotheker- wie Patientenseite.

Überhaupt, die Rezepte: Macht die Arztpraxis da einen Formfehler - da genügt schon der fehlende Vorname des Arztes - und der Apotheker übersieht das, kann die Krankenkasse der Apotheke die Erstattung des Medikaments, das der Patient ja längst erhalten hat, im Nachhinein verweigern. „Bei hochpreisigen Medikamenten kann das existenzgefährdend sein“, so Krivec.

Denn Apotheker sind Kaufleute, was sie vorrätig haben, haben sie bereits bezahlt, gehen also in Vorleistung, erklärt Krivec, und zwar im Schnitt mit 250.000 Euro pro Monat. Dafür dürfen sie eine sogenannte Handling-Fee von drei Prozent auf den Medikamentenpreis aufschlagen. Ansonsten bekommen sie, ob das Medikament nun fünf oder 50.000 Euro kostet, pro verkaufter Packung ein Honorar von 8,35 Euro - das gleiche Honorar wie 2004, so Krivec. Von 3,2 Millionen Euro Umsatz einer durchschnittlichen Apotheke in Deutschland 2022 bleiben nach Abzug von Wareneinsatz und Personalkosten 163.000 Euro - wovon der Inhaber dann noch Steuern, Altersvorsorge, laufende Kredite und Investitionen bestreiten muss. Manche Apotheker verdienten weniger als ihre Angestellten, so Krivec - wenn sie denn noch welche haben. Immer mehr geben gleich ganz auf. „Wir brauchen mehr Geld, damit der Beruf attraktiv bleibt“, so Krivec.

Notdienst am 14. Juni: Adler-Apotheke, Kirchstr. 4-6, Moers
Hirsch-Apotheke, Auguststr. 45, Kamp-Lintfort