Themenvielfalt zwischen "Flüchtlingsintegration" und "Verkaufsoffenem Sonntag" Synode im Kirchenkreis Moers tagte

Niederrhein · 138 Synodale folgten am 10. November um 17 Uhr dem Läuten der Glocken, die zum Gottesdienst in die Ev. Dorfkirche Baerl einluden. Eingeläutet wurde damit zugleich die Synode, das Kirchenparlament, der 28. Ev.

Die Synode im Kirchenkreis Moers kam am 10. und 11. November zusammen.

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Kirchengemeinden im Kirchenkreis Moers.

Superintendent Wolfram Syben berichtet der Synode.

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Uta Bülbring, Pfarrerin der Ev. Christuskirchengemeinde Rheinhausen, predigte. Die Kollekte fließt in den kreiskirchlichen Flüchtlings-Rechtshilfefonds. 550 Euro kamen zusammen. Durch den Rechtshilfefonds kann für im Kirchenkreis lebende Flüchtlinge Hilfe gewährt werden durch Zuschüsse zu den Kosten für Rechtsanwälte, bei Behörden und Gerichten sowie für die Beratung von Kirchengemeinden in ihrer Unterstützung von Flüchtlingen und Asylbewerbern. Antragsberechtigt sind die Kirchengemeinden und die Einrichtungen des Kirchenkreises Moers. Die Zahl der Anträge ist in den letzten Jahren stark angestiegen. Nach der Konstituierung der Synodaltagung überbrachte Superintendent Wolfram Syben die Grüße der Superintendenten der Nachbarkirchenkreise und des Partnerkirchenkreises Oderland-Spree. Einen Gruß sandte auch der Duisburger Oberbürgermeister Sören Link. Ein eindringliches Grußwort sprach Karl Rieger, Dechant für Kamp-Lintfort. Für sein Plädoyer für eine menschennahe Ökumene bekam er von der Synode regen Applaus.

Anschließend begann Superintendent Wolfram Syben seinen Bericht. Darin ließ er das Reformationsjahr Revue passieren. Die Menge von Veranstaltungen und die Menge unterschiedlicher Perspektiven auf die Reformation habe die Vielfältigkeit im Kirchenkreis Moers gezeigt. Besonders auf die gelingende Ökumene vor Ort, die auch während des Reformationsjahrs deutlich erkennbar gewesen sei, etwa beim ökumenischen Friedensgebet in einer katholischen Kirche am Festtag des Kirchenkreises Moers, machte Syben aufmerksam. Die Frage, was das Jahr gebracht habe, beantwortete Syben, dass die Ev. Kirche ihre Substanz, tiefgehende Überzeugungen und eine wertvolle Botschaft an diese Welt gezeigt habe. Das sei wichtig in einer Zeit, in der das Wissen um religiöse Überzeugungen nicht mehr vorausgesetzt werden könne.

"Wir werden wie die ersten Christen neu erklären müssen, was unseren Glauben ausmacht und welche Konsequenzen wir daraus ziehen für die großen Fragen der Anwaltschaft für die Armen, für die Herausforderungen der Bewahrung der Schöpfung, für unseren Einsatz für ein Leben in Frieden und für einen gerechten Umgang unter uns Menschengeschwistern. Wir werden neu davon erzählen müssen mit unseren Worten und mit unseren Taten, warum wir für einen menschenwürdigen Umgang mit Geflüchteten eintreten, warum die Liebe zum Nächsten nicht an einer Gruppen- oder Nationengrenze haltmachen kann und warum wir von unserem Gott mehr erwarten als das, was wir selber ins Werk setzen können.”

Zudem hätte es die Vergewisserung gebracht über die "Richtschnur für mein Leben und Handeln, mein Entscheiden und Unterlassen”. Dazu gehöre, sich "selbst im Gespräch mit den Schwestern und Brüdern ins Gespräch mit den Worten der Heiligen Schrift begeben, den eigenen Verstand und das eigene Gewissen einsetzen, prüfen und befragen, um zu guten und tragfähigen Entscheidungen zu kommen.” In der Gegenwart, in der von Postfaktizität und alternativen Fakten ernsthaft gesprochen werde und damit das auf nachprüfbaren Erkenntnissen basierende Denken der Aufklärung in Frage gestellt werde, sei das von großer Bedeutung. "Umso mehr braucht es dann klare Denkerinnen und Denker und mutige Menschen, die die Dinge beim Namen nennen und aussprechen, wie es wirklich ist, die Ungerechtigkeiten beim Namen nennen, Verantwortliche zur Rechenschaft ziehen und frei heraus sagen, wenn der Kaiser keine Kleider anhat.”

Syben nahm auch schwierige Rahmenbedingungen für die Kirche in den Blick, etwa Auflagen für Kitas, die nicht leicht umzusetzen seien, die Bevölkerungsentwicklung und damit den Rückgang der Zahl der Kirchenmitglieder, verändertes Freizeitverhalten der Bevölkerung etc. "Und wir können und sollen aufmerksam füreinander sein, um die Lasten, die wir zu bewältigen haben, möglichst solidarisch zu tragen. Dafür ist die unbedingte Voraussetzung, einander im Blick zu behalten und miteinander im Gespräch zu sein, damit wir auch mitbekommen, was wen wo besonders belastet und wem was besonders schwer fällt." Das entspreche der Bibelstelle I Kor 12, 26a: Und wenn ein Glied leidet, leiden alle Glieder mit (...).

Das Mitleiden und gegenseitiges Helfen reduziere sich nicht auf die Gemeindeebene. "Dass wir als Kirche in so vielen Gemeinden, im Bereich der Erwachsenen- und Familienbildung, des Gemeindedienstes für Mission und Ökumene, der Schul- und Jugendarbeit und mit den vielfältigen Unterstützungsangeboten der Diakonie den Menschen, die auf der Flucht zu uns gekommen sind, mit tatkräftiger Hilfe zur Seite treten, ist eine segensreiche Konkretion unseres Auftrags in dieser Welt.” Diese Hilfe mit einer "Obergrenze” und "erschöpfter Integrationskraft” zu beschränken, sei falsch. Deutschland habe nach dem zweiten Weltkrieg Millionen von Flüchtlingen helfen können. Hilfe dürfe nicht national verengt werden: In der Geschichte vom barmherzigen Samariter werde ohne Ansehen von Nationalität oder Religion dem geholfen, der sich in konkreter Not befinde. Hinsichtlich der Veränderungsprozesse der letzten Jahre in Gemeinden, Verwaltung und Kirchenkreis verwies Syben auf die großen Belastungen für alle Beteiligten. "Der Prozessstress für alle Beteiligten ist erheblich und ich glaube, wir tun gut daran, wenn wir in der nächsten Zeit einer Linie des "Stop starting. Start finishing" folgen, um uns in eine Phase der Konsolidierung und der Stabilisierung zu bewegen.”

Nach der Aussprache über den Bericht des Superintendenten informierten sich die Synodalen in kleinen Gruppen über die Tätigkeiten verschiedener Arbeitsbereiche des Kirchenkreises während der zurückliegenden Monate.
Der zweiten Tag begann mit einer Andacht. Anschließend standen Wahlen auf dem Programm. Gewählt wurden unter anderen Hinrich Kley-Olsen zum Synodalbeauftragten für Bewahrung der Schöpfung und Gerechtigkeit/Eine Welt; Pfarrer i. R. Dr. Reinhard Schmeer zum Synodalbeauftragten für Frieden; Pfarrerin Gunda Wittich zur Synodalbeauftragten für den theologischen Nachwuchs.

Anschließend sprach sich die Synode noch gegen die Ausweitung verkaufsoffener Sonntage aus. Der Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt wies darauf hin, dass die in Nordrhein-Westfalen geplante Ausdehnung verkaufsoffener Sonntage ein weiterer Schritt zur Aushöhlung des besonderen Charakters des Sonntags sei. Der Sonntag dürfe nicht zum Werktag werden. Der arbeitsfreie Sonntag sei eine frühe soziale Errungenschaft und auch heute als Tag der Ruhe, des Gottesdienstes, der Gemeinschaft, der Befreiung von Sachzwängen, Fremdbestimmung und Zeitdruck unverzichtbar. Er sei ein Tag in der Woche, an dem viele Menschen frei sind von Arbeit, für die sozialen Beziehungen in der Familie, in der Kirche, im Vereinsleben, in der Nachbarschaft, im Sport und in der Gesellschaft insgesamt. Der Schutz des Sonntags sei nicht Sache der Christen allein, sondern Angelegenheit der ganzen Gesellschaft, denn der Sonntag verkörpere die Freiheit des Menschen von einer rein ökonomisch orientierten Lebensweise.

Die Kreissynode beschloss, einen Antrag an die Landessynode zu stellen mit folgendem Wortlaut: "Die Landessynode möge ein deutliches Wort gegen die Ausweitung der Sonntagsöffnung richten und die Landesregierung NRW auffordern, von der geplanten erneuten Revision des Ladenöffnungsgesetzes (LÖG) hin zu einer weiteren Liberalisierung des Sonntagsschutzes Abstand zu nehmen. Die Landessynode appelliert an die christlich-demokratisch geführte Landesregierung, weder die Anzahl verkaufsoffener Sonntage zu erhöhen noch den Anlassbezug wegfallen zu lassen." Zudem werden die Kirchengemeinden gebeten, sich für den Schutz des Sonntags einzusetzen.

Darüber hinaus wurde die Notfallseelsorge beraten und eine Modifizierung anvisiert. Zu guter Letzt stand auch der Haushalt auf der Tagesordnung.

Kirchenkreis und Gemeinden nehmen nach Abzug der Pfarrgehälter und einer Umlage von 5 Euro pro Gemeindeglied für die Kindertagesstätten in den Gemeinden 11,65 Millionen Euro aus Kirchensteuern und Ausgleichszahlungen der Landeskirche ein. 75 Prozent (früher 73,9 Prozent) des Geldes stehen den Gemeinden zur Verfügung, mit dem Rest finanziert der Kirchenkreis Dienste im Auftrag der Gemeinden, etwa die Erwachsenenbildung, Familienbildung, Diakonieumlage etc. Der detaillierte Haushalt kann bis zum 8. Dezember in der Superintendentur Kirchenkreis Moers, Mühlenstraße 20, 47441 Moers eingesehen werden. Bitte vorher unter 02841-100125 einen Termin ausmachen.
Abschließend wurden noch drei verbindliche Kollekten datiert und die Termine für die nächsten Sydonaltagungen anberaumt: 22. / 23. Juni sowie 16. / 17. November 2018.