Viele zualssungsfreie Fächer an der UNi Duisburg/Essen Welches Studium passt zu mir?

NIEDERRHEIN · "Erstmal irgendwas studieren" — das ist lange vorbei, auch der ewige Student mit 24 Semestern Germanistik und Berufsziel Taxifahrer ist ein weitgehend ausgestorbenes Klischee. Die Bologna-Reform hat das Studium gestrafft, verschult, wohl auch verschärft.

Foto: Uni DUE

Verbunden mit dem Ziel, das Studium berufsnäher und zielführender zu gestalten, sind aber auch jede Menge neue, spezialisiertere Studiengänge eingerichtet worden. Rund 2.000 verschiedene grundständige Studiengänge kann man allein an den 50 öffentlich-rechtlichen Fachhochschulen und Universitäten
in Nordrhein-Westfalen belegen; mehr als 7.500 Bachelorstudiengänge gibt es mittlerweile insgesamt in ganz Deutschland. Da haben Abiturienten die Qual der Wahl. Das Satiremagazin "Titanic" hat mal eine Titelseite gemacht. "Welches Studium passt zu mir?" stand darauf, und im Hintergrund zeichnete sich die quasi eh schon vorgegebene Antwort ab: "BWL". Doch nicht jeder möchte Stromlinie, und andererseits erfordert ja auch ein Studium der Betriebswirtschaftslehre gewisse Begabungen. Die man aber möglicherweise gar nicht hat. Glücklich diejenigen, die schon bei der Wahl ihrer Leistungskurse sicher waren, dass sie mal Medizin studieren wollen und sich deshalb auf Physik, Chemie, Biologie fokussiert haben. Die haben sich jetzt längst auf einen Platz für das zulassungsbeschränkte Fach beworben. Aber keine Panik. Wer sich noch nicht entschieden oder die Bewerbungsfrist fürs NC-Fach hat verstreichen lassen, muss deshalb den kommenden Herbst nicht mit Laubharken verbringen. An der Uni Duisburg-Essen zum Beispiel ist mittlerweile rund die Hälfte der angebotenen Studiengänge zulassungsfrei.

Noch vor zwei Jahren hatte die UDE — aus Angst vor dem Ansturm des damaligen
Doppeljahrgangs von "Zwölfer-" und "Dreizehner-Abiturienten" viele Studiengänge mit einem Numerus Clausus belegt. Das hatte dazu geführt, dass sich selbst viele derjenigen Abiturienten nicht beworben haben, deren Notendurchschnitt durchaus gereicht hätte. Der Ansturm blieb aus, die Uni hat dazugelernt. Gerade viel benötigte Fächer, etwa aus dem MINT-Bereich, Mathe und Physik zum Beispiel, sind an der UDE wieder zulassungsfrei. Von A wie "Angewandte Informatik - Ingenieurund Medieninformatik" über "Electrical and Electronic Engineering" bis, naja, W wie "Wirtschaftsmathematik" — alles Z wie zulassungsfrei an der UDE im Angebot. Auch im Bereich Lehramt: jede Menge zulassungsfrei, ob für Grundschule, Gymnasium oder Berufskolleg. Rund 7.300 Studienplätze für Erstsemester hat die UDE zum kommenden Wintersemester zu vergeben.

Womit aber die für viele entscheidende Frage immer noch nicht beantwortet ist: Welches Studium passt zu mir? Wer die Frage googelt, bekommt massenweise Tests angeboten. Wem vertrauen? Wer bietet mehr als nur Standardergebnisse oder das, was man ohnehin schon über seine Begabungen und Neigungen weiß? Die 50 öffentlichen Fachhochschulen und Unis in NRW haben sich zusammengetan und den "Studifinder" entwickelt. Wer studieren möchte, bekommt hier vielfältige Hilfestellungen. Alle Fachhochschulen und Universitäten haben ihre Studiengänge dafür in eine Datenbank eingebracht. Es gibt die "Studisuche", welche Studiengänge in NRW angeboten werden, der "Studikurs" gibt Tipps zur Vorbereitung auf einzelne Fächer. Und einen Test gibt es auch. Wer möchte sich schon durch 2.000 Studiengänge klicken. So ist der "Studitest" darauf angelegt, die Suche immer weiter einzugrenzen, je nach Neigung, Vorlieben und Begabung. Am Ende kommt dann idealerweise das eine, passende Studienfach heraus.Der Studitest hat allerdings seinen Preis: Er kostet Zeit. Die allerdings gut investiert ist. Der Studitest besteht aus fünf getrennten Tests. Deren Bearbeitung dauert von fünf bis zu 80 Minuten. Keine Sorge: Man kann Pausen einlegen, zwischenspeichern und später weitermachen. Und: Nach jedem Test gibt es eine Auswertung mit konkreten Studienvorschlägen. "Wie ich denke und arbeite", "Was mir beim Lernen Spaß macht", "Was ich beruflich gern machen möchte", "Was ich am liebsten lernen möchte" und "Welche Studienbedingungen zu mir passen" sind die einzelnen Tests überschrieben. Insbesondere der erste, "Wie ich denke und arbeite", hat es durchaus in sich, aber vor allem den sollte man unbedingt beenden! Überhaupt gilt: Konzentrieren und Durchhalten. Denn nach dem Komplettdurchlauf gibt es eine Gesamtauswertung.

Die Suche nach dem passenden Studienfach macht sich offensichtlich bezahlt. 6.245 Erstsemester haben sich im letzten Wintersemester an der Universität Duisburg-Essen eingeschrieben. Von denen wollte die Prorektorin für Studium und Lehre, Dr. Isabell van Ackeren, wissen: Fühlt Ihr Euch hier von Beginn an wohl? (Zugegeben, sie hat die Erstsemester natürlich nicht geduzt.) Mehr als 3.700 Erstis hat sie, befragte mit Unterstützung des UDE-Zentrums für Empirische Bildungsforschung (ZeB), befragt; knapp 70 Prozent von ihnen haben geantwortet. Sozusagen mit Ja. Denn die meisten Erstsemester haben sich für die UDE entschieden, weil der gewählte Studiengang ihrem fachlichen Interesse entspricht. Verkehrstechnische Anbindung und Nähe zum Heimatort
sind ebenfalls wichtig. Wichtig auch, dass die Möglichkeit besteht, an der UDE ein Masterstudium anschließen zu können und die Uni passgenaue Unterstützung anbietet. Mit ausschlaggebend waren zudem der gute Ruf der UDE und des gewählten Studiengangs. Knapp 84 Prozent bewarben sich zwar zeitgleich auch an bis zu acht anderen Universitäten. Bei völliger Wahlfreiheit, also unabhängig etwa von finanziellen Einschränkungen, hätten sich dennoch viele für die UDE entschieden. Passendes Studium hin oder her, auch der Studienort ist wichtig.
Was hat da Duisburg zu bieten? Die Innenstadt macht sich, haben die Erstis vom letzten Jahr gesagt; "hier
tut sich was", schrieb einer der Befragten. Doch viele Erstsemester wünschen sich bessere Zukunftsperspektiven.
Aber daran können sie ja in ein paar Semestern, mit Bachelor und Geschäftsidee in der Tasche, selbst mitwirken.